Die Türen zum Speicher stehen weit offen, davor tummeln sich einige Menschen. Drinnen duftet es bereits nach Essen, das Katherina Wickom und Jörg Feddersen in der Küche hinter der Bar zubereiten. „Das riecht aber lecker“, raunt eine Besucherin beim Eintreten.

Bereits seit 2012 gibt es die „Vegane Volxküche“ im Speicher Husum. Jeden dritten Donnerstag im Monat kocht ein Team aus Freiwilligen um Organisatorin Katherina Wickom ein Drei-Gänge-Menü ohne tierische Produkte – also ohne Fleisch, Milch, Eiern. An diesem Abend sind etwa 30 Besucher gekommen. Vor Corona waren teilweise alle Plätze im Speicher besetzt, bei 80 Besuchern war dann Schluss.

Katherina Wickom, selbständige Immobilienverwalterin und Sprecherin der Grünen im Ortsverband Husum, ist von Anfang an dabei. Sie lebt selbst seit zwölf Jahren vegan – Auslöser war ein allergischer Schock, nachdem sie Fleisch gegessen hatte. Reagiert hatte sie auf die Antibiotika darin.

Frau Jung und Frau Mardeck haben sich gemeinsam an einen der Tische gesetzt. Sie sind allein gekommen und kannten sich nicht – bis jetzt. Frau Jung isst seit neun Jahren kein Fleisch mehr, zwei Jahre hat sie vegan gelebt. Aufgerüttelt hat sie eine Mahnwache vor dem Husumer Schlachthof.

Sie fühle sich zwar gesünder durch die Ernährung, doch besonders Essen gehen sei in dieser Zeit schwierig gewesen. „Aber ich finde es gut, dass es immer mehr werden, die darauf achten“, sagt Frau Jung zum bewussten Lebensstil. An der „Veganen Volxküche“ gefällt ihr besonders, mit den anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen. „Und es ist immer lecker hier!“

Bio-Gemüse aus der Region – Spenden gehen derzeit an die Tafel

Die Lebensmittel sind oft Spenden von verschiedenen Stellen. Momentan werden diese aber dringend bei den Tafeln gebraucht, auch wegen der vielen Geflüchteten aus der Ukraine. Da donnerstags Markt in Husum ist, schlendert Wickom gerne bei den Gemüsehändlern vorbei und schnappt sich die nicht so ästhetische und damit schwer verkäufliche Ware – krumme Gurken oder zu große Möhren etwa. Nicht selten hat sie durch ihre Funde auf dem Markt das Menü noch kurzerhand umgeschmissen.

Zu ihren Lieferanten zählen außerdem Biobauern von Pellworm und aus Schobüll. Bei allen Einkäufen versucht Wickom, auf Bioqualität zu achten. „Der Spargel heute, der ist Luxus“, sagt die 59-Jährige und lacht. An diesem Donnerstag gibt es zur Vorspeise eine Tomaten-Kokos-Suppe, als Hauptgang Zitronen-Spaghetti mit grünem Spargel und als Nachtisch Käsekuchen mit Erdbeeren.

Entstanden ist die vegane Volxküche vor zehn Jahren quasi aus der vegetarischen Version, die von ihren zwei Terminen im Monat einen abgeben wollte. Während Corona war eine Anmeldung für Besucher Pflicht. Wickom überlegt, dies wieder einzuführen. „Dann kann ich besser planen und muss nichts wegschmeißen“ – wobei die Volxküche mit den Foodsharing-Projekten in Nordfriesland kooperiert. Und Besucher können eine Tupperdose für Reste mitbringen.

Die Besucher sind ganz unterschiedlich: Familien, Alleinstehende, Ärzte oder Hartz-IV-Bezieher. Für sie sei es häufig die einzige Möglichkeit, Essen zu gehen und so am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. „Jeder gibt so viel, wie er kann“, sagt Wickom. Viele seien etwa durch Corona in eine schlimme Lage geraten – die Volxküche versucht, dies zumindest etwas aufzufangen.

Politischer Austausch im Anschluss

Im Anschluss an das Essen gibt es regelmäßig politische Diskussionsrunden, Vorträge und Impulse. Etwa zu den Rechten von Tieren oder gesunder Ernährung. Dieses Mal gab es eine Diskussion zum Thema „1,5 Grad – Ist die Klimakrise noch zu stoppen?“ mit Silke Backsen, Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis Nordfriesland Süd, und Poul Franck von Fridays for Future.

Die „Volxküche“ sucht noch Mit-Köche. Wer Lust hat, beim Zubereiten des Essens zu helfen, kann sich bei Katharina Wickom melden. Das Team ist gleichberechtigt, auch Schüler können mithelfen.