Flensburg

Engpässe in der Radiologie: Diako verliert Auftrag für Mammographie-Screening

Engpässe in der Radiologie: Diako verliert Auftrag für Mammographie-Screening

Diako verliert Auftrag für Mammographie-Screening

Mira Nagar/shz.de
Flensburg
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Bei einer Mammographie wird die Brust einer Frau auf Brustkrebs untersucht. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren können auch ohne Symptome alle zwei Jahre zum Screening. Foto: dpa/shz.de

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Mehrere Radiologen haben bei der Diako gekündigt – eine Kliniksprecherin streitet Auswirkungen auf die Versorgung ab.

Die Krebspatientin aus Nieby ist verunsichert. Eigentlich sollte in der Diako regelmäßig gecheckt werden, wie sich ihre Erkrankung entwickelt. Doch plötzlich, so berichtet ihr Ehemann, wurde ihr Termin im Brustzentrum der Diako abgesagt. „Die Ärzte sind alle weg“, soll man telefonisch mitgeteilt – und auf eine radiologische Praxis verwiesen haben.

Die Turbulenzen rund um die Insolvenz des Flensburger Krankenhauses betreffen offenbar nicht nur die Gynäkologie, sondern auch das Brustzentrum mit seiner Krebsdiagnostik. „Kürzlich haben drei fachkundige Radiologen unseres Krankenhauses ihren Arbeitsvertrag gekündigt“, bestätigte unlängst auch Kliniksprecherin Claudia Erichsen.

Auf wiederholte Nachfragen, ob sich die Personallage auf die Behandlung von Patientinnen auswirke, heißt es aber immer wieder: „Das Diako-Krankenhaus ist uneingeschränkt handlungsfähig in der Versorgung von Krebspatienten.“ Aber auch: „Natürlich kann es gelegentlich zu Engpässen in der Mamma-Diagnostik kommen.“ Die Klinik geht also davon aus, dass einzelne Terminabsagen kein Hinweis auf generelle Versorgungsprobleme sind.

Auftrag für Mammographie-Screening verloren

Eine Auswirkung der Personallage betrifft aber auch das Mammographie-Screening. Den Auftrag dafür hat die Diako bereits seit fast 15 Jahren. Jeweils alle zwei Jahre haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren die Möglichkeit, an der vorsorgenden Untersuchung der Brust teilzunehmen. Der Auftrag umfasst die Stadt Flensburg sowie die Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland. „Wir sprechen hier ungefähr von 74.000 anspruchsberechtigten Frauen“, so die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH). Ein Großauftrag also.

Doch diesen kann die Diako nach den Kündigungen offenbar nicht mehr dauerhaft erfüllen. „Der Versorgungsauftrag lag bisher bei zwei ermächtigten Programmverantwortlichen Ärzten der Diako“, erklärt KVSH-Sprecher Nikolaus Schmidt. Mit Ende der Tätigkeit dieser Ärzte enden auch die ausgesprochenen Genehmigungen für diese Ärzte im Zusammenhang mit dem Versorgungsauftrag.

Screening-Auftrag geht an MVZ

Soll heißen: Der Screeningauftrag endet für die Diako am 30. Juni. Der Folge-Auftrag wurde bereits im März ausgeschrieben, also genau dann, als sich die Radiologie spürbar ausdünnte. „Das Ausschreibungsverfahren ist beendet, es gab eine Bewerbung für den Versorgungsauftrag“, so die KVSH. „Diese ist geprüft und das Einvernehmen mit den Krankenkassen hergestellt. Somit werden wir zum 1. Juli 2023 den in einem MVZ angestellten Programmverantwortlichen Ärzten eine Genehmigung für den Versorgungsauftrag mit den üblichen Nebenbestimmungen erteilen.“ Damit verliert die Diako den Screening-Auftrag mit Ablauf des Monats.

„Die Diako hat sich bemüht, das Programm zur Früherkennung von Brustkrebs durch das Mammographie-Screening weiterzuführen, sich dann aber aufgrund des in Flensburg tätigen MVZ nicht beworben“, erklärt die Klinik. Dem Vernehmen nach sind alle drei Ärzte zu einer Flensburger Praxis gewechselt, die zum MVZ Prüner Gang gehört. Für eine öffentliche Stellungnahme war die Kieler Geschäftsführung nicht zu erreichen.

Diako-Sprecherin Erichsen äußerte sich bereits während der Ausschreibungphase: „Diese strenge Marktentwicklung begrüßen wir nicht, können sie aber nicht beeinflussen.“ Kurz vor Ende der Ausschreibungsfrist im März hatte die Diako noch beteuert, sich ebenfalls wieder für das Screening zu bewerben.

Voraussetzungen für das Screening

Um den Versorgungsauftrag zu erhalten, müssen laut KVSH fachliche und organisatorische Voraussetzungen erfüllt sein, unter anderem die Ausführung und Abrechnung von Leistungen der kurativen Mammographie und der Ultraschalldiagnostik. Dabei sei es unerheblich, ob der Auftrag von einer Praxis oder einem Krankenhaus erfüllt wird. Wichtig sei, dass ein Programmverantwortlicher Arzt den Versorgungsauftrag übernimmt. „Aktuell werden von den vier bestehenden Screening-Einheiten zwei in einer Klinik und zwei in einer Arztpraxis geführt“, erklärt KVSH-Sprecher Nikolaus Schmidt.

Die Diako-Klinik gibt – wie bereits bei den Problemen in der Frauenklinik – nur knappe Auskünfte. „Aktuell wird das Programm bis zum 30. Juni in der Diako und danach durch einen ambulanten Leistungserbringer weitergeführt, so dass die Versorgung der Flensburger Bevölkerung sichergestellt ist“, heißt es.

Unterdessen soll der Fachbereich Radiologie aber wieder aufgebaut werden. „Nach den Personalveränderungen in dem Bereich hat die Diako in der Radiologie bereits zwei neue ärztliche Kolleg:innen eingestellt“, heißt es. „Die Personalakquisition erfolgt derzeit weiter mit Hochdruck.“

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