Flensburg

Fremdkörper nach geglückter Sanierung: Schilderposse an der Hafenspitze

Fremdkörper nach geglückter Sanierung: Schilderposse an der Hafenspitze

Schilderposse an der Flensburger Hafenspitze

SHZ
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Auf dem Weg zum Erlebnishafen: Dies Schild stammt aus dem Jahr 2005 und sieht auch so aus. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nach Abschluss der Bauarbeiten wurden auch die verdreckten Schilder wieder aufgebaut. Sie weisen auf längst abgeschlossene oder verworfene Stadtprojekte hin. Unser Reporter glossiert diesen Fall für den Denkmalschutz.

Frische Spundwände, neue Pflasterung, spektakulärer Landgewinn. Nach einer Rekordzeit von anderthalb Jahren ist die Sanierung und Neugestaltung der Hafenspitze nunmehr abgeschlossen worden.

Für die Chronisten: Offizielle Endabnahme war am 5. August 2021, der letzte Bauzaun verschwand einen Tag später. Alle freuen sich nach langer Leidenszeit, denn endlich ist einer der meistfrequentierten Plätze der Stadt wieder ungehindert begehbar – und alles todschick!


Wirklich alles? Nicht ganz. Unansehnliche Fremdkörper in Form zweiter angegrauter Schilder trüben das freundliche Bild. Ein Fall für den Denkmalschutz? Eines davon datiert vom 29. August 2005 und dokumentiert anhand der Topografie Flensburgs den aus damaliger Sicht künftigen Weg vom Wirtschafts- zum „Erlebnishafen“. Davon ist schon lange keine Rede mehr. Ein klassischer Anachronismus.

Weiterlesen: Schluss mit der Dauerbaustelle: Wie Flensburg an der Hafenspitze gewachsen ist

Ziele werden hier formuliert, die längst umgesetzt oder aber ad acta gelegt wurden. Die Brückenanlage für klassische Yachten gibt es genauso wie eine Anlegemöglichkeit für Kreuzfahrtschiffe oder das Leben und Arbeiten in Sonwik; obsolet dagegen die Entwicklung eines „Maritimen Dienstleistungs-Gewerbezentrums im Industriehafen“ oder eine wasserseitig begehbare Aussichtsplattform bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft.

Die Bauarbeiter trifft keine Schuld

Weil Bauarbeiter nicht angehalten sind, eine inhaltliche Bewertung dessen, was sie tun, vorzunehmen, haben sie die verdreckten Schilder schlicht wieder installiert. Oder aber darum herum gebaut, was unwahrscheinlich ist, wie auch Geoffrey Warlies, Sprecher des TBZ, das für das Gesamtprojekt verantwortlich ist, vermutet. „Sie stellen lediglich wieder her, was vorher da war.“ Das gilt auch für das zweite Schild, das die Fauna des angesprochenen Areals abbildet. Daran dürfte sich indes nichts geändert haben, sollten nicht einige Arten inzwischen ausgestorben oder Mutationen hinzugekommen sein.

Fahrradständer sorgen für irritationen

Ein weiterer Störenfried sorgt für Irritationen. Dabei handelt es sich um neu angebrachte Fahrradständer, die auf dem Sandplatz quasi in Reihe geschaltet sind. Sie stehen also nicht, wie üblich, neben – sondern hintereinander – einem Sperrwerk gleich.

Da wundern sich die Touristen, die hier in Strömen entlang promenieren. Womöglich auch der weltberühmte Stadtplaner und Architekt Jan Gehl aus Kopenhagen, der an Ort und Stelle unlängst Stargast einer Diskussionsrunde war, in der es auch um Flensburg als Fahrradstadt ging.

Das Geheimnis, das dahinter steckt und das wohl kaum ein Fremdenführer kennt, lüftet Geoffrey Warlies freimütig. Die Metallkonstruktionen folgen direkt dem Lauf des unterirdisch gebändigten Mühlenstroms und sollen schweres Gerät fernhalten – wie etwa Lastkraftwagen oder vielleicht auch Riesenräder? Der Untergrund scheint wohl noch etwas sensibel und somit schützenswert zu sein. „Wir haben also aus der Not eine Tugend gemacht“, findet Geoffrey Warlies, „denn Ständer in der Stadt können wir gar nicht genug haben.“

Mehr lesen