Schwimmbad: Sanierung oder Neubau?

„Fjordarium“ ist marode: Auf Schleswig kommen teure Entscheidungen zu

„Fjordarium“ ist marode: Auf Schleswig kommen teure Entscheidungen zu

„Fjordarium“ ist marode: Teure Entscheidungen in Schleswig

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Schleswig
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Die Schleswiger Schwimmhalle sieht im Publikumsbereich noch gut aus, aber hinter den Kulissen bröckelt der Beton. Foto: Alf Clasen / SHZ

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Stadtwerke-Chef Wolfgang Schoofs erklärte im Kultur-, Sport- und Tourismusausschuss, wie der Zustand der Schwimmhalle ist und welche Optionen es gibt. Sicher ist: Es muss etwas passieren, und es wird nicht billig.

Mit besorgten Mienen verfolgen die Mitglieder des Kultur-, Sport- und Tourismusausschusses am Donnerstag den Vortrag von Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Schoofs, der den aktuellen Zustand der Schleswiger Schwimmhalle „Fjordarium“ erläutert. Ruhig und sehr sachlich erklärt Schoofs, dass in den nächsten ein bis anderthalb Jahren eine Entscheidung getroffen werden müsse, wie es mit dem in die Jahre gekommenen Bau weitergehen soll. Am Ende steht die Frage im Raum: Sanierung oder Neubau. Und allen Anwesenden ist klar, dass es keine billige Lösung geben wird.

Noch keine Gefahr im Verzug

„Das Bad ist in den 70er-Jahren gebaut worden und wie bei vielen Bauten aus dieser Zeit, gibt es Probleme mit dem Beton“, so Schoofs. Er erklärt, dass sich ein Gutachter das Gebäude jedes Jahr ganz genau ansieht und im Moment noch keine Gefahr im Verzuge sei. Im Publikumsbereich, also im Bad, der Sauna und im Bistro sehe es noch sehr gut aus, zumal dort erst vor einigen Jahren grundlegend saniert worden sei.

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Bei der letzten Sanierung 2015 wurde nicht nur das Hallenbad umgebaut und aufgefrischt, auch die rund 20 Jahre alte Sauna wurde abgerissen und komplett neu gebaut. Die Gesamtkosten der Modernisierung lagen bei rund 2,6 Millionen Euro. Mit neuem Anstrich, neuem Bistro und neuem Namen stiegen auch die Besucherzahlen im „Fjordarium“. Die Sanierung schien ein voller Erfolg zu sein – bis jetzt, nur sechs Jahre später, von einer Komplettsanierung oder gar Abriss und Neubau die Rede ist.


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Betonsanierung würde sechs bis acht Millionen Euro kosten

Wolfgang Schoofs erklärt, warum es so nicht mehr lange weitergehen kann: „Hinter den Kulissen, im Keller, sieht es nicht so gut aus“, sagt er. Da früher deutlich dünnere Betonschichten verwendet worden seien, korrodiere jetzt das Eisen im Beton. „Der Zustand wird regelmäßig von Statikern begutachtet und nach unserem letzten Stand hält der Beton nur noch maximal zehn Jahre“, so Schoofs.


„Es gäbe die Möglichkeit einer umfangreichen Betonsanierung. Das würde allerdings den kompletten Ausbau der Technik im Keller bedeuten, bis zur letzten Schraube,“ erklärt Schoofs. „Mit Wasserdruck würde dann der Beton abgespritzt und die Eisen freigelegt, mit Korrosionsschutz versehen und anschließend neuer Beton aufgespritzt. Außerdem müsste die alte Technik entsorgt und neue Technik eingebaut werden“, fügt Schoofs hinzu. „Die Kosten dafür schätzt der Gutachter auf rund sechs bis acht Millionen Euro.“

Auch das Dach muss saniert werden

Neben dem Keller sei aber auch das Dach fällig, da von unten Feuchtigkeit eindringe und auch eine energetische Sanierung notwendig wäre. Auf die Frage von Jan-Henrik Vogt (SPD), wie lange die Schwimmhalle nach einer Sanierung denn halten würde, antwortet Schoofs nüchtern: „Zehn bis 15 Jahre.“


Eine Einschätzung der Kosten für einen Neubau wollte Schoofs auch auf Nachfrage nicht wagen. „Wir wissen ja noch gar nicht, wie ein Neubau aussehen würde. Da gibt es große und kleine Lösungen, das muss erst beraten werden“, so Schoofs. Es wäre auch ein Neubau an anderer Stelle denkbar, während das alte Bad weiter betrieben und erst nach der Neubau-Eröffnung abgerissen würde.

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Schleswig braucht eine Schwimmhalle und Schwimmunterricht

In der Diskussion zeigt sich der Ausschuss weitgehend einig, dass Schleswig eine Schwimmhalle braucht: Allein aus Gründen der Daseinsvorsorge müsse Schwimmunterricht sichergestellt sein, und auch der Freizeit- und Erholungswert sei nicht zu unterschätzen. Daher sei den Menschen auch keine lange Schließung zuzumuten. „Wir müssen uns sehr gut überlegen, was wir machen. Sanierung oder Neubau würde beides viel Geld kosten, und auch der Abriss muss in die Kalkulation mit einberechnet werden“, gibt die Ausschussvorsitzende Babette Tewes (Grüne) zu bedenken.

„Wir müssen jetzt noch keine Entscheidung fällen, aber wir wollen das in der nächsten Zeit im Aufsichtsrat und gemeinsam mit den Ausschüssen und der Verwaltung diskutieren und bis 2023 eine Lösung finden“, erklärt Schoofs und fügt hinzu, dass mit allen Beteiligten und auch mit den Vereinen gesprochen werden solle, damit so viele Wünsche wie möglich berücksichtigt werden könnten. „Am Ende sollten wir das richtige Konzept für unsere Stadt haben, das auch zu unseren Ansprüchen passt.“

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