Fördergebiet Mittelplate

Energiekrise: CDU will mehr Öl aus der Nordsee holen

Energiekrise: CDU will mehr Öl aus der Nordsee holen

Energiekrise: CDU will mehr Öl aus der Nordsee holen

SHZ
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Hat seit Förderbeginn 1987 über 37 Millionen Tonnen Öl aus der Erde geholt: Die Plattform Mittelplate. Foto: dea wintershall Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Bei der Suche nach Alternativen zu russischer Energie wirbt die CDU dafür, das Erdöl-Fördergebiet vor Dithmarschen zu erweitern. Die Jamaika-Koalition will heute darüber beraten.

Die CDU im Landtag bringt eine Ausweitung der Erdölförderung in der Nordsee vor Schleswig-Holstein in die Diskussion. Angesichts der fieberhaften Suche nach Alternativen zu russischen Importen sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Lukas Kilian: „Für eine ernsthafte Energiesouveränität müssen wir prüfen, ob, wo und wie wir auch bei uns fossile Energieträger fördern können.“ Der Abgeordnete spricht sich deshalb dafür aus, dem Unternehmen Wintershall DEA im Fördergebiet Mittelplate vor der Küste von Dithmarschen eine zusätzliche Fläche zur Ausbeute zu bewilligen.

Das Konzept liegt schon vor

Es geht dabei um den so genannten „Südzipfel“. Die Vorkommen dort beziffert DEA auf rund zwei Millionen Tonnen. Das Areal ragt über ein ungleich größeres Feld hinaus, das die Firma bis 2041 ausbeuten darf. Dort werden jährlich rund eine Million Tonnen Öl gewonnen. Es ist die mit Abstand größte Lagerstätte in Deutschland. Im September 2019 hat DEA eine Fördererlaubnis auch für den „Südzipfel“ beantragt. Bis heute hat das auch für den Untergrund von Schleswig-Holstein zuständige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld in Niedersachsen darüber nicht entschieden.


„Hier könnte relativ schnell ein Projekt verwirklicht werden“, stellt Kilian fest. „Man weiß, wo was liegt und wie man da herankommt. Es fehlt sozusagen nur noch die Baugenehmigung.“

Erschließung von der vorhandenen Bohrplattform

DEA plant, den „Südzipfel“ von der vorhandenen Bohrplattform Mittelplate aus zu erschließen. Das bekräftigt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Möglich wird das durch neue Technik, die über mehrere Kilometer horizontal bohren kann. Wie das bestehende Fördergebiet liegt auch der „Südzipfel“ im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Wenn jemand deshalb bei seinem Vorstoß „erstmal zusammenzuckt, finde ich das verständlich“, sagt Kilian. „Es ist aber seit Beginn der Förderung auf der Mittelplate Anfang der 80er Jahre nie zu einem Störfall gekommen“, wirbt er um Vertrauen. Die Arbeiten in dem empfindlichen Meeresabschnitt seien hochgradig abgesichert.


An diesem Mittwoch will der CDU-Politiker im Arbeitskreis Energie und Wirtschaft der Jamaika-Koalition über eine schnelle Umsetzung der „Südzipfel“-Pläne beraten. Der FDP-Energiepolitiker Oliver Kumbartzky zeigt sich dem gegenüber „sehr offen“. „Eine Förderung der bekannten zusätzlichen Mengen wären sicher und umweltverträglich von der bewährten Insel Mittelplate möglich“, äußert der Liberale.

Grüner Minister überlegt noch

Eine Zustimmung der Grünen hingegen wäre alles andere als ein Selbstgänger. Die Öko-Partei hat schon die bestehende Erdölförderung in einem Nationalpark als von ihr kaum zu verdauenden Widerspruch gegeißelt. Fraktionschefin Eka von Kalben ließ ihre Position zum „Südzipfel“ am Dienstag offen: „Der Krieg in der Ukraine führt dazu, dass wir uns intensiv Gedanken über die Energieversorgung machen müssen“. Langfristig jedoch helfe gegen die steigenden Energiepreise nur der schnellstmögliche Ausbau der Erneuerbaren Energien. Ihr Parteifreund, Umwelt- und Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht, will sich voraussichtlich am Mittwoch zu der Idee einer Ausweitung der Mittelplate-Förderung äußern.

Mehr lesen