Verkehr

Für Tourismus und Forschung: Hochschule plant autonome Fähre für den Flensburger Hafen

Hochschule plant autonome Fähre für den Flensburger Hafen

Hochschule plant autonome Fähre für den Flensburger Hafen

Mira Nagar/shz.de
Flensburg
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Das Modell zeigt, wie die Fähre aussehen könnte – es wird aber noch an Details gearbeitet. Foto: Hochschule/Nagar/shz.de Montage: Nobis

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Die Fähre „Autognom“ der Flensburger Hochschule soll zunächst teilautonom über die Förde pendeln. Dabei soll laufend an verschiedenen Ideen geforscht werden.

Demnächst könnte eine neue Elektro-Fähre über die Förde schippern – und zum Beispiel den Harniskai mit der Schiffbrücke verbinden. Die Hochschule arbeitet an einer autonomen Fähre, die derzeit in der Flensburger Werft gebaut wird. Das Schiff soll 10,5 Meter lang und 4,4 Meter breit werden und bis zu zwölf Passagiere und drei Fahrräder mitnehmen können, erklärt Initiator Michael Thiemke.

Der Professor für Schiffsbetriebstechnik hofft, mit dem Projekt Tourismus und Forschung verbinden zu können. Denn während des teilautonomen Betriebs soll die Fähre laufend Daten und neue Erkenntnisse sammeln – und dabei lernfähig sein. Zum Beispiel soll „Autognom“ Notfälle erkennen und Rettungsmittel auswerfen können. Spannend wird auch die Frage, wie die E-Fähre automatisch nachgeladen wird. Ob das Aufladen an Land über Induktion laufen wird, steht indes noch nicht fest. „Möglich ist auch ein Roboterarm, der einen Stecker einsteckt“, erklärt Thiemke.

Über die Förde oder zum Piratennest

Auch welche Stationen die Fähre miteinander verbinden soll, sei noch offen. Einer der Anleger soll in jedem Fall am Maritimen Zentrum der Hochschule in der Nähe des Klärwerks sein. Von dort aus könnte es die kurze Strecke hinüber zum Piratennest gehen oder ganz bis ans Westufer zur Schiffbrücke, überlegt Thiemke. Möglich ist auch ein Umfahren des Marinebereichs. „Beim Marinebereich wäre die Idee, die Lücke im Radwanderweg am Wasser zu schließen, die heute ein Umfahren des Marinebereichs nach Mürwik hinein verlangt“, so Thiemke. „Favorisiert wird die Strecke Kielseng-Industriehafen, die in der Hafen-Ost-Planung auch vorgesehen ist.“

Zumindest in den ersten Jahren wird die Fähre nicht ohne Schiffsführer navigieren dürfen, um einen gefährdungsfreien Fährbetrieb sicherzustellen. Das Boot wird daher mit einem Steuerhaus ausgestattet und nur unter eng abgestimmten Bedingungen teilautonom navigieren dürfen.

Während sich viele ähnlich gelagerte Projekte mit der Weiterentwicklung autonomer Navigations-Technologie beschäftigen, kümmern sich deutlich weniger im Schwerpunkt um die weiteren Aspekte, die mit einer Zulassung für einen maritimen Personennahverkehr geregelt sein müssen, wenn der Fährbetrieb komplett ohne Personal  an Bord und an den Anlegern ablaufen soll. „Genau in solchen Nischen-Bereichen suchen wir daher Betätigungsfelder“, so Thiemke.

Forschung durch Studierende und Schüler

Unterstützt wird das Projekt durch eine Förderung durch das schleswig-holsteinische Bildungsministerium in Höhe von bis zu 300.000 Euro aus dem Exzellenz- und Strukturbudget. „Wir wollen das Fahrzeug als zugelassene Fähre in einer kommerziellen Kooperation betreiben lassen“, erklärt Thiemke. So begrenze man Betriebs- und Instandhaltungskosten für die Hochschule und stelle praxisnahe Betriebssituationen ebenso wie ausreichend Betriebsstunden für Sensoren und Künstliche Intelligenz sicher. 

Bei der Forschung und Auswertung sollen auch Studierende eingebunden werden. „Beteiligte Studierende lernen in hohem Maße sehr aktuelle und praxisnahe Themen aus eigener Anschauung kennen“, sagt Thiemke. Schulen und Jugend-Forscht-Initiativen könnten zudem über die Plattform besser an attraktive maritime Themenstellungen herangeführt werden. 

„Der Stapellauf der Plattform ohne Ausstattung bei der FSG wird noch in diesem Sommer stattfinden“, so Thiemke. Das Boot kommt dann aber auf der anderen Seite für den weiteren Ausbau erst einmal bis Ende 2024 oder Anfang 2025 aufs Trockene. Ab voraussichtlich 2025 könnte „Autognom“ in See stechen.

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