Klimaschutz in SH

Energieeffizientes Sanieren wird im Norden Milliarden kosten

Energieeffizientes Sanieren wird im Norden Milliarden kosten

Energieeffizientes Sanieren wird im Norden Milliarden kosten

SHZ
Kiel
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Ausschließlich dämmen reicht nicht aus und kostet viel zu viel Geld. Foto: Valentyn Semenov via www.imago-images.de/shz.de

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Schleswig-Holsteiner verbrauchen deutlich mehr Energie als andere. Bis 2045 sollen Gebäude klimaneutral sein. Experten fordern, regenerative Energien einzurechnen.

In kaum einem Bundesland wird mehr Energie durch private Haushalte verbraucht als in Schleswig-Holstein. Das geht aus einer Erhebung der Investmentgesellschaft Empira hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach verbraucht jeder Schleswig-Holsteiner im Jahr etwa 30 Gigajoule Energie.

Das reicht aus, um einen Fernseher mehr als sechseinhalb Jahre laufen zu lassen. Nur in Brandenburg und im Saarland wird auf den Einwohner gesehen mehr Energie verbraucht.

„Die Schleswig-Holsteiner wohnen besonders energieintensiv. Das liegt an dem hohem Anteil an Ein- und Zweifamilienhäuser, die in der Gesamtbilanz einen höheren Energieverbrauch aufweisen, als etwa Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Beinahe 85 Prozent des Gebäudebestands entfallen auf Ein- oder Zweifamilienhäuser“, sagt Prof. Steffen Metzner, Head of Research der Empira AG.

Energieeffizient sanieren

Eine Möglichkeit, den hohen Energieverbrauch zu reduzieren, wäre eine energieeffiziente Sanierung. Dafür gibt es vom Bundeswirtschaftsministerium nun auch deutlich mehr Geld. „Wir stellen für 2021 nochmal insgesamt 11,5 Milliarden Euro für die energetische Gebäudesanierung bundesweit zur Verfügung. Das sind nie da gewesene Rekordsummen und gut angelegtes Geld für Klimaschutz und für Arbeitsplätze“, so Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

Zum Vergleich: Wenn man bis 2045 alle Bestandsgebäude im Norden modernisieren wollte, wären Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro notwendig. „Es ist sehr gut, dass der Bund noch einmal mehr Geld gibt. Die Förderprogramme werden gut in Anspruch genommen. Das hat der Modernisierung unseres Gebäudebestandes einen echten Schub gegeben. Allerdings reicht auch das zusätzliche Geld nach Berechnungen der Fachleute nicht, um alle Häuser rechtzeitig auf den gewünschten Stand zu bringen“, sagt Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack.

Fachkräfte fehlen

Eine Auswertung der Accentro Real Estate AG und des Instituts der deutschen Wirtschaft hat ergeben, dass bundesweit sogar 1,3 Billionen Euro benötigt werden, um die Gebäude bis 2050 energetisch zu sanieren und instand zu halten. Das entspräche Investitionen von 43 Milliarden Euro jährlich. „Für die Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor müssen enorme Summen von Immobilienwirtschaft und Gesellschaft investiert werden.

Auch der Fachkräftemangel blockiert vielerorts die notwendigen energetischen Maßnahmen“, sagt Lars Schriewer, Vorstandsvorsitzender der Accentro Real Estate AG. Er fordert deshalb, Programme zu entwickeln, um dem Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft Herr zu werden.

Nach Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräfte im Institut der deutschen Wirtschaft konnten nur 25 Prozent der Stellen im Bereich Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik besetzt werden. Auch Alexander Blažek, Vorstandsvorsitzender des Grundeigentümerverbandes Haus & Grund Schleswig-Holstein, fordert deshalb einen anderen Weg.

Regenerative Energien

„Die Wärme in Wohnungen muss künftig nicht mehr mit fossilen Energieträgern erzeugt werden, sondern mit erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne. Diese Umstellung ist wesentlich kostengünstiger als jedes Haus mit Wärmedämmung zuzukleistern“, sagt er.

Sütterlin-Waack ist ebenfalls der Meinung, dass der reine Blick auf die energieeffizienten Sanierungen nicht ausreicht. „Für unsere Maßnahmen muss der echte CO2-Verbrauch eines Gebäudes entscheidend sein, nicht der theoretische Effizienzstandard. Ein mit erneuerbarer Energie geheiztes Haus ist unabhängig von der Dämmung klimaneutral“, sagt sie. Noch stünden die geltenden Gesetze solchen Vorhaben häufig im Weg.

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