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Fachkräftemangel in Schleswig: „Strandhalle“ sagt Veranstaltungen ab

Fachkräftemangel in Schleswig: „Strandhalle“ sagt Veranstaltungen ab

Fachkräftemangel in Schleswig: „Strandhalle“ sagt Event ab

Michelle Ritterbusch
Schleswig
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Ein leerer Gastraum – immer wieder muss Junior-Chefin Nicole Patzig Veranstaltungen absagen. Dem Restaurant in Schleswig fehlen Fachkräfte. Foto: Michelle Ritterbusch

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Die Lage klingt dramatisch: Weil das Personal fehlt, müssen die Betreiber der „Strandhalle“ Veranstaltungen absagen. Kann die Digitalisierung die Lage entschärfen?

Eigentlich hat Nicole Patzig in ihrem Arbeitsalltag genug zu erledigen. Sie ist die Junior-Chefin der „Strandhalle“ in Schleswig. Eigentlich kümmert sie sich um Büroarbeiten und alles rund ums Personal. Wenn es sein muss, hilft sie noch im Service mit. Aber das war vor der Corona-Pandemie. Mittlerweile hilft die Hotelfachfrau und Hotelbetriebswirtin in der Küche mit. Gleichzeitig fehlt sie im Service. Ein Dilemma. Fünf bereits angemeldete Veranstaltungen mussten seit dem Frühling dieses Jahres bereits abgesagt werden „und bestimmt 20 Veranstaltungsanfragen haben wir abgelehnt“, sagt Patzig.

Der Fachkräftemangel nach den Corona-Lockdowns hat in dem Betrieb mit Restaurant und Hotel an der Schlei voll zugeschlagen. Vor der Pandemie gab es in der „Strandhalle“ neben Nicole Patzig 14 festangestellte Mitarbeiter. Jetzt sind es neun: Es gibt eine feste Servicekraft mit einer Vier-Tage-Woche, einen Küchenmitarbeiter, drei Mitarbeiter im Housekeeping, einen Hausmeister und drei Mitarbeiter an der Rezeption – eine davon arbeitet vier statt fünf Tage in der Woche. „Und ich bin in allen Abteilungen“, sagt Nicole Patzig. Zudem unterstützen zwei Minijobber das Team. Azubis gibt es keine mehr.

Corona hat den Fachkräftemangel verstärkt

Ein Problem, das mehrere Ursachen hat: „Der Fachkräftemangel hat sich durch Corona verstärkt“, sagt Patzig. „Vorher war das gar nicht so ein Thema bei uns.“ Immer mal wieder haben sie Bewerbungen erhalten. Aktuell bekommen die „Strandhallen“-Betreiber auf Jobanzeigen fast gar keine Rückmeldungen mehr. Das gilt sowohl für ausgelernte Fachkräfte als auch für Lehrlinge. In der Pandemie hätten sich viele Menschen, die in der Gastronomie tätig waren, umorientiert.

Das ist besonders bitter, denn gerade in der Küche wird Unterstützung gebraucht: Zwei Köche haben den Betrieb gewechselt und der Küchenchef musste krankheitsbedingt das Team verlassen. Deswegen haben die Betreiber schon die Hotelfachschulen in Lübeck und Hamburg sowie die Wirtschaftsakademie in Husum angesprochen. Junge Küchenmeister sollten in Schleswig die Möglichkeit bekommen, sich in der Küche zu verwirklichen. Auch eine Umstrukturierung des Konzepts nach den Vorstellungen des Nachwuchses wäre möglich gewesen. „Aber es bestand kein Interesse“, erzählt Patzig.

Zu wenig Personal: An Weihnachten und Silvester ist die „Strandhalle“ geschlossen

Wie geht es also jetzt weiter? „Gute Frage“, sagt die Juniorchefin. Eigentlich sollte zum ersten Mal nach zwei Jahren Corona-Pause am Ersten und Zweiten Weihnachtstag sowie an Silvester geöffnet sein. Daraus wird nun nichts. Das Restaurant ist vom 18. Dezember bis 4. Januar geschlossen. Das Weihnachts- und Silvestergeschäft entfällt. Nur der Rotary-Silvesterempfang wird in dieser Zeit stattfinden. Welche Veranstaltungen außerhalb der Weihnachtspause angenommen werden, wird anhand der Personenzahl und des gewünschten Aufwands entschieden.

Die Lage scheint dramatisch. Trotzdem bleibt Nicole Patzig positiv gestimmt. Die 30-Jährige wird den Familienbetrieb in fünfter Generation übernehmen. Schon jetzt gibt es Gespräche und Überlegungen, wie das Unternehmen in den nächsten Jahren aufgestellt sein soll und wie betriebliche Abläufe umgestellt werden können.

Die Junior-Chefin tauscht sich mit Kollegen aus und sucht in Webinaren weitere Möglichkeiten, die Hotel-Gastronomie weiterzuentwickeln. Neben der Suche nach Mitarbeitern spielt auch die Digitalisierung eine Rolle: Vielleicht könnten künftig auch Roboter die Angestellten in der „Strandhalle“ in Schleswig unterstützen.

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