Uelsby

Flüchtlinge aus der Ukraine und Syrien erzählen ihre Geschichten

Flüchtlinge aus der Ukraine und Syrien erzählen ihre Geschichten

Flüchtlinge aus Ukraine und Syrien erzählen ihre Geschichten

SHZ
Uelsby
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Geschichten über die Flucht erzählten Inna Martynenko, Lesia Kaniuk und Nadia Tsimbalenko mit den Kindern Sachari, Pavel und Lea (von links). Foto: Hans Werner Staritz/shz.de

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So haben Geflüchtete ihre Ankunft in Deutschland erlebt.

Sara Kanaa ist aus Syrien 25 Tage unterwegs gewesen und über Libanon, Türkei, Moldawien und Ungarn nach Deutschland gekommen. Hier hat sie eine fremde Sprache mit vielen Dialekten vorgefunden und sah sich mit neuen Bräuchen und Traditionen konfrontiert. Doch: „Ihr wart offenherzig und habt mir geholfen“, sagte sie zur Eröffnung einer kirchlichen Ausstellung zu Flucht und Migration auf der Brautwiese und in der Jakobuskirche Uelsby.

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Milad Sadad spricht als Muttersprache Persisch und unterstützt seit zwei Wochen die Flüchtlingsbeauftragte im Kirchenkreis, Susanna Frisch aus Flensburg.

Bomben rissen ihr Leben aus den Fugen

Auch zwei Menschen, die erst vor Kurzem flüchten mussten, kamen zu Wort: Tief berührte die Schilderung von Nadia Tsimbalenko aus Kiew, deren Leben urplötzlich durch Bombenangriffe aus den Fugen gerissen wurde. Mit ihrem Enkelkind ist sie nach Deutschland gekommen und dann auch noch schwer erkrankt und inzwischen schon operiert. „Alle Leute hier sind nett und freundlich. Ich bin sehr dankbar“, sagte sie fast unter Tränen.

Seit Kriegsbeginn ist auch Lesia Kaniuk aus Lwiw (Lemberg) in Deutschland und wohnt inzwischen in Böklund. Die vierfache Großmutter war anfangs überrascht „von den vielen guten Seiten der Deutschen“ und stellte den Bezug zum kirchlichen Veranstalter her: „Gott stellt uns vor eine Herausforderung, aus der vielleicht etwas Gutes wächst.“


Als Übersetzerin half Inna Martynenko aus Husby, die in der Ukraine Deutschlehrerin ist und zurzeit an einer Schule in Satrup arbeitet.

Erinnerungen an die Flucht aus Pommern

Den Flüchtlingsbezug zur Geschichte des eigenen Volkes stellte Adelheid von Holdt her: Sie las aus den Aufzeichnungen ihrer Mutter über die Flucht aus Pommern im März 1945.

All diese Berichte und die abschließende Lesung des Böklunder Autors Hartmut Hein machten die Gäste zu betroffenen Zuhörern und stärkten die Überzeugung: „Liebe deinen Nächsten, egal woher dein Nächster kommt!“

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So sah das auch Susanna Frisch. Sie dankte den Erzählern für ihre Berichte und klärte über Kirchenasyl auf: Dieses greift, wenn Behörden humanitäre Härte übersehen, und hat derzeit deutschlandweit 594 Menschen in seinem Schutz.

„Willkommen“ als Beginn menschlicher Kultur

Pastor Detlef Tauscher von der gastgebenden Kirchengemeinde Angeln-Süd sah im Wort „Willkommen“ den Beginn menschlicher Kultur. Es gehöre zum Alphabet der Menschlichkeit und des Friedens und bedeute: „Schön, dass es dich mit deinem Leben gibt! Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.“

Pastorin Susanne Thiesen, im Kirchenkreis zuständig für ökumenische Arbeit, lobte den Veranstaltungsort: Uelsby sei dank seines Vereins zur Flüchtlingshilfe ein Ort mit Herz, in dem das Willkommen gelebt werde.

Flucht hat viele Gründe

Nach einem Imbiss lockerte Musik von Jan Martinen das Programm auf, und die Referentin bei „Brot für die Welt“, Martina Kriwy, lud zur Besichtigung ihrer Ausstellung in die Kirche ein. Dort erfuhr man spielerisch, aus welch vielfältigen Gründen Menschen zu Flüchtlingen werden und was sie lernen müssen, um sich in den vielfältigen Regionen Deutschlands gesellschaftlich orientieren zu können.

Am Ende vereinte alle nur dieser Gedanke: „Wir wünschen uns nichts sehnlicher als Frieden!“

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