Schleswig-Holstein

Drei Flensburgerinnen und ihr „Tuedelboard“ für Kleinkinder

Drei Flensburgerinnen und ihr „Tuedelboard“ für Kleinkinder

Drei Flensburgerinnen und ihr „Tuedelboard“ für Kleinkinder

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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Franka Heers, Julia Redepenning und Nele Tuznik (von links) wollen „Frauen in Technik und tuedelboards für alle!“ – so lautet jedenfalls das Motto ihrer Website. Foto: Staudt/shz.de

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Nele Tuznik, Julia Redepenning und Franka Heers arbeiten auf dem Campus Flensburg. Mit ihrem von Yooweedoo geförderten Tuedelboard für Kinder bringen sie Frauen und Technik zusammen.

Sie heißen auch „busy board“ oder „activity board“ und sollen die Motorik von Kleinkindern schulen. Nele Tuznik, Julia Redepenning und Franka Heers haben ihre Spielbretter „Tuedelboard“ getauft. Auf einem ihrer Modelle kann man zum Beispiel eine Figur durch ein Labyrinth führen oder an einer Schablone, die einem Schnürschuh ähnelt, Schleifen binden.

Die drei Frauen arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Hochschule Flensburg und waren Preisträgerinnen beim Yooweedoo-Ideenwettbewerb 2022. Ihr Projekt zum Tuedelboard wurde von den „Zukunftsmacher*innen“, die an der Uni Kiel angesiedelt sind, mit 2000 Euro gefördert. Andere Flensburger Yooweedoo-Preisträger sind beispielsweise der Leihladen „Leila“ und die „Waldquallen“, die Speisepilze auf Kaffeesatz züchten.

Workshops als einfacher Einstieg in die „Maker-Szene“

„Unser Projekt ist nicht das Board selbst, sondern wir bieten Workshops an, wo Frauen ein eigenes Board bauen können“, präzisiert Franka Heers. Die 35-Jährige hat Maschinenbau und Berufspädagogik studiert. Zum ersten Geburtstag ihrer Tochter habe sie das Tuedelboard vollendet, das ihre Kollegin Nele Tuznik angefangen hatte zu bauen. Die 28-Jährige aus Harrislee hat IT und Design in Dänemark studiert.

Mit Julia Redepenning, die ebenfalls in Dänemark studierte, hat sie zusammen auf dem Campus im Bereich Unterstützung von Start-ups gearbeitet. „Wenn man viel mit Gründungsprojekten arbeitet, dann möchte man es auch mal ausprobieren“, sagt Tuznik. Schließlich empfehlen sie das auch immer ihren Studierenden.

Mit den Workshops solle der Einstieg in die „Makerinnen-Szene“ gelingen, ohne, dass von den Teilnehmerinnen technisches Wissen erwartet würde.

Im Netz gebe es wahnsinnig viele, aber „unverhältnismäßig teure“ Boards, sagt Franka Heers. Im Workshop motivieren die drei Hochschulmitarbeiterinnen Frauen dazu, individuelle Ideen in offenen Werkstätten wie dem Flensburger FabLab umzusetzen.

Mittels Laser-Cutter fertigen die Teilnehmerinnen digital die Bestandteile ihres eigenen Boards. „Das klingt nach Raketentechnik“, sagt Heers lächelnd. Doch tatsächlich müsse man sich lediglich mit Bildbearbeitungstechnik beschäftigen und mit Vektorgrafik.

Analoge Werkstatt-Aktivitäten in Gestalt von Sägen, Schleifen und den Akkuschrauber schwingen kommen hinzu. Das sei auch ein Grund, warum sich ihre Workshops an Frauen richten, da sind sich die drei einig und kennen wissenschaftliche Studien dazu: Sobald ein Mann im Raum ist, wird der sehr wahrscheinlich um technische Hilfe gebeten. Außerdem seien offene Werkstätten noch nicht so gut besucht von Frauen.

Tuedelboards: Nachhaltig und im Sinne der Kreislaufwirtschaft

Nachhaltig und im Sinne der Kreislaufwirtschaft sind die Tuedelboards, weil ihre Erfinderinnen mit Akteuren wie der Kieler Wertstoffbox zusammenarbeiten. Auf diese Art kommt beim Tuedelboard zum Beispiel ein ausgedienter Schminkspiegel zu neuen Ehren.

Nele Tuznik beschreibt das Trio als sehr gut darin, Dinge durchzuziehen, die sein müssen, weil sie zum Beispiel eine Deadline haben. Sie resümiert: „Ohne Yooweedoo hätten wir das nicht gemacht.“

Beim Yooweedoo-Wettbewerb, der auf nachhaltige, gemeinwohlorientierte und sozialunternehmerische Vorhaben zielt, muss man mindestens einen Mitstreiter mitbringen. Auch eine Projektskizze und ein kurzes Video sind Voraussetzungen für die Bewerbung.

Ideen, wie die Tuedelboard-Workshops weitergehen können, haben die drei Mitarbeiterinnen der Hochschule. Ein Anlass, dies auch in ein konkretes Konzept zu gießen, fehlt aber noch. Eine zweite Bewerbung beim Ideenwettbewerb wäre möglich, wenn sie die Ausgangsidee fortentwickeln, etwa durch ein Finanzierungsmodell oder die Vermarktung. Dann würden sie auch vom Netzwerk und von Events wie dem Summer Camp oder digitalen Workshops der Yooweedoo-Zukunftsschmiede profitieren.

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