Rendsburg-Eckernförde

Fremder Mann mit Maske im Haus – wie Weihnachtsmannbesuche während Corona ablaufen

Fremder Mann mit Maske im Haus – wie Weihnachtsmannbesuche während Corona ablaufen

Fremder Mann mit Maske im Haus – wie Weihnachtsmannbesuche während Corona ablaufen

SHZ
Rendsburg
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Mit Maske und Abstand im Weihnachtseinsatz– trotz, oder gerade wegen, Corona. Foto: Privat Foto: 90037

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Ohne Ende Hausbesuche und immer wieder die Frage „Warst du auch schön brav?“ Wieso gehen Weihnachtsmänner an Heiligabend noch auf Tour? Und wie hat sich die Arbeit seit der Pandemie verändert? Hier gibt es Antworten:

Der Job des Weihnachtsmannes ist anstrengend. Aufgeregte Kindern, aufgeregte Eltern, enger Zeitplan. Aber warum geht der Weihnachtsmann jedes Jahr noch auf Tour?

Der Spuk ist noch nicht vorbei

Schon im vergangenen Jahr wurde das Weihnachtsfest von der Corona-Pandemie überschattet. Kontakte sollten reduziert, oder besser noch, ganz vermieden werden. Und auch in diesem Jahr ist dieser Spuk nicht vorbei. Trotzdem brechen heute Abend im ganzen Land Weihnachtsmänner auf, um den Kindern ein Stück Normalität – oder besser noch – eine Weihnachtsüberraschung zu bringen.

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Geimpft, getestet und auf Abstand bedacht

Einer von ihnen kommt aus Rendsburg. Im vergangenen Jahr war er nicht unterwegs, legte eine Corona-Pause ein. Heute aber zieht er wieder los. Geimpft, getestet und auf Abstand bedacht. Shz.de hat er noch im Vorweihnachtsstress ein Interview gegeben. Seinen richtigen Namen will er nicht verraten, denn er weiß, dass es einige Menschen gibt, die trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen mit dem Finger auf ihn zeigen würden. Außerdem, so sagt er, nehme es dem Schauspiel seinen „weihnachtlichen Glanz“.

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Weihnachtsmann, wie läuft der Heiligabend bei Ihnen ab?

Nach einem gemütlichen, ausgiebigen Weihnachtsfrühstück bereite ich mich ganz in Ruhe auf meine Tour vor. Stress droht in diesem Jahr nicht. Ich habe die Anzahl meiner Besuche bewusst drastisch reduziert. Den krönenden Abschluss bildet meine eigene Tochter. Mittlerweile ist sie sieben Jahre alt. Mal schauen, ob der Weihnachtszauber noch Wirkung bei ihr zeigt oder ob sie Papa so langsam auf die Schliche kommt. Am Abend freue ich mich auf ein gemütliches Weihnachtsessen mit meiner Partnerin.

Zum Anhören: Ein harmonisches Weihnachtsfest? Von wegen! In dieser Folge der "Geschichten am Kamin" bricht auf dem Weihnachtsmarkt das Chaos aus.

Was ist unter Corona-Bedingungen anders?

So einiges. Im vergangenen Jahr bin ich gar nicht unterwegs gewesen. Das hat sich wirklich komisch angefühlt, sind meine Auftritte an Heiligabend doch schon zur Normalität für mich geworden. Aber in 2020 war die Corona-Lage noch unberechenbarer als jetzt, schließlich gab es noch keine zugelassenen Impfstoffe. Also habe ich mich dazu entschieden, auszusetzen. In diesem Jahr besuche ich nur halb so viele Kinder wie sonst. Für die Besuche gibt es klare Regeln, die ich den Eltern im Vorfeld auch mitgeteilt habe. Dazu zählen beispielsweise Abstand, Maske und wenig Publikum. Natürlich, es ist Weihnachten, aber unvorsichtig sollte man deshalb trotzdem nicht werden.

Wie reagieren die Kinder, wenn Sie in die Häuser kommen?

Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Einige sind wahnsinnig aufgeregt und bekommen anfangs kein Wort raus, andere sind von Sekunde eins aufgeweckt und redselig. Im schlimmsten Fall jagt der Weihnachtsmann dem Kind Angst ein. Dann schaue ich, ob ich nicht doch noch eine Vertrauensebene aufbauen kann. Ich habe da so meine Tricks.

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Wenn es ängstliche Kinder gibt, was machen Sie dann?

Wichtig ist, dass auch die Eltern das Kind nicht dazu zwingen können, Freude an meinem Besuch zu haben. Man versetze sich nur mal in die Lage des Kindes. Da kommt ein großer, fremder, bärtiger Mann ins Haus, den ich bisher nie gesehen habe. Nun steht er in meinem Haus und spricht mich an. Da kann man schon Angst bekommen. Mir kommt da zugute, dass ich selbst Vater bin. Eine kleine Prise Humor kann so manches Eis brechen. Auch Interessen des Kindes, die der Weihnachtsmann natürlich im Vorfeld bei Mama und Papa eingeholt hat, können dabei helfen, ins Gespräch zu kommen. Und wenn gar nichts klappt, komme ich eben im nächsten Jahr wieder und wir versuchen es noch einmal.

Und was ist mit den schlechten Taten – haben Sie auch eine Rute dabei?

Die Rute ist in meinen Augen veraltet. Ich bin nicht da, um den Kindern zu drohen, sondern um gute Laune und Geschenke zu verteilen. Deshalb verzichte ich ganz darauf, sie mitzunehmen und sie bleibt im Karton. Statt mit der Rute, komme ich in diesem Jahr eben mit der Maske.

Was war der ausgefallenste Wunsch (von Eltern oder Kindern)?

Die Geschenke der Kinder sehe ich selten unverpackt vor dem eigentlichen Termin. Klar, es gibt kleine Hinweise, was die Kinder bekommen, aber etwas wirklich Ausgefallenes fällt mir spontan nicht ein. Es sind eher erzieherische Wünsche der Eltern, die mich manchmal etwas irritieren. Das Zimmer öfter aufräumen, Mama und Papa nicht so oft ärgern… Wirklich mahnende Worte gibt es vom Weihnachtsmann aber nie. Maximal der Hinweis, dass ihm nichts entgeht und er alles sieht.

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Warum machen Sie das eigentlich? Und seit wann?

Ich bin jetzt seit sieben Jahren als Weihnachtsmann aktiv. Zuvor habe ich meinen Großvater schon als Knecht Ruprecht unterstützt. Denn genau seine Fußstapfen sind es, in die ich getreten bin. Er wurde zu alt für die Rolle und musste gesundheitlich von Jahr zu Jahr etwas weiter runterschrauben. Mit seinem Enkel war die „Thronfolge“ ja gesichert.

Kam bei Ihnen damals auch der Weihnachtsmann?

Ja, mein Opa, allerdings bin ich ihm schon ziemlich früh auf die Schliche gekommen. Die Stimme, die Art zu sprechen, das Auftreten… Es gibt Dinge, die kann man nur schwer ablegen oder verstellen. Trotzdem habe ich ihn nie auffliegen lassen. Seine Besuche haben mir viel zu viel Freude bereitet.

Wie transportieren Sie denn all die Geschenke?

In der Regel platzieren die Eltern die Geschenke im Vorfeld irgendwo auf dem Grundstück, am besten außerhalb des Sichtbereiches der Kinder. Oder Mama oder Papa kommen vorher raus, um mir die Geschenke zu geben. Diese packe ich dann in meinen großen Weihnachtsmann-Sack und klingele oder klopfe an der Tür.

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Wurden Sie schon einmal entlarvt?

Von anderen Kindern nicht, bei meiner Tochter bin ich mir allerdings unsicher. Sie ist ziemlich plietsch. Vielleicht spielt sie dasselbe Spiel wie ihr Vater damals und genießt den Moment lieber, anstatt ihn kaputt zu machen.

Und was wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir, dass meine Besuche bald wieder ganz klassisch ablaufen können – ganz ohne Risiko. Das kann zwar noch eine ganze Zeit lang dauern, aber ich bin guter Dinge, dass wir der Normalität täglich wieder ein Stück näher rücken. Allen Lesern wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins neue Jahr und vor allem: viel Gesundheit.

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