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Fake News über totes Kind nach Corona-Impfung: Jetzt ermittelt die Kripo

Fake News über totes Kind nach Corona-Impfung: Jetzt ermittelt die Kripo

Fake News über totes Kind nach Corona-Impfung

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Am Freitagmorgen fanden die Mitarbeiter der Kinderarzt-Praxis von Dr. Hans-Jörg Tirpitz vor der Tür einen Teddy und ein Grablicht. Foto: Tirpitz/shz.de

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Kinderarzt Dr. Hans-Jörg Tirpitz erstattet Anzeige. Aber können die Verbreiter der Falschmeldung von einem Impf-Todesfall zur Verantwortung gezogen werden?

Die von Impfgegnern verbreiteten Gerüchte über ein angeblich verstorbenes Kind aus Harrislee sind jetzt ein Fall für die Polizei. Die Flensburger Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen.

Der Kinderarzt Dr. Hans-Jörg Tirpitz hatte bereits am Montag angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Urheber der Falschmeldung zu ergreifen. Nach einem Gespräch mit der Polizei hat er sich jetzt entschlossen, Anzeige zu erstatten, sagte er gegenüber shz.de

Auf einschlägigen Online-Diensten hatte sich seit Freitag das Gerücht verbreitet, ein fünfjähriger Junge sei am Donnerstag verstorben – einen Tag nach der Impfung in der Praxis von Dr. Tirpitz.

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Das Gerücht ist nachweislich falsch. Tirpitz betont, er habe bisher noch gar keine Kinder unter zwölf Jahren gegen Covid19 geimpft. Weder bei den Gesundheitsämtern noch bei den Standesämtern in der Region ist der Sterbefall eines Kindes gemeldet worden. Es ist also auch kein Kind verstorben, das in einer anderen Praxis geimpft wurde.


Die Straftatbestände, die hier in Frage kommen, sind Antragsdelikte, erläutert Polizeisprecherin Sandra Otte. Das bedeutet: Die Strafverfolgungsbehörden werden nur dann aktiv, wenn der Geschädigte das möchte. Mit der Anzeige von Tirpitz werden Polizei und Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen nun aufnehmen.

Bodo Schiffmann in Afrika abgetaucht

Der Blick geht dabei zunächst in Richtung von Bodo Schiffmann, einem HNO-Arzt aus Sinsheim in Baden-Württemberg, der seit anderthalb Jahren Verschwörungstheorien zur Covid19-Pandemie verbreitet. Er hatte offenbar als erster auf dem Messenger-Dienst Telegram die Falschmeldung von einem toten Kind aus Harrislee verbreitet und damit zigtausende Leser erreicht.

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Allerdings hatte Schiffmann keinen Bezug zur Praxis von Tirpitz hergestellt. Das taten andere, die im Internet die Nachricht verbreiteten, vor der Praxis in Harrislee seien bereits Grablichter aufgestellt und Teddybären abgelegt worden. Das war tatsächlich geschehen, aber offenbar nicht als Zeichen der Trauer, sondern als Protestaktion gegen das Impfen. Die Praxis-Mitarbeiter entdeckten vor dem Teddy eine Pappe mit der Aufschrift: „Schützt eure Kinder vor der Gen-Spritze“.

Bodo Schiffmann strafrechtlich zu belangen, dürfte ohnehin nicht ganz einfach werden. Er hält sich nach eigenen Angaben derzeit in Afrika auf, angeblich in Tansania. Gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung erklärte er Anfang Dezember, er werde erst zurückkommen, „wenn Deutschland wieder ein Rechtsstaat geworden ist“. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg ermittelt bereits gegen ihn.

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