Föhrer helfen Flutopfern

Föhrer fahren zum Helfen ins Ahrtal – Betroffene kommen zum Erholen auf die Insel

Föhrer fahren zum Helfen ins Ahrtal – Betroffene kommen zum Erholen auf die Insel

Föhrer fahren zum Helfen ins Ahrtal – Betroffene kommen zum Erholen auf die Insel

SHZ
Föhr
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Bereits im Juli war Heike Zimmermann zum Helfen in der Eifel. Ende Oktober geht es wieder los – sieben weitere Insulaner begleiten sie. Foto: Privat Foto: 90037

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Ende Oktober fahren acht Föhrer in die Eifel, um Betroffenen der Flutkatastrophe zu helfen. Anfang November kommen dann die ersten Flutopfer nach Föhr, um der Zerstörung und dem Alltag zu entfliehen und sich zu erholen.

„Solange die Helfer kommen, schauen die Menschen nach vorne“, so Heike Zimmermann über die Situation im Ahrtal. Die Helfer dürften nicht weniger werden, findet sie. Am 27. Oktober geht es deshalb für die Föhrerin und sieben weitere Insulaner bis zum 31. Oktober aufs Festland gen Süden. Vor einem Monat hatte Zimmermann einen Aufruf gestartet: Sie wolle wieder in die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete fahren, um zu helfen; suchte Freiwillige, die ebenfalls unterstützen wollten. „Für ein, zwei Leute haben wir noch Platz.“

Vom Hotel Upstalsboom bekommen die Helfer den Hotelbus für die Fahrt in die Eifel gestellt; ein Transporter samt Anhänger ist ebenfalls organisiert. Fehlen nur noch die Spenden. Doch was wird überhaupt benötigt?

Vor der kalten Jahreszeit: Heizungen dringend benötigt

Seitdem die Föhrerin im Juli das erste Mal in der Eifel war, steht sie im täglichen Kontakt mit Helfern und Betroffenen vor Ort. Abriss- und Aufräumarbeiten seien zwar ebenfalls nach wie vor Thema – mittlerweile sei man vielerorts damit beschäftigt, Häuser wieder aufzubauen. Und dafür benötigt es Material: Werkzeuge wie Meißel und Stemmeisen, Bautrockner oder auch Steckdosen werden unter anderem gebraucht. Und auch Geldspenden seien immer gerne gesehen: „Dann können wir unterwegs oder vor Ort wieder einkaufen was noch gebraucht wird“, so Zimmermann.


„Ganz dringend werden außerdem auch Heizungen gebraucht“, sagt sie dann. Immerhin würden die Temperaturen sinken, „da wird es richtig kalt jetzt, nachts sind es teilweise schon Minusgrade“. Wer spenden möchte, so ihre Bitte, könne unter 0163/9137202 Kontakt zu ihr aufnehmen.

Im Einsatz für den Helfer-Shuttle

Vor Ort werden die Föhrer Helfer den Helfer-Shuttle unterstützen. Die Initiative mit Sitz in der rheinland-pfälzischen Gemeinde Grafschaft bringt Freiwillige vor Ort täglich ab neun Uhr in die Gebiete entlang der Ahr, in denen Hilfe benötigt wird. Am Nachmittag geht der Shuttle dann wieder zurück nach Grafschaft, wo es die Möglichkeit gibt, gemeinsam zu Abend zu essen. „Die erwarten, dass man den Tag dort ausklingen lässt, mit den anderen Helfern über das Erlebte spricht“, erzählt sie. Vor Ort seien dann auch Seelsorger; diese säßen mit in der Runde, ohne sich als solche zu outen. „Das ist auf jeden fall sinnvoll“, so Zimmermann. Sie selbst sei bei ihrem ersten Aufenthalt oftmals abends, wenn sie zur Ruhe kam, in Tränen ausgebrochen.

Untergebracht werden die acht Föhrer in einem Pfarrhaus in Neuwied, nicht weit weg vom Treffpunkt des Helfer-Shuttles, das die Katastrophe unbeschadet überstanden hat. „Die stellen uns Zwei- und Dreibettzimmer zur Verfügung, komplett kostenlos – ich habe mich so gefreut!“, erzählt Zimmermann. „Man merkt wirklich, dass diejenigen, die nicht so betroffen sind, jetzt versuchen, etwas für die Helfer aufzubauen, das ist wirklich der Hammer.“

Erholung vom Alltag: Ab November kostenloser Urlaub für Betroffene

Nicht nur Heike Zimmermann will helfen; auch die Föhr Tourismus GmbH (FTG) sowie einige Föhrer Vermietagenturen hatten Anfang September zu einer Aktion aufgerufen: Gemeinsam mit anderen Vermietungsagenturen, Privatvermietern und dem Gastronomie- und Handelsgewerbe möchten die Initiatoren von November 2021 bis März 2022 wochenweise Erholungsurlaub für besonders von der Flutkatastrophe betroffene Personen und Familien aus der Gemeinde Sinzig im Landkreis Ahrweiler anbieten.


„Wir haben über 30 Privatanbieter, die sich bereit erklärt haben Wohnungen zur Verfügung zu stellen und diverse Agenturen, die mehrere Objekte anbieten“, erzählt FTG-Geschäftsführer Jochen Gemeinhardt. Eine der Agenturen stelle sogar etwa 100 Objekte zur Verfügung, freut er sich.


Auch die Rückmeldung aus Sinzig sei positiv ausgefallen: „Die Aktion kommt super an, über 30 Familien hatten sich vor drei Wochen bereits angemeldet.“ Für zwei Tage war Gemeinhardt Ende September selbst vor Ort gewesen, um sich einen Eindruck von der Situation in der Gemeinde zu verschaffen. „Das war schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte“, sagt er, berichtet von Haufen von Autos, die durch die Flut zerstört worden sind, von Schutt, zerstörten Brücken – aber auch von Dankbarkeit und Hoffnung. „Die Leute waren wirklich dankbar für die Möglichkeit dem Alltag entfliehen zu können“.

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