Erneuerbare Energien im Norden

FH Kiel will Wellenkraftwerke in der Nordsee testen

FH Kiel will Wellenkraftwerke in der Nordsee testen

FH Kiel will Wellenkraftwerke in der Nordsee testen

SHZ
Kiel
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Frederik Brietzke (von links), Prof. Christian Keindorf und Andreas Glaß forschen an der FH Kiel zu Wellenkraftwerken. Foto: Michael Kierstein/shz.de

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Die Kraftwerke könnten bislang ungenutzten Raum unter Offshore-Windanlagen einnehmen. Dort liegen auch schon die passenden Kabel.

Die Wellen im Meer bieten eine ungenutzte Möglichkeit, erneuerbaren Strom zu generieren. Wie das funktionieren kann, erforschen aktuell Projektleiter Prof. Christian Keindorf, Andreas Glaß und Frederik Brietzke von der Fachhochschule Kiel. Ihr Vorschlag: Wellenkraftwerke.


„Das Prinzip ist mit einem Strandbesuch vergleichbar. Wenn man mit einem Schwimmreifen ins Meer geht und es kommen Wellen, dann bewegt sich der Schwimmreifen auf und ab. Die Kraft, die man spürt, wenn man versucht den reifen runterzudrücken, kann man nutzen“, so Glaß.

Welche Form muss die Boje haben?

Technisch stellt sich das ganze so dar: Ein Schwimmkörper mit einer Stabboje bewegt sich in den wogenden Wellen. An der Boje ist ein Linear-Generator befestigt, der sich durch die Auf- und Abwärtsbewegung der Wellen durch ein Magnetfeld bewegt. So wird elektrische Energie geschaffen.

In eineinhalb Jahren wollen die Kieler Forscher den ersten Prototyp fertiggestellt haben, der dann in der Nordsee getestet werden soll. „Aktuell probieren wir viele verschiedene Formen des Schwimmkörpers aus“, erklärt Keindorf.

Ergänzung zu anderen Nutzungen

Für ihn wären die Wellenkraftwerke eine Ergänzung zur Nutzung von Wind und Sonne. „Die Flächen unter Offshore-Windanlagen sind für den Verkehr und andere Nutzungen gesperrt. Die Idee ist, in diesen ungenutzten Flächen diese Kraftwerke aufzubauen und so bisher nicht nutzbaren Raum doch zu nutzen“, so der Forscher.

Dies sei auch deshalb sinnvoll, weil an diesen Orten bereits Unterseekabel verlegt sind. Die könnte man dann gleichzeitig für die Wellenkraftwerke nutzen.

Hinzu käme, dass die Kieler auf Rammpfähle im Meeresboden verzichten wollen. „Wir nutzen Betonklötze mit Ankerketten, die nach der Testphase vollständig geborgen werden können“, so Glaß. Auch die anderen Bauteile, wie die Magnete, sollen wiederverwendbar sein.

Vorteil für Vögel

„Wir erwarten auch, dass manche Vögel das Wellenkraftwerk als kurzen Rastplatz nutzen werden. Es gibt keine rotierenden Bauteile im Außenbereich, so dass keine großen Schallemissionen zu erwarten sind“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter.

Auf dem Campus haben sie ein Modell gebaut, um die Wirkungsweise des Kraftwerks immer weiter zu optimieren. „Es gibt noch viele Messgänge, um die Stromerzeugung zu optimieren“, sagt Keindorf. Gefördert wird das Forschungs- und Entwicklungsprojekt vom Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein mit Mitteln der Europäischen Union.

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