Für Jilan Mohammad war es eine herausfordernde Zeit, aber nun hat die 29-Jährige sogar den Meister geschafft. Die zweifache Mutter hat ihre Friseur-Ausbildung bei der Handwerkskammer absolviert – in Teilzeit, denn sie musste ja ihre beiden Kinder betreuen. Tochter Sila ist heute sieben, der kleine Bruder Youssef vier Jahre alt. Keine ganz leichte Aufgabe, denn die Flensburgerin ist quasi alleinerziehend. Ihr Partner wohnt in Dänemark.

Als Jilan Mohammad mit ihrer Ausbildung anfing, war der kleine Youssef erst elf Monate alt. Mit Fünf-Stunden-Tagen und sehr viel Engagement lernte die Mutter das Friseurhandwerk direkt bei der Handwerkskammer Flensburg, zwischendurch mit Praktika im Salon. „Ich wusste gar nicht, dass man eine Ausbildung direkt bei der Handwerkskammer machen kann“, sagt die Flensburgerin. Das Jobcenter hatte sie darauf gestoßen: Ein spezielles Projekt fördert die Umschulung im Friseurberuf.

Teilzeit-Ausbildung steht jedem offen – nicht nur Eltern

Ein Ziel ist es, gerade jungen Eltern eine Möglichkeit für eine Ausbildung zu bieten. Ein weiteres Ziel der Teilzeitausbildung: Eine der effektivsten Methoden, um den Fachkräftemangel langfristig zu bekämpfen, besteht darin, Bildung und Qualifikationen zu fördern. Dabei hat sich Ausbildung in Teilzeit bewährt – seit 2020 steht der Weg jedem im dualen System offen, auch ohne Angaben von Gründen. „Es muss natürlich in den Betriebsablauf passen“, sagt Britta Pochert von der Handwerkskammer. „Und mindestens die Hälfte der Vollzeitstunden muss erreicht sein.“

Vor allem junge Eltern nehmen dies wahr – fast ausschließlich Frauen, wie Pochert erklärt – doch auch beispielsweise Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Leistungssportler können dies nutzen. Die Voraussetzung: Auszubildende und Betrieb müssen sich einig sein. Die Ausbildungsdauer verlängert sich dadurch zwar, aber es wird verhindert, dass junge Menschen dem Fachkräfte-Arbeitsmarkt möglicherweise komplett verloren gehen. 33 Betriebe hatten 2022 im Kammerbezirk Flensburg Teilzeit-Azubis, zehn Auszubildende und elf Umschüler haben im vergangenen Jahr ihre Prüfung abgelegt.

Handwerksmedaille für die Innungsbeste

Bei der Handwerkskammer selbst gibt es die Möglichkeit, den Friseurberuf zu erlernen. „Erst haben wir viel an den Übungsköpfen trainiert, dann habe ich Freunde mitgenommen“, sagt Jilan Mohammad über ihre Ausbildung. „Und ich habe auch einfach Leute auf der Straße angesprochen, ob ich sie frisieren kann“, sagt die 29-Jährige und lacht. Vor allem die Motivation und Unterstützung durch Silke Carstensen und Gitta Ketelsen von der Handwerkskammer seien eine große Hilfe gewesen.

Für ihre Leistungen als Innungsbeste hat Jilan Mohammad die Nospa-Jugend-Handwerksmedaille bekommen. Jedes Jahr ehren die Nord-Ostsee Sparkasse und die Kreishandwerkerschaft Flensburg junge Auszubildende, die zum Teil unter erschwerten Bedingungen ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.

Doch Jilan Mohammad wollte weiter: „Ich habe direkt im Anschluss an die Ausbildung den Meister gemacht“, sagt die Friseurin. Das ging allerdings nur in Vollzeit, so dass sie ein straffes Programm hatte. Die nächsten Ziele: „Jetzt möchte ich erstmal in einem Salon Berufserfahrung sammeln und mich dann selbstständig machen.“ Einen Schwerpunkt hat sie bereits im Blick: „Am liebsten mache ich Hochsteck- und Langhaarfrisuren.“