Landtagswahl in SH 2022

Für Rasmus Andresen wäre Schwarz-Gelb ein Rückschritt um 20 Jahre

Für Rasmus Andresen wäre Schwarz-Gelb ein Rückschritt um 20 Jahre

Für Rasmus Andresen wäre Schwarz-Gelb ein Rückschritt um 20 Jahre

SHZ
Flensburg
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Rasmus Andresen kann sich eine zukunftsorientierte Landesregierung ohne die Grünen nicht vorstellen. Foto: Michael Staudt/Archivfoto Foto: 90037

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Schleswig-Holstein soll eine europäische Modellregion werden. Rasmus Andresen, Europaparlamentarier aus Flensburg, plädiert daher im Interview mit shz.de für eine schwarz-grüne Landesregierung.

Ihre Bilanz nach der Landtagswahl?

Wir Grüne haben ein Rekordergebnis erzielt und sind erstmalig zweitstärkste Kraft. Der Wahlkampf war insgesamt sehr wenig landespolitisch. Der russische Angriffskrieg und die Beliebtheitswerte des Ministerpräsidenten haben den Wahlkampf erschwert. Aus meiner Sicht waren die Parteien etwas zu zahm, mehr Biss hätte der Demokratie gut getan.

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Für uns Grüne gibt es jetzt zwei Optionen. Unser erfolgreiche Regierungsarbeit fortsetzen oder Oppositionsführerschaft.

Wo schlägt denn da Ihr Herz?

Wir sollten in die Regierung. Das Land hat Schwarz-Grün gewählt, und Daniel Günther ist erfolgreich gewesen, auch weil er mit den Grünen regiert hat und wegen der Inhalte, die wir mit hineingebracht haben.

Wir werden uns aber nicht anbiedern, sondern selbstbewusst für eine ambitioniertere Klimapolitik und sozialere Politik verhandeln. Dafür sind wir gewählt worden.

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Günther ist durch uns ein deutlich modernerer Ministerpräsident geworden, und das sollte sich auch in der Koalition abbilden.

Ist er denn so modern, wie Sie das bräuchten, damit der Preis nicht zu hoch ist für die Grünen?

Naja, er ist ein Stratege, der genau weiß, was er macht, der über die Frage, wie er kurzfristig mehr herausschlagen kann, hinaus denkt.

Sie würden also sagen, dass die Stärke der CDU durch die Stärke der Grünen noch gestärkt wird, weil es eine belastbare Beziehung wird?

Ja, weil er in der Rolle eines modernen Ministerpräsidenten bleibt, der unterschiedliche Teile der Gesellschaft, die es in Schleswig-Holstein gibt, zusammenführt. Schwarz-Gelb wäre ein Rückschritt um 20 Jahre. Das Bündnis passt nicht zu unserem Land.

Das wäre die Friedrich-Merz-Rolle, und dann würde man CDU reloaded machen?

Genau. Bei der Frage, ob er im Bund ein interessanter Akteur ist, hilft ihm doch Schwarz-Grün viel mehr. Er hat übrigens auch kein Interesse daran, uns in der Opposition zu haben, weil das eine ganz andere Form der Auseinandersetzung wird als das mit der SPD der Fall sein wird. Wir würden vom Tag eins mit Aminata Touré als Fraktionschefin und vielleicht Lasse Petersdotter als Parlamentarischem Geschäftsführer denen das Leben schwer machen. Auch das weiß Günther.

Wie sehen Sie das denn aus europäischer Sicht? Sie haben sehr ambivalente Erfahrungen mit konservativen Parteien, und Sie haben auch sehr ambivalente Erfahrungen innerhalb der eigenen Fraktion.

Wir brauchen in der EU Regionen, die unsere Politik umsetzen. Das betrifft Fragen der Klimapolitik, der Energiewende, aber auch in der Asyl- und Migrationspolitik. Die großen Ziele der EU, sowohl von uns Grünen wie aber auch von Kommissionspräsidentin von der Leyen, müssen vor Ort auf aktive Politik stoßen.

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Es ist sehr wichtig, dass wir gute Beispielregionen haben, und dafür eignet sich Schleswig-Holstein besonders gut. Das ist eine Chance für Günther und unser Bundesland. Da hätte er mit uns mehr Möglichkeiten. Eine Region die beim Klima mehr Tempo macht und zu einer sozialeren Politik bereit ist. Es ist das politisch ambitioniertere Projekt.

Sie sind als friedensbewegt bekannt – wie stehen Sie zu dem erstaunlichen Wandel bei der Grünen, auch schwere Waffen an die Ukraine zu liefern?

Für unsere Partei ist das keine einfache Debatte. Putins völkerrechtswidrige Invasion war für uns alle ein Schock. Parteien müssen in solchen Situationen dazu bereit sein sicher geglaubte Gewissheiten in Frage zu stellen. Im Fall der Ukraine habe ich meine Meinung geändert.


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