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Fieber- und Schmerzmittel sind in Husum schwer erhältlich

Fieber- und Schmerzmittel sind in Husum schwer erhältlich

Fieber- und Schmerzmittel sind in Husum schwer erhältlich

Frank Spyra/shz.de
Husum
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Sabina und Mogens Klatt (v. l.) sowie Lenny Graumann bedienen die Kunden der Einhorn-Rat-Apotheke in Husum. Foto: Frank Spyra

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Probleme mit den Lieferketten, Papiermangel und weitere Hindernisse haben jetzt auch die Apotheken in Nordfriesland erreicht. Auch wenn die Grundversorgung gesichert ist: Besonders Fiebersäfte fehlen.

Arzneimittel sind knapp. Besonders fehlt es an Fiebersäften, aber auch Augentropfen für Kinder, wie mehrere nordfriesische Apotheken übereinstimmend gegenüber sh:z.de angeben. „Die Grundversorgung ist aber weiterhin gesichert“, sagt Franziska Kiess von der Utholm-Apotheke in St. Peter-Ording. Wäre ein Produkt nicht verfügbar, suchten die Apothekerinnen Alternativen.

In der Husumer Einhorn-Rats-Apotheke stehen Sabina und Mogens Klatt Rede und Antwort: „Besonders bei Fiebersaft und Paracetamol-Saft ist die Versorgungslage im Moment äußerst angespannt.“ Dabei lägen die Probleme teils in recht banalen Umständen begründet. „Augentropfen etwa können nicht produziert werden, weil die Pipetten für die Flaschen fehlen“, weiß Mogens Klatt.

Es fehlt nicht nur an den Medikamenten selbst, sondern auch an Verpackungsmaterial

Seine Frau ergänzt: „Andere Produkte sind derzeit nicht erhältlich, weil aufgrund des allgemeinen Papiermangels keine Beipackzettel hergestellt werden können.“ Lenny Graumann, die in der Einhorn-Rats-Apotheke arbeitetet, fällt noch ein Grund ein: „Bereits vor Monaten haben einige Hersteller angekündigt, ihre Produktionsstandorte in Fernost zu überprüfen. Die Arbeitsbedingungen sollten verbessert werden, was zu jedoch zu Produktionsausfällen führen könne.“

„Die Engpässe betreffen in Schleswig-Holstein besonders Fiebersäfte, die Paracetamol oder Ibuprofen enthalten“, fasst Felix-Alexander Litty von der Apothekerkammer Schleswig-Holstein die Situation zusammen. Diese kämen vor allem bei Kindern zum Einsatz, die Tabletten oder Kapseln nicht so gut schlucken könnten.

Nordfrieslands Apotheker improvisieren

„Aber anders als bei anderen Arzneimitteln könnten Vor-Ort-Apotheken solche Fiebersäfte selbst herstellen“, so Litty. „Wir improvisieren“, sagt Sabina Klatt und erinnert sich an einen kürzlich zurückliegenden Notdienst. „Aber manchmal sind auch Inhaltsstoffe nicht zu bekommen.“ Die Apothekerinnen und Apotheker zermörserten dann Pillen und empfehlen, das Pulver in Joghurt zu verrühren. Oder sie zerbrechen die Tabletten, um die richtigen Dosierungen zu erzielen.

Einigen Kunden geht allerdings das Verständnis für die Situation ab, erzählt Apothekerin Klatt. Dann kämen Fragen wie: „Sie haben doch Notdienst? Sie müssen uns doch versorgen?“ Aber woher soll der Notdienst die Mittel nehmen?

Derzeitige Situation schlimmer als während der Corona-Zeit

Veronica Belotti in der Markt-Apotheke in Bredtstedt hat andere Erfahrungen gemacht. „Die meisten Kunden haben Verständnis“, sagt sie. Auch die Arzneimittelknappheit habe sie schon länger – viel länger – beobachtet. „Wir hatten schon vor der Pandemie immer wieder mit Mangel zu arbeiten“, erinnert sie sich. Aber: „Jetzt ist es schlimmer geworden.“

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