DRK hilft aus

Flensburger Rettungsdienste im Dilemma: Immer weniger Fahrzeuge können besetzt werden

Flensburger Rettungsdienste im Dilemma

Flensburger Rettungsdienste im Dilemma

Benjamin Nolte/shz.de
Flensburg
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Die Zahl der nicht besetzten Rettungs- und Krankentransportwagen ist ein großes Problem in ganz Deutschland. Foto: BENJAMIN NOLTE/shz.de

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Wegen Personalnot und abgemeldete Fahrzeuge – das DRK hilft in Flensburg aus.

Die Not wurde kontinuierlich größer, die Zahl der nicht besetzten Rettungs- und Krankentransportwagen schnellte insbesondere im Juli und August in die Höhe. Während die Berufsfeuerwehr ihre Einsatzmittel bis auf wenige Ausnahmen noch besetzt bekam, gelang dies der Firma Falck nicht mehr. Im Auftrag der Stadt Flensburg soll Falck laut Vertrag drei Rettungswagen (RTW) und vier Krankentransportwagen (KTW) besetzen. In den ersten sieben Monaten diesen Jahres konnte Falck den Vertrag in 92 Fällen nicht erfüllen. Alleine im Juli waren es 35 Schichten, die nicht besetzt waren, in der ersten Hälfte des August sind es bereits 34. 

„Für uns in Flensburg eine komplett neue Situation“, berichtete der Chef der Flensburger Berufsfeuerwehr Carsten Herzog, „bundesweit ist diese Problematik bekannt, bei uns spielte sie bisher keine Rolle.“ Dies hat sich nun geändert, mit nicht unerheblichen Folgen für die Belegschaft der Flensburger Berufsfeuerwehr. „Durch die Ausfälle bei Falck verzeichnen wir eine Mehrbelastung und massive Arbeitsverdichtung“, erklärt der Personalratsvorsitzende der Berufsfeuerwehr Kai Röpke, „sind weniger Rettungsmittel im Einsatz, dann bedeutet dies mehr Einsätze für alle anderen.“

Überstunden sind die Regel

Die Folge sind Zwölf-Stunden-Dienste ohne wirkliche oder sehr späte Pausen, Überstunden, Extraschichten und lange Wartezeiten auf Krankentransporte. Für Röpke eine Situation die zu Überlastung und Erschöpfung innerhalb der Belegschaft führt und somit mittelfristig weitere Ausfälle mit sich bringt: „Die 72 Stunden Woche ist nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel geworden, im Schnitt hat jeder Kollege im Einsatzdienst 127 Überstunden angesammelt.“ 

Kurzfristig lassen sich die Ausfälle bei Falck nicht in den Griff bekommen, dass machte am Mittwoch auch Geschäftsführer Prof. Dr. Klaus Runggaldier deutlich: „Wir stecken so tief im Schlamassel, dass wir keine Versprechungen machen können, dass es ab morgen besser wird.“ Als Gründe gibt der Geschäftsführer die deutschlandweite Personalnot in der Branche, hohe Belastungen und Krankheitsausfälle, sowie ein Fluktuation / Abwanderung aus der Branche an. Man setzt bei Falck auf eine Besserung innerhalb des Septembers und ab Oktober wieder auf eine vollumfängliche Erfüllung des Vertrages.

Das Deutsche Rote Kreuz hilft aus

So lange kann und will die Berufsfeuerwehr nicht warten. Man sah sich zum Handeln gezwungen. Hilfe kommt nun aus dem Kreis Schleswig-Flensburg. „Das DRK ist auf uns zugekommen und hat angeboten übergangsweise einen Rettungswagen zu besetzen“, berichtet Carsten Herzog, „bereits ab Donnerstag ist in Flensburg ein Rettungswagen von Montag bis Samstag 8-18 Uhr mit DRK Personal aus dem Kreis unterwegs.“ Diese Unterstützung ist zunächst befristet bis zum 30. September, man hofft, dass sich die Personalsituation bei Falck bis dahin normalisiert hat. 

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