Kommentar

Flutkatastrophe in Flensburg – und OB Geyer fährt in den Urlaub

Flutkatastrophe in Flensburg – und OB Geyer fährt in den Urlaub

Flutkatastrophe – und der OB fährt in den Urlaub

Annika Kühl/shz.de
Flensburg
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Durch die Sturmflut wurden viele Spazierwege an Flensburgs Stadtstränden großflächig zerstört. Foto: Torge Ramm/shz.de

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Dass Oberbürgermeister Fabian Geyer am Tag des historischen Hochwassers in den Urlaub aufbricht, spricht Bände über sein Selbstverständnis als Oberbürgermeister, kommentiert Annika Kühl vom shz.

Darf ein Oberbürgermeister ein Privatleben haben und in den Urlaub fahren? Ja, sicher. Muss er bei einer Jahrhundertkatastrophe trotzdem sichtbar tätig werden? Aber selbstverständlich!

In diesem Punkt hat Fabian Geyer versagt. Und zwar nicht erst in dem Moment, in dem er Richtung Nordsee in den Urlaub aufbrach. Schon Tage vorher regte sich heftige Kritik an der Untätigkeit der Verwaltung: Warum wurde erst vor dem Hochwasser gewarnt, als die Förde schon über die Ufer schwappte? Warum wurden keine Sandsäcke an die Öffentlichkeit ausgeteilt? Dass Fabian Geyer sich nach eigener Auskunft am Samstagmorgen „ein Bild von der Lage verschaffte“ macht es kaum besser.

In einer Mitteilung nach der Flut ließ sich der Oberbürgermeister mit den Worten zitieren, dass er die entstandenen Schäden bedauere, diese aber bei diesem extremen Hochwasser nicht zu verhindern gewesen wären. Wirklich nicht?

Auch in den Stunden danach gab es weder öffentliche Auftritte, noch eine Pressekonferenz. Still ruht der See.

Wachsende Kritik an der Informationspolitik

Dieses Vorgehen spricht Bände über das Selbstverständnis des Oberbürgermeisters. Schon in den vergangenen Monaten hatte er sich stets eher im Hintergrund gehalten. Jetzt nicht zu begreifen, wie wichtig Präsenz ist, könnte ihn nun zu Fall bringen. Oder sollte es sogar.

Symbolkraft unterschätzt

Besonders pikant: In der Zwischenzeit koordiniert seine frühere Rivalin und Ex-Oberbürgermeisterin Simone Lange eine Spendenaktion und symbolisiert ihre Solidarität. Auch andere Amtsträger zeigen, wie es geht: Landrat Wolfgang Buschmann besucht, öffentlichkeitswirksam, mit Ministerpräsident Daniel Günther die geschädigten Deiche und Schleswigs Bürgermeister Stephan Dose kündigt an, seinen Urlaub in Zypern frühzeitig abzubrechen.

Symbolkraft, die Fabian Geyer unterschätzt. Er muss nicht 365 Tage im Jahr vor Kameras tanzen oder sich in den sozialen Medien exponieren. Aber spätestens bei einer Jahrhundertflut muss er in seiner Stadt die Ärmel hochkrempeln.

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