Nordfriesland

Fachkräftemangel überwinden: Was die BAW Südtondern dazu beitragen kann

Fachkräftemangel überwinden: Was die BAW Südtondern dazu beitragen kann

Was die BAW Südtondern beitragen kann

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Niebüll
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In der BAW-Metallwerkstatt sind auch mal kunsthandwerkliche Fähigkeiten gefragt. Foto: Hagen Wohlfahrt/shz.de

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Zwischen Schule und Berufsausbildung legen manche junge Menschen einen Zwischenstopp in der BAW Südtondern ein.

Zu den von den Spätfolgen der Coronakrise und der momentanen Energiekrise stark betroffenen Branchen gehörten das Bäckerhandwerk und verschiedene Baugewerke, vor allem aufgrund gestiegener Strom- und Gaspreise, Lieferengpässen und sprunghaft gestiegener Preise für Materialien und Rohstoffe. „Um die Zukunftsaufgaben bewältigen zu können, benötigen die Betriebe aber auch weiterhin Fachkräfte“, betonte der Kreishandwerksmeister für Nordfriesland Nord, Ingwer Christophersen, beim Netzwerktreffen von Bildungs- und Arbeitswerkstatt Südtondern GmbH (BAW) und Kreishandwerkerschaft in Niebüll. „Sie gehören zur Wohlstandssicherung in unserem Land“, sagte Christophersen.

BAW-Geschäftsführer Hauke Brückner hatte dazu Vertreter aus den Handwerksbetrieben der Region, verschiedener Bildungseinrichtungen und aus der Politik begrüßt. „Das Umfeld unserer Netzwerkpartner mit Schulen und Auftraggebern ist wichtig, um die bei uns ausgebildeten Jugendlichen zu begleiten und für die Arbeitswelt fit zu machen“, sagte Brückner.

Im Jahr 2022 zählt man nach Angaben von Ingwer Christophersen 384 neue Handwerks-Auszubildende in ganz Nordfriesland, was in Anbetracht der aktuellen angespannten Lage eine zufriedenstellende Zahl sei. Dieser Nachwuchs kommt zum Teil aus der Einrichtung des BAW Südtondern, die junge Menschen beim Übergang von der Schule ins Berufsleben begleitet.

Zielgruppe

Das Augenmerk richtet sich dabei auf diejenigen Jugendlichen, die es entweder im regulären Schulsystem schwer hatten, die noch nicht reif genug für eine Ausbildung sind oder die noch nicht wissen, welchen Ausbildungsweg sie einschlagen möchten. „Wir bieten alle Instrumentarien unter einem Dach, um diesen jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu bieten“, sagte Hauke Brückner. Dies könne die intensive Vorbereitung auf eine Ausbildung sein, aber auch auf den Besuch einer weiterführenden Schule.

Probieren geht über studieren

Sophia Mowka, Teamleiterin für die Berufseinstiegsbegleitung, beschrieb, wie die Jugendlichen in den Werkstätten der BAW in verschiedene Berufe hineinschnuppern können. Dort könnten sie sich ausprobieren, um zu erkennen, wo ihre Stärken und Kompetenzen liegen. Im Rahmen eines vom Bund geförderten Berufsorientierungsprogramms biete man elf verschiedene Berufspraktika an. Viele Teilnehmer machten dort zum ersten Mal Bekanntschaft mit Berufen, die sie noch gar nicht in Betracht gezogen hätten. Begleitend dazu gebe es Coaching, Motivation und Fortbildung für diejenigen, die auf eigene Faust keine Ausbildungsstelle finden können.

Beim Modell Assistierte Ausbildung Flexibel werden Auszubildende mit höherem Förderbedarf bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss begleitet. Im Projekt Azubi-Lotse unterstützt man leistungsbeziehende Auszubildende oder diejenigen, die an einer Einstellungsqualifizierung durch das Jobcenter teilnehmen. Dabei habe man immer auch die Bedarfe der Betriebe im Blick und unterstütze, wenn es einmal Probleme gebe.

Vermittlungsquote von 80 Prozent

Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Eltern, Berufsschulen und auszubildenden Betrieben gebe es bei den Auszubildenden eine Vermittlungsquote von 80 Prozent. Fast 85 Prozent der Auszubildenden würden im Anschluss in den Betrieben fest angestellt.

Angesichts solcher Zahlen bräuchten die Betriebe keine Angst mehr über fehlenden Nachwuchs haben. Schüler mit nachgewiesener Lernbehinderung, zum Beispiel aus der Carl-Ludwig Jessen Schule, können zwei Jahre und drei Monate in der BAW bleiben, bis sie eine Qualifizierung erworben haben. Auch hier wird eine umfassende Begleitung in den Beruf angeboten.

Wie Coach Frank Gerson vom Campus Niebüll erklärte, blieben mitunter auch Erwachsene auf der Strecke, die eine zweite Chance verdienten. Dort helfe man Langzeitarbeitslosen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben, zum Beispiel durch Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Durch einen Job ermögliche man auch diesen Menschen wieder eine gesellschaftliche Teilhabe, betonte Gerson.

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