Rauschmittel

Gefährliche Droge: Immer mehr Crack in Schleswig-Holstein

Immer mehr Crack in SH – was die Droge so gefährlich macht

Immer mehr Crack in SH – was die Droge so gefährlich macht

Inga Gercke/shz.de
Kiel
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Brennpunkt Hauptbahnhof - Crack-Süchtige in Frankfurt Foto: Boris Roessler/dpa

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Seit gut anderthalb Jahren überschwemmt die Droge Crack auch Schleswig-Holstein. Sie macht extrem schnell abhängig. Doch die Drogenberatungsstellen sehen ein ganz anderes Problem.

In Schleswig-Holstein werden immer mehr Straftaten in Zusammenhang mit Kokain registriert. Laut polizeilicher Kriminalstatistik stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Kokain-Delikte um zwölf Prozent – von 702 Fällen 2021 auf 787. Andere Rauschgiftarten weisen zwar mehr Fälle auf, die Anzahl der Straftaten nimmt aber ab. Bei Amphetaminen, wie beispielsweise Ecstasy, gingen die Straftaten um 16,5 Prozent zurück, bei Heroin um 11,1 Prozent und bei Cannabisverstößen wurde ein Minus von 2,1 Prozent registriert. Bundesweit ist ein ähnliches Bild zu beobachten. Das Bundeskriminalamt (BKA) schreibt in seinem Lagebild Rauschgiftkriminalität, dass die Anzahl der Handelsdelikte mit Kokain in Deutschland seit Jahren ansteigt.

Crack in SH immer beliebter

Diese Kokain-Flut bestätigt auch Andreas Malchow, Geschäftsführer der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein. „Ich bekomme aus vielen Beratungsstellen im Land die Rückmeldung, dass Kokain beziehungsweise Crack ein immer größeres Thema ist“, sagt er.

Crack ist eine Droge, die aus Kokain, Wasser und Natron gekocht wird. „Und dieses Crack sorgt für katastrophale Folgeschäden“, sagt Andreas Dehnke, Geschäftsführer bei Odyssee, einem Förderverein für Sozialarbeit mit Drogenabhängigen und -gefährdeten in Kiel.

Kokain in der Partyszene sehr beliebt

Er selbst arbeitet seit über 30 Jahren in der Drogenhilfe und nennt für Kokain beziehungsweise Crack zwei unterschiedliche Konsumentengruppen: „Zum einen wird Kokain in der Partyszene immer beliebter“, sagt er, denn Kokain habe eine aufputschende Wirkung. Zudem steige der Reinheitsgrad der Droge, sie sei relativ günstig und einfach zu bekommen.

Crack – schnelle Abhängigkeit und schnelle Verelendung bei den Konsumenten

Crack mache im Gegensatz zu Kokain „extrem schnell abhängig“, sagt Dehnke. Doch nicht nur dieses hohe Abhängigkeitspotenzial ist gefährlich. Die Wirkung von Crack, im Gegensatz zu beispielsweise Heroin, ist sehr kurz – 15 Minuten. „Zum Vergleich: Heroinabhängige haben ein Zeitfenster von etwa sechs Stunden, bis sie sich den nächsten Schuss setzten müssen.“ So seien Crack-Abhängige ständig und nur noch damit beschäftigt, an das Geld für die nächste Dosis zu kommen, sagt er. Das wiederum bedeute, dass kaum oder gar keine Zeit bleibe, sich auf Gespräche in der Drogenhilfe einzulassen – „geschweige denn vernünftig zu essen oder sich zu pflegen“, sagt er. „Crack ist dann das, was ein Leben bestimmt. Für alles andere ist dann keine Zeit.“

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