Gas-Krise in Nordfriesland

Energieversorger rüsten sich für höhere Preise: Das kommt jetzt auf die Kunden zu

Energieversorger: Das kommt jetzt auf die Kunden zu

Energieversorger: Das kommt auf die Kunden zu

Birger Bahlo/shz.de
Nordfriesland
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Wie funktioniert das eigentlich mit der Gasrechnung genau? Einkaufspreis, Aufschläge, Umlagen – und dann wird auch noch die Mehrwertsteuer gesenkt. Foto: WWW.IMAGO-IMAGES.DE/shz.de

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Explodierende Preise am Gasmarkt und Umlagen treiben Grund- und Arbeitspreise der Versorger auch in Nordfriesland in die Höhe. Das zeigt eine Umfrage von shz.de bei den regionalen Gaslieferanten.

Billig war gestern. Offenbar setzt sich der Trend fort, dass Discounter am Energiemarkt sich von ihren Kunden verabschieden – mehr oder weniger freundlich im Ton. Damit müssen die Kunden vom regionalen Grundversorger aufgefangen werden.

Aufgefangen vom Grundversorger

So erging es gerade jetzt einem Niebüller, der von einem Gas-Anbieter außerhalb Nordfrieslands „entlassen“ wurde. Der bis aufs „Achtfache“ gestiegene Einkaufspreis für Gas zwinge dazu, schreibt der bisherige Lieferant. Die Stadtwerke Nordfriesland als örtlicher Grundversorger fingen ihn als auf – für 12,6 Cent pro Kilowattstunde (kw/h). Mit der neuen Gasbeschaffungsumlage werde der Preis für ihn auf etwa 14 Cent steigen, berichtet der Mann. Ganz ähnlich erging es ihm mit einer weiteren Immobilie in Risum-Lindholm. Auch hier stieg der Anbieter aus. Dort übernahm die Eon und bot einen einjährigen Vertrag an – und das sogar in einem „100 Prozent klimaneutralen Ökotarif“.

Der Ausstieg der Billiganbieter, die die Arbeit den Grundversorgern überlassen wollen, ist kein neues Phänomen. So sind auch noch in den vergangenen Monaten den Stadtwerken Husum mehrere hundert Gaskunden zugefallen, die von Billiganbietern aussortiert wurden. Doch hier soll das gar nicht weiter vertieft werden. Es geht vielmehr um die Frage, aus welchen Posten sich denn eigentlich eine ordnungsgemäße Gasrechnung zusammensetzt und ob die Anbieter bereits die Katze aus dem Sack lassen, wie die Erhöhungen zum Herbst ausfallen werden.

Die Stadtwerke Nordfriesland sind für die Anfrage von shz.de nicht direkt zu erreichen, haben sich aber auf ihrer Internetseite für den Herbst bereits festgelegt. Sie bieten keine Sondertarife an, sondern ausschließlich ihren Tarif für Grundversorger in der Region Niebüll und Leck. Die Preise: aktuell 8,39 Cent pro Kilowattstunde, ab 1. September 12,69 Cent und ab 1. Oktober 15,56 Cent. Der Grundpreis bleibe bei 14,99 Euro pro Monat.

Für die Stadtwerke Husum, die etwas mehr als 6000 Gaskunden haben, gibt Martina Brandt ausführlich Auskunft über die Preise und vor allem auch, woraus sich eigentlich eine Gasrechnung zusammensetzt. Die Leiterin Vertriebssteuerung bezieht ihre Angaben auf einen Jahresverbrauch ab 10.000 kw/h. Der aktuelle Grundpreis und auch der zukünftige betrage 178,50 Euro pro Jahr. Der Arbeitspreis liege aktuell bei 10,41 Cent pro kw/h. Den neuen Arbeitspreis kann sie noch nicht genau beziffern. Vorläufig geht sie von 13,29 Cent aus, zu der aber noch die erst kürzlich von der Politik verordnete Bilanzierungs- und die Gasspeicherumlage addiert werden müsse. Und dann müsse auf der anderen Seite auch die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent wieder herausgerechnet werden.

All das steckt im Gaspreis drin

Martina Brandt zählt die Bestandteile jeder Gasrechnung auf. Das fängt beim Einkaufspreis an den Gasmärkten an, wo es zurzeit bekanntermaßen hoch her geht. Dazu kämen Energiesteuer, CO2-Preis und Umlagen für Bilanzierung, Gasspeicher und Beschaffung sowie die Konzessionsabgabe. Hinzu kämen überdies Netzentgelte für die Durchleitung des Gases sowie Geld für den so genannten Messtellenbetrieb, womit die Übermittlung von Zählerständen gemeint ist.

Fragen wir noch die Energieversorgung Sylt (EVS), erfahren wir dies: Das Unternehmen versorgt auf der Insel 6500 Kunden mit Erdgas und erhöht ab 1. Oktober seine Preise. In einem Schreiben der EVS an eine Sylterin, das unserer Redaktion vorliegt, werden die Beträge genannt: bis 30. September noch 7,78 kw/h und ab 1. Oktober 10,66 Cent. Das sind genau 2,88 Cent. Die EVS erhöht damit nur um die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 Cent plus 19 Prozent Mehrwertsteuer.

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