Landwirtschaft in Schleswig-Flensburg

Flexibilität gefragt: Wie sich mit Biogas Geld verdienen lässt

Flexibilität gefragt: Wie sich mit Biogas Geld verdienen lässt

Wie sich mit Biogas Geld verdienen lässt

SHZ
Schleswig/Kropp
Zuletzt aktualisiert um:
Landwirt Jürgen-Peter Hinrichsen betreibt auf seinem Hof in Kropp eine Biogasanlage. Foto: Martin Engelbert / SHZ

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Landwirt Jürgen-Peter Hinrichsen bewirtschaftet seinen Hof in Kropp in der 13. Generation. Dabei setzt er auch auf das Erzeugen von Biogas. Doch die Rahmenbedingungen werden schwieriger.

Jürgen-Peter Hinrichsen ist Landwirt aus Passion. Den seit 550 Jahren in Kropp bestehenden Hof in der nunmehr 13. Generation am Leben zu halten, ist für ihn Ansporn und Verpflichtung zugleich. Kein leichtes Unterfangen in Zeiten des anhaltenden Strukturwandels in der Landwirtschaft. Doch der 44-Jährige schaut nicht zurück, sondern versucht seinen Hof fit für die Zukunft zu machen und investiert in moderne Technik. Doch er fragt sich auch, wie lange die Förderung seiner Biogas-Anlage nach der neuesten Novelle des Erneuerbaren-Energie-Gesetz von 2021 für ihn und seine Familie noch eine Perspektive bietet.


„Wir haben 2001 mit einer 55-kW-Biogasanlage angefangen. Das war noch eine Pionieranlage, die 12. oder 13. in Schleswig-Holstein“, sagt er stolz. Fünf Jahre später haben sie die Anlage erweitert und als Neuanlage erneut in die 20 Jahre währende EEG-Förderung eingebracht. Heute hat die Anlage von Hinrichsen eine Höchstbemessungsleistung von 323 kW, nach Hinrichsens Worten „eine relativ kleine Anlage“.

Strom wird erzeugt, wenn er gebraucht wird

2018 wurde die Anlage erneut modernisiert. Der Grund dafür: Es lohnt sich zunehmend, Strom zu erzeugen, wenn besonders viel davon benötigt wird, weil dann die Preise höher sind. Hinrichsen vergrößerte also den Gasspeicher, um mehr Gas zur Verfügung zu haben, wenn es gebraucht wird, und installierte ein neues Blockheizkraftwerk. Stichwort: Flexibilisierung. „Das läuft nur zwei Stunden am Tag, einmal morgens und einmal abends“, erklärt Hinrichsen – zu Zeiten, wenn der Stromverbrauch am höchsten ist. „Unserer Biogasanlagen hier sind regional und dezentral Stromproduzenten.“


EEG-Novelle mit Licht und Schatten

Nun wurde das EEG in diesem Jahr abermals novelliert. Für Hinrichsen birgt das Licht und Schatten. „Es wird immer schwieriger. Es wird immer komplizierter“, sagt er. „Bei jeder Verordnung kommt ein Formblatt dazu.“ Der Verwaltungsaufwand sei erheblich. „Die Förderung für Solar- und Biogasanlagen nach dem EEG wird nur noch für Großkonzerne gemacht“, sagt Hinrichsen. Er hat sich unter Berufskollegen umgehört und erfahren, 70 Prozent trotzdem weiter machen wollen. „Ich kenne aber auch Anlagenbetreiber, die geben auf.“

Weiterlesen: Doch kein Knick beim Biogas

Laufende Kosten, neue Vorgaben

Hinrichsen gehört zu denen, die weitermachen wollen. Bis 2026 erhält er noch die EEG-Förderung. Doch bereits 2024 muss er die Motoren des Blockheizkraftwerkes erneuern – und dann voraussichtlich eine Abgasreinigung einbauen. Zusätzliche Kosten: 30.000 Euro. „Das sind Dinge, die wir in der laufenden Kalkulation bewältigen müssen. Das Risiko bleibt immer bei uns“, sagt Hinrichsen.

Weiterlesen: Daniel Günther übergibt Millionenförderung für erneuerbare Energie in Erfde

Mehrere Standbeine auf dem Hinrichsen-Hof

Die Biogas-Produktion ist aber nur ein Standbein auf dem Hinrichsen-Hof. Dort grasen auch noch 180 Milchkühe, außerdem werden Bullen gemästet und Jungkühe aufgezogen. Der benötigte Mais wird selbst angebaut. Insgesamt stehen 330 Hektar Land für all das zur Verfügung.

Verbesserte Rahmenbedingungen

„Insgesamt haben sich die Rahmenbedingungen für Bestandsanlagen verbessert“, sagt Guido Ehrhardt, Leiter Politik beim Fachverband, über die Novelle des EEG 2021. Ob es sich allerdings lohne, eine bestehende Biogasanlage nach Ablauf des EEG-Förderzeitraums für weiter zehn Jahre zu verlängern, hänge sehr von der Ausstattung und dem Zustand der jeweiligen Anlage ab. „Es gibt sicher viele Anlagen, für die es sich lohnt“, sagt der Experte. Die flexible Stromerzeugung verspreche Mehrerlöse in Zeiten, in denen viel Strom benötigt werde. Ehrhardt sagt voraus, dass es künftig immer Zeiten geben wird, in denen die Nachfrage und somit auch die Strompreise hoch seien und entsprechend mehr Geld verdient werden kann. Da brauche man dann auch weniger Förderung.

Biogas aus Abfällen gewinnen

Eine weitere Möglichkeit, Biogasanlagen zukunftsfähig zu machen, sieht Ehrhardt darin, das gewonnene Gas auf Erdgasqualität aufzuwerten. Die Veredlung zu Biomethan sei aber ein Ansatz, der sich eher für größere Anlagen eigne. Auch die Verwertung von Rest- und Abfallstoffen wie Gülle, Stroh und Abfällen sieht Ehrhardt als bedeutende Zukunftsoption für Biogasanlagen an. Es wird sich richtig gut Geld damit verdienen lassen, Biogas als Kraftstoff zu vermarkten. „Es gibt grundsätzliche Potenziale, die man erschließen kann“, so Ehrhardt. Gerade Kraftstoffe hätten einen großen Markt.

Weiterlesen: CDU-Bezirksverband Stapelholm kritisiert Landwirtschaftsminister Albrecht

Experte ist optimistisch

Insgesamt habe sich mit der Novelle viel verbessert für den Bereich Biogas, darunter auch die Ausschreibungsbedingungen. „Ich bin vorsichtig optimistisch.“ Die meisten Anlagen hätten ja noch einige Jahre EEG-Laufzeit. Am Ende würden sicherlich auch einige Anlagen stillgelegt werden. Aber bis dahin gebe es ja noch weitere EEG-Novellen. Ehrhardt rät Biogasbetreibern und denjenigen, die es noch werden wollen: „Sie sollten sehr flexibel sein und den Markt gut im Auge behalten.“

Weiter Informationen beim Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein und dem Fachverband Biogas.

Mehr lesen