Wärmeversorgung in SH

Erdbeckenspeicher können das Heizen billiger machen

Erdbeckenspeicher können das Heizen billiger machen

Erdbeckenspeicher können das Heizen billiger machen

SHZ
Meldorf
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In Erdbeckenspeichern wird warmes Wasser aufbewahrt. bei Bedarf kann damit geheizt werden. Foto: Ramboll/shz.de

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In Meldorf entsteht ein Erdwärmespeicher nach dänischem Vorbild. Durch Nutzung von Abwärme können sich die Heizkosten deutlich senken.

Gas wird immer teurer. Befeuert durch Engpässe und immer höhere Abgaben könnte das Heizen mit fossilen Energieträgern irgendwann unerschwinglich werden. Das Problem bei den erneuerbaren Energien dagegen: Bleiben Sonne und Wind aus, bleibt die Wohnung kalt. Eine mögliche Lösung für dieses Problem entsteht aktuell in Meldorf (Kreis Dithmarschen): Dort wird Schleswig-Holsteins erster Erdbeckenspeicher gebaut.

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In Dänemark sind diese Speicher schon weit verbreitet. In einem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es, dass der Einsatz von Wärmespeichern die Optimierung des Strombezugs von Wärmepumpen und Anlagen ermögliche. Das bedeutet, die entstehende Wärme kann deutlich länger genutzt werden.

Abwärme nutzen

Hinzu kommt, dass die verwendete Energie auch aus Abwärme von Industrieanlagen kommt. So auch in Meldorf. Diese Energie ist sehr günstig, teilweise sogar kostenlos zu bekommen. Auch das dürfte sich auf die Heizkosten des Endnutzers auswirken, denn dem Anbieter entstehen deutlich geringere Kosten.

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Schon 2019 ging Meldorfs Bürgermeisterin Anke Cornelius-Heide davon aus, dass der Speicher mittelfristig die Wärmekosten reduzieren werde. Sie verwies dabei auf die steigenden CO2- Preise.

Die Pläne für Meldorf

„Das Ziel ist ein zukunftsfähiges Wärmesystem für etwa 55 Gebäude“, erklärt Philipp Vinnemeier von Ramboll. Das dänische Ingenieur- und Managementberatungsunternehmen ist mit der Realisierung des Baus in Meldorf beauftragt. Auch in Neumünster gibt es Interesse an der Technologie.

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„Seit 2019 gibt es eine Machbarkeitsstudie, die die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit von zwei Erdbeckenwärmespeichern mit je 400.000 Kubikmetern prüft“, sagt eine Sprecherin der Stadtwerke Neumünster.

Der Speicher soll 45.000 Liter fassen

Doch was verbirgt sich hinter dem Speicher? Im Kern geht es darum, klimafreundlich produzierte Wärme und die Abwärme eines Blockheizkraftwerks sinnvoll zu nutzen. „Auch die Abwärme eines Industriebetriebs wird genutzt“, so Vinnemeier. Der eigentliche Speicher ist dann ein Wasserbecken, das sich zum Teil unter und über der Erde befindet. „Im Prinzip hat es die Form eines umgedrehten Pyramiedenstumpfs, und der Aushub wird für die Flanken verwendet“, erklärt Vinnemeier.

Der Tank in Meldorf soll 45.000 Liter fassen. Abgedeckt wird der Tank mit einem schwimmenden Deckel aus Blähton oder Kunststoffschaum. „Das Wasser im Tank kann über viele Monate warm gehalten werden“, so Stefan Maretzki von Ramboll.

Bedarf im Winter größer als im Sommer

Das sei wichtig, um die jahreszeitlichen Schwankungen im Bedarf auszugleichen. Im Sommer heizen die Nutzer weniger als im Winter, also muss dann für den Winter vorproduziert und die Wärme gespeichert werden.

Bald soll in Meldorf der Spatenstich erfolgen – eine Premiere in Deutschland. Im Sommer wird das Becken ein erstes Mal befüllt. Anfangs werden zwölf öffentliche Liegenschaften an den Speicher angeschlossen, private Haushalte folgen später.

Ob die Erdbeckenspeicher-Technik auch für Schleswig-Holstein eine sinnvolle Ergänzung ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Bei Ramboll ist man zuversichtlich. „Gerade für ländliche Gebiete wie Schleswig-Holstein kann das sehr interessant sein. Besonders dann, wenn man es mit Solarthermie ergänzt“, sagt Vinnemeier.

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