Flensburg

„Genickbruch“, „Todesstoß“: Bar- und Disco-Betreiber reagieren auf PCR-Testpflicht

Betreiber reagieren auf PCR-Testpflicht

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SHZ
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Mads Kristensen betreibt das Rock Café und die benachbarte Diskothek Study Lounge. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Die neuen Regeln sehen Flensburger Gastronomen und Clubbetreiber als einen Lockdown durch die Hintertür. Einige von ihnen wollen trotzdem weiterhin öffnen.

Bei den Flensburger Gastronomen und Clubbetreibern reagiert man konsterniert auf die neuen Corona-Regeln der Landesregierung. „Niemand gibt 60 Euro für einen PCR-Test aus, um für vier Euro ein Bier trinken gehen“, sagt Mutlu Dincer von der Kult-Bar Porticus am Nordermarkt.

Im Rahmen der 2G-Plus-Regel ist ab Dienstag ein Corona-Schnelltest nicht mehr ausreichend, um eine Disco oder Bar besuchen zu dürfen. Stattdessen müssen Geimpfte und Genesene einen PCR-Test vorlegen, der in der Regel zwischen 60 und 130 Euro kostet.

Porticus will weiter öffnen

„Das ist ein Genickbruch für jeden Gastronomen“, ärgert sich Dincer. Er sieht durch die neuen Regeln einen Lockdown durch die Hintertür. Trotz der Widrigkeiten will man im Porticus am Dienstag regulär öffnen und gucken, wer kommt.

Auch im Rock Café und der kleinen Diskothek Study Lounge von Mads Kristensen soll der Betrieb weitergehen. „Wir werden aufmachen, auch wenn es keinen Sinn macht. Aber meine Angestellten müssen Geld verdienen können. Nach dem zweiten Lockdown war es das größte Problem, gutes Personal zu finden. Ich will es nicht verlieren“, sagt Kristensen.

Mads Kristensen: Finanzielle Hilfen nötig

Auch er fürchtet, dass die neuen Regeln vielen Gastronomen die Existenz kosten könnten. „Ich kann froh sein, dass ich mehrere Standbeine habe.“ Auch Kristensen sieht in der PCR-Testpflicht einen Quasi-Lockdown für Discos, Clubs und Bars und fordert neue finanzielle Hilfen durch den Staat. „Für viele wird es sonst der Todesstoß sein.“

Karaoke- und Quiz-Abende wird es im Rock Café bis auf Weiteres nicht geben. „Wer macht einen PCR-Test, um ein Bier trinken zu gehen? Da wäre es besser gewesen, alles komplett dichtzumachen“, so Kristensen.

Max bleibt weiterhin geschlossen

Sebastian Fremgens hat sein Max Flensburg bereits vor Weihnachten freiwillig geschlossen. Auch die Silvesterparty fiel aus. Seine Disco hat eine Konzession für 700 Menschen, coronabedingt dürfte er aktuell nur 350 Leute reinlassen. Damit decke man gerade einmal die Kosten, so Fremgens. Wobei durch die PCR-Testpflicht auch 350 Besucher in weiter Ferne sind.

Hinzu kommt: „Eine Disco soll Leichtigkeit vermitteln, eine Flucht aus dem Alltag.“ Man stehe für eine gute Zeit. Dies passe mit der aktuellen Corona-Lage nicht zusammen. „Es ist gerade nicht knigge, in einen Club zu gehen. Man wird schief angeschaut. Dies muss aufhören, auch medial“, fordert Fremgens. Er sieht seine Branche nach den jüngsten Corona-Ausbrüchen in mehreren Clubs in Schleswig-Holstein in ein falsches Licht gerückt.

Auch er fürchtet, angesichts der derzeitigen Lage wieder Personal zu verlieren. „Es ist ein Nebenjob für viele Leute“, so Fremgens. Viele Hauptarbeitgeber würden nebenberufliche Engagements in der Gastronomie derzeit jedoch nicht gerne sehen.

Wann er sein Max wieder öffnen wird? Ungewiss. „Meine Hoffnung ist Februar, mein Bauchgefühl März und mein Verstand sagt nach Ostern.“

Unklarheit beim Peppermint

Verwirrung über die neuen Regeln der Landesregierung herrscht derweil bei Sebastian Claußen. Erst vor wenigen Wochen hat er das Peppermint in der Norderstraße wiedereröffnet. Nun ist unklar, ob auch sein Laden betroffen ist, denn juristisch gilt er als Kneipe.

Laut einer ersten Mitteilung der Landesregierung gilt die PCR-Testpflicht jedoch nur für Discos, Clubs und Bars. Claußen hat sich hierzu noch einmal beim Land rückversichert und wartet nun die offizielle Verordnung ab. Sollte die 2G-Plus-Regel auch bei ihm ausgeweitet werden, würde er schließen. „Es wird niemanden geben, der 60 bis 90 Euro für einen PCR-Test ausgibt, um ein Bier zu trinken“, sagt auch er.

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