Umweltfreundlichere Schifffahrt

Drei neue Hybrid-Fähren für den Nord-Ostsee-Kanal getauft

Drei neue Hybrid-Fähren für den Nord-Ostsee-Kanal getauft

Drei neue Hybrid-Fähren für den Nord-Ostsee-Kanal getauft

SHZ
Hochdonn
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Abfahrbereit: Die neuen Fähren sollen in den nächsten Wochen ihren Betrieb aufnehmen. Foto: Michael Ruff/shz.de

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Noch werden die Batterien der neuen Schiffe durch Diesel-Aggregate geladen, bald soll das durch Landstrom geschehen.

Alle guten Dinge sind zwei. Zumindest ist das gestern bei Monika Steen so. Denn die Verwaltungsangestellte bei der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung (WSV) in Hochdonn (Kreis Dithmarschen) braucht zwei Anläufe bis sie die obligatorische Flasche Sekt an der Wand der „Arlau“ zerschellen lassen – und damit die Kanalfähre taufen kann. „Jedes Schiff ist sicher für den Hafen, aber dafür ist es nicht gebaut“, sagt die 54-Jährige und heißt eine von drei neuen Hybridfähren auf dem Nord-Ostsee-Kanal willkommen.


Nach der Schulung der Crew und dem Probebetrieb werden die Fähren „Arlau“, „Alster“ und „Stecknitz“ in den kommenden Wochen in Hohenhörn, Hochdonn und Nobiskrug über den Kanal pendeln. In den nächsten acht bis zehn Jahren will die WSV nach und nach alle 16 Kanalfähren erneuern, die meist 60 oder mehr Jahre auf dem Buckel haben. Das wird nicht ganz billig: Allein für die jetzt getauften drei Fähren zahlt der Bund 21 Millionen Euro.


Außen sind die neuen den alten weißen 45-Tonnen-Kanalfähren nachempfunden, drinnen sind sie grüner, wie Juri Taal sagt, der die Schiffe in Estland gebaut hat. Denn das Herzstück sind die großen Batterien, die die Fähren elektrisch antreiben. Noch werden sie durch Dieselmotoren aufgeladen, die allerdings rund 30 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als die Motoren der alten Fähren, sagt Peter Bielke von der WSV. Zudem laufen schon die Planungen für die erste Landstromanlage am Kanal, mit deren Fertigstellung der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Nord-Ostsee-Kanal, Detlef Wittmüß, für 2023 rechnet. Später sei ein komplett emmissionsfreier Betrieb aller Fähren möglich.


Für weniger Abgase soll auch die neue Verriegelungstechnik sorgen. Mit speziellen Haken werden die Fähren am Anleger gehalten, die Motoren können beim Be- und Entladen ausgeschaltet werden.

Neue Technik zum Anlegen

Wie oft eine Fähre mit einer Batterieladung über den Kanal pendeln kann, hänge vor allem von den Witterungseinflüssen ab. Denn im Sommer laufe die Klimaanlage, im Winter die Heizung. „Aber mehrere Stunden Batteriebetrieb sind auf jeden Fall möglich“, meint Wittmüß.


„Wir investieren in die Zukunft und optimieren die Kanalquerungen“, sagt der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, der sich mit den neuen Fähren als Vorreiter sieht. Die seien ein besonderes Aushängeschild für den Kanal, der Identifikation für alle Schleswig-Holsteiner biete. So auch für Monika Steen, die nach überstandener Taufe sichtlich erleichtert ist. „Hat dann ja doch geklappt“, sagt die Frau, die vor Jahren schon einmal ein Arbeitsschiff getauft hat. Alle guten Dinge sind bei ihr eben zwei – auch wenn jetzt drei neuen Kanalfähren ihren Dienst aufnehmen werden.


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