Beachclub und „Le Camping“

Gastro-Einbrüche in Flensburg: Urteil gegen Serienstraftäter

Gastro-Einbrüche in Flensburg: Urteil gegen Serienstraftäter

Einbrüche in Flensburg: Urteil gegen Serienstraftäter

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Vor dem Landgericht Flensburg musste sich der 25-jährige Wiederholungstäter wegen 30 Straftaten verantworten. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Wegen insgesamt 30 Straftaten musste sich ein 25-jähriger Flensburger vor Gericht verantworten. Jetzt ist das Urteil gefallen. Es fiel anders aus, als der Angeklagte gehofft hatte.

Am Morgen begrüßte der Angeklagte das Gericht noch im gelben Kurzarmhemd mit einem zuversichtlichen „Moin“. Zur Urteilsverkündung am Mittag hatte er sich eine blaue Jacke übergezogen.

Das Urteil fiel nicht so aus, wie der 25-Jährige es sich erhofft hatte. Mit der Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten hatte er rechnen müssen. Sie bewegt sich in dem Bereich, den auch Verteidiger und Staatsanwalt in ihren Plädoyers am Vormittag gefordert hatten.

Was er aber unbedingt vermeiden wollte, war die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Immer wieder hatte er betont, dass er sich in der Lage fühle, sein Leben selbst in den Griff zu bekommen – mit einer freiwilligen Suchttherapie außerhalb der Forensik.

Das Gericht glaubte daran nicht.

Der Mann musste sich wegen 30 Straftaten verantworten. Nach mehreren Einbrüchen in Medelby Anfang 2022 kam er in Untersuchungshaft. Dass das Amtsgericht nicht schon viel früher einen Haftbefehl erlassen hatte, etwa nach einem Raubüberfall in der Neustadt 2019, wunderte selbst seinen Verteidiger. Ob die Staatsanwaltschaft den Haftbefehl gar nicht beantragt hatte oder das Gericht in ablehnte, blieb dabei unklar.

Jedenfalls geriet der junge Mann danach immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Polizeibeamte nahmen in nach Ladendiebstählen regelmäßig mit auf die Wache. Man kannte sich irgendwann so gut, dass man per Du war, beschrieb es ein Polizist, der als Zeuge aussagte.

Schlagzeilen machten die Einbrüche in den Beachclub an der Hafenspitze und in das Restaurant „Le Camping“ in der Toosbüystraße.

Im Beachclub packte er drei Stunden lang in aller Seelenruhe seine Beute zusammen, ehe er ein Taxi rief, um sie abzutransportieren. Auf der Überwachungskamera war sein Gesicht gut zu erkennen. Es dauerte nicht lange, bis er gefasst war.

Nach einem ähnlichen Einbruch ins „Le Camping“ am Burghof kam er nur wenige Meter weit, bevor Polizisten ihn an der Kreuzung Norderstraße aufgabelten. Er schob einen Einkaufswagen mit Tiefkühl-Kost, Weinflaschen und Geschirr und trug Birkenstock-Latschen und einen Herrenanzug aus der Garderobe des Restaurantwirts.

Überhaupt wurde er fast immer auf mehr oder weniger frischer Tat ertappt. Manchmal legte er es geradezu darauf an. Zum Beispiel, als er im Rewe-Markt in der Flensburg-Galerie eine Flasche Guinness einfach am Bierregal austrank.

„Irgendwann auf dem Südermarkt“

Ob er neben den 30 angeklagten Straftaten weitere begangen hat, bei denen er mehr Erfolg hatte und nicht geschnappt wurde, blieb während der Gerichtsverhandlung offen.

Unstreitig war, dass der gebürtige Flensburger ein massives Alkoholproblem hat und zumindest zeitweise auch Probleme mit anderen Drogen hatte. Er hat bereits verschiedene Therapien hinter sich – ohne dauerhaften Erfolg. Er berichtete selbst davon, dass ihm bei einer Therapie gesagt wurde, er sei „ein Kandidat, der irgendwann auf dem Südermarkt landet“.

Die Vorsitzende Richterin appellierte an den Angeklagten, der Unterbringung in Schleswig zumindest eine Chance zu geben, anstatt sich von Anfang an zu verweigern. „Wenn es nicht wollen, kommen Sie auch wieder raus.“ Raus – das würde bedeuten: Raus aus der Klinik, rein ins reguläre Gefängnis.

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