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Französisch-Studium in Flensburg: Kleiner Studiengang mit großem Potenzial

Französisch-Studium in Flensburg: Kleiner Studiengang mit großem Potenzial

Französisch-Studium: Kleiner Studiengang mit Potenzial

Catrin Haufschild/shz.de
Flensburg
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Halten das Fach Französisch für wichtig: Cordula Neis (links) und Margot Brink, Professorinnen am Institut für Romanistik in Flensburg. Foto: Catrin Haufschild/shz.de

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Die Französisch-Professorinnen Margot Brink und Cordula Neis leiten die kleine Fakultät an der Flensburger Uni – und erklären, warum die Sprache so wichtig ist.

Die Zeiten, in denen fast jeder Gymnasiast automatisch Französisch lernte, sind vorbei. Heute ist die Fremdsprache in der Regel ein Wahlfach in der siebten Klasse, das in der Oberstufe auch schnell wieder abgewählt werden kann. Nur 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein lernen noch die Sprache der einst so bewunderten „Grande Nation“. In der Folge bedeutet das auch: weniger Französisch-Studenten.

Pro Jahr zehn Französisch-Studenten

Die Universität Flensburg bekommt das zu spüren. Dort wird seit der Umbenennung in „Europa-Universität“ 2016 auch das Studienfach Französisch angeboten. Pro Jahr nehmen überschaubare zehn Schulabgänger ein Französisch-Studium in Flensburg auf. Die beiden Professorinnen der Fakultät, Margot Brink und Cordula Neis, gehen engagiert mit der Situation um. Im Büro von Margot Brink wimmelt es von Flyern. Zum Beispiel für den neuen Studiengang „Transkulturelle Europastudien“.

Er startet erstmalig in diesem Herbst und hat schon an allen drei Studienorten jeweils 20 Studenten. Studiert wird außer in Flensburg in Straßburg und Málaga. Der Studiengang richtet sich an fremdsprachlich Interessierte, die nicht Lehrer werden wollen, sondern sich mit Kulturvermittlung in Deutschland, Frankreich und Spanien befassen möchten.

Kooperation mit Bremen und Rostock

Eine weitere Zusammenarbeit unterhält die Uni Flensburg im Rahmen des Programms für Auslandsstipendien „Erasmus“ mit der französischen Stadt Le Mans. Seit diesem Sommer gibt es außerdem den „Campus Nord für Frankreich und Frankophonie“ (CaNoFF), an dem sich neben Flensburg die Universitäten von Bremen und Rostock beteiligen.

Wissenschaftlicher und kultureller Austausch

Ziel dieses Netzwerkes ist der wissenschaftliche und kulturelle Austausch zu Aktivitäten im französischsprachigen Bereich. Mit den zahlreichen Angeboten und Vernetzungen wollen die beiden Flensburger Französisch-Professorinnen eine „Dynamisierung“ ihres Faches erreichen. Fremdsprachen zu erlernen ist ihrer Ansicht nach mehr als eine praktische Fertigkeit. „Es mag sein, dass man Gebrauchstexte durch Künstliche Intelligenz übersetzen lassen kann“, argumentiert Margot Brink.

Fremdsprachen als Friedenssicherung

Eine Fremdsprache zu erlernen bedeutet für sie aber auch, sich in die Welt eines anderen – seine Geschichte und seine Kultur – hineinzuversetzen. Fremdsprachen zu erlernen, so die Professorin, sei eine Art der Friedenssicherung, weil man sich in andere Menschen hineindenken müsse, um sie wirklich zu verstehen.

Sprache wichtig für die europäische Geschichte

Dieser Meinung sei schon Comenius gewesen, ergänzt Cordula Neis. Der große Sprachdidaktiker des 17. Jahrhunderts lebte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und erlebte, wie religiöse Auseinandersetzungen, aber auch Verständnisschwierigkeiten unter den Völkern zu Dauerfehden führten. 

Französisch sei im Vergleich mit anderen Sprachen von geistesgeschichtlich besonderer Bedeutung, schlägt Margot Brink eine weitere Bresche für ihr Fach. Die Menschenrechte zum Beispiel seien das „Produkt der französischen Revolution“. Die Texte der Aufklärung seien zeitaktuell und klassisch im besten Sinn. Brink: „Wer das gelesen hat, der hat eine wahrhaft europäische Kultur, ohne die man die europäische Geschichte insgesamt nicht begreifen kann.“

Wirtschafts-Französisch gefragt

Cordula Neis ergänzt, dass das Französische insgesamt 300 Millionen Sprecher auf fünf Kontinenten habe und zahlreiche Unternehmen, wie Airbus, Lidl oder Ikea Kooperationen mit Frankreich unterhalten. Daher sei Französisch auch im wirtschaftlichen Arbeitsbereich wichtig. Warum aber sollte man Französisch ausgerechnet in Flensburg studieren – weit ab von Frankreich und dem französischen Geist?

Die Fakultätsleitung ist auf diese Frage vorbereitet und händigt ein Liste mit zehn Vorteilen auf, die auch im Netz zu finden ist. Da wird die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis genannt. Ab dem ersten Semester ermöglichen Schul-Praktika Flensburger Studenten die Möglichkeit, ihre Eignung für den Lehrerberuf zu prüfen. Die niedrigen Studentenzahlen, so ist weiter zu erfahren, sicherten  eine „optimale Sprachförderung“. Einzelbetreuung ist in Flensburg demnach „eine Selbstverständlichkeit“.

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