Energiewende

Erste Spedition in SH: In Großenwiehe sind jetzt E-Trucks im Einsatz

Erste Spedition in SH: In Großenwiehe sind jetzt E-Trucks im Einsatz

Erste Spedition in SH: E-Trucks in Großenwiehe im Einsatz

Reinhard Friedrichsen/shz.de
Großenwiehe
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Lars Hansen fährt selbst gern den voll elektrischen Truck. Foto: Reinhard Friedrichsen/SHZ

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Eigentlich wollte die Nord-Spedition auf ihrem Betriebsgelände Wasserstoff produzieren. Doch weil die Technik noch nicht so weit ist, setzt man jetzt auf eine andere Antriebsform.

Es ist schon fast etwas unheimlich. Da sitzt man im Fahrerhaus, und der große Truck fährt über den Betriebshof, ohne ein Geräusch von sich zu geben. „Das Lauteste sind die Windgeräusche“, sagt Lars Hansen, Geschäftsführer der Nord-Spedition in Großenwiehe.

Das Unternehmen hat seine große Fahrzeugflotte um zwei Elektro-Lkw erweitert. Nach Auskunft des Herstellers Volvo, der wohl bislang als einziger solche in Serienreife herstellt, die ersten in Schleswig-Holstein.

Doch kein Wasserstoff

Dabei waren die ursprünglichen Pläne des Familienunternehmens vor einiger Zeit noch ganz andere. Man wollte auf dem Betriebsgelände Wasserstoff produzieren, ihr Partner Volvo hatte für Ende 2023 angekündigt, die ersten damit angetriebenen Lkw auf die Straße zu bringen.

Nun ist diese Technik noch nicht so weit, Hansen möchte allerdings ein Ziel weiter konsequent verfolgen:

Daher habe man zunächst einmal die beiden E-Trucks angeschafft.

Sie werden sozusagen im täglichen Linienverkehr eingesetzt, wechselweise von und nach Hollenstedt in Niedersachsen, der 200 Kilometer entfernten Außenstelle. Dort wechseln die Auflieger von und an konventionelle Zugmaschinen. Für längere Strecken gibt es in Deutschland keine funktionierende Ladeinfrastruktur für Lkw.

Hohe Investitionen

Gelegentlich fährt Lars Hansen selbst, um eigene Erfahrungen zu sammeln und weil es einfach auch Spaß machet. So sieht es auch Fahrer Mario Bott: „Dadurch, dass der Truck keine Geräusche von sich gibt, ist es ein angenehmes Fahrgefühl. Ich bin fasziniert von der neuen Technik.“

Nun geht es in einem solchen Wirtschaftsunternehmen sicher nicht nur um den Spaß. Ein solcher Truck ist teuer, sehr teuer. Für einen konventionellen kann man 100.000 Euro veranschlagen, der E-Truck liegt gleich bei einer halben Million. Die Anschaffung war nur möglich, weil für die Mehrkosten 80 Prozent Bundesmittel als Förderung zur Verfügung stehen.

Ökologischer Fußabdruck als Verkaufsargument

Hinzu kommt zunächst die Befreiung von der Maut. Bedingung ist, dass mit dem Fahrzeug im ersten Jahr 100.000 Kilometer vorzugsweise auf deutschen Straßen zurückgelegt werden. Lars Hansen weiß aber schon jetzt, dass trotz dieser Anschubfinanzierung „mit diesen Trucks auf Sicht wahrscheinlich kein Geld zu verdienen ist“.

Der Grund für dieses Engagement muss also woanders liegen. „Irgendwann wird der ökologische Fußabdruck einer Ware ein Verkaufsargument. Deshalb agieren wir jetzt, um nicht später zu reagieren oder kopieren zu müssen. Wir haben dann die Erfahrung“, ist Hansen überzeugt.

Bereits jetzt nutze man den selbst erzeugten Solarstrom in sechs Ladestationen für Pkw auf dem Betriebsgelände und nun zwei für Lkw.

Im Unternehmen geht man von einer zweijährigen Testphase aus. Und dann? Was ist mit den ursprünglichen Wasserstoff-Plänen? „Wir werden dann eine Entscheidung treffen“, sagt Hansen. Es hänge natürlich stark von der technischen Entwicklung und der politischen Unterstützung ab.

Genügend regenerativer Strom ist vorhanden

Für beide Energieformen gebe es in Großenwiehe genügend regenerativen Strom aus Biogas, Windkraft und zukünftig wahrscheinlich Photovoltaik auf 100 Hektar. „Unter dem Strich wäre Wasserstoff natürlich attraktiver, schon allein wegen der 1000 Kilometer Reichweite, aber die Technik ist eben noch nicht so weit“, ist das Zwischenfazit von Lars Hansen.

Man werde das Ziel des klimaneutralen Transports nicht aus dem Auge verlieren. Es bleibt sicher die größte Herausforderung, diesen wirtschaftlich darzustellen, wie er schon früher einmal feststellte. Tochter Branca drückt es offensiv aus: „Es liegen immer noch viele Herausforderungen vor uns, auf die wir aber auf jeden Fall Bock haben!“

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