Gegen die Corona-Politik

Gespaltene „Spaziergänger“, Angriff auf Fotografin – Bilanz der Corona-Demos in Flensburg

Gespaltene „Spaziergänger“ – Bilanz der Corona-Demos

Gespaltene „Spaziergänger“ – Bilanz der Corona-Demos

SHZ
Flensburg
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Der Aufzug der „Spaziergänger“ nähert sich der Hafenspitze. Foto: Sebastian Iwersen

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Erneut dominierten Demonstranten gegen die Corona-Politik das Flensburger Stadtbild am Samstag. Diesmal wirkte alles jedoch deutlich konfuser, die sogenannten „Spaziergänger“ gespalten.

Am Samstag war in Flensburgs Innenstadt kaum Durchkommen möglich. Grund dafür war eine angemeldete Demonstration gegen eine Impfpflicht und einen Teil der Corona-Regeln sowie erwartete „Spaziergänge“.

Um Verkehrsbehinderungen im Verlauf der Demonstrationen zu verhindern, hatte die Verkehrsbehörde der Stadt Flensburg die Innenstadt großräumig für den Verkehr gesperrt – wer mit dem Auto in die Innenstadt wollte, hatte nur wenig Chancen dazu. Zwischen der Kreuzung Neue Straße über den ZOB bis zur Friedrich-Ebert-Straße hat die Polizei die Straßen für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Die Autos wurden weiträumig umgeleitet.

Angemeldete und unangemeldete Versammlungen

Rund 150 Menschen folgten zunächst dem Aufruf des Organisators Leif Hansen, der die Demonstration angemeldet hatte. Diese versammelten sich an der Hafenspitze und zogen gegen 14.30 Uhr auf ihrer angemeldeten Route durch die Innenstadt.

Parallel dazu hatte sich ebenfalls um 14 Uhr eine Gruppe, von denen einige aus dem Gesundheits- und Pflegebereich stammten, vor dem Rathaus versammelt. Diese zogen ohne Anmeldung ihrer Versammlung ebenfalls in Richtung Hafenspitze. Kurz vor ihrem Ziel hatte die Gruppe eine Stärke von rund 250 Personen erreicht.

Fast menschenleer war es hingegen um 15 Uhr am ZOB. Dort hatten sich die „Spaziergänger“ in den Wochen zuvor immer zu ihren ebenfalls unangemeldeten Versammlungen getroffen.

Abgeriegelte Innenstadt – leere Geschäfte

Die Straßen im Innenstadtbereich waren in der Zeit der Demonstrationen geradezu verwaist – auch die Innenstadtparkhäuser waren nicht erreichbar. Eine Situation, die den Einzelhändlern in der Stadt vermutlich noch weniger Kunden als in den Vorwochen beschert hat.

Beide Demonstrationen verliefen weitgehend störungsfrei. Nach Angaben der Polizei kam es lediglich zu zwei kurzen Sitzblockaden durch Gegendemonstranten der Antifa, die aber für keine größeren Behinderungen sorgten.

Bei einigen Teilnehmern, die keine Maske trugen, notierte die Polizei die Personalien. Zudem kontrollierten die Beamten im Bereich der Hafenspitze einen Mann, der zwar nicht an der Demonstration teilgenommen hatte, aber ein Messer dabei hatte.

Nachdem die vom Rathaus gestartete Gruppe die Hafenspitze erreicht hatte, wollte die Versammlungsbehörde diese als Veranstaltung einstufen und bestand auf die Nennung eines Versammlungsleiters – doch noch bevor die Frist abgelaufen war, entfernte sich die Gruppe.

Ein Teil der Teilnehmer „spazierte“ weiter in Richtung Jürgensby, eine andere Gruppe ging in Richtung ZOB. Auf dem Rückweg passierte die Gruppe wieder die Hafenspitze, wo kurz zuvor die angemeldete Demonstration planmäßig beendet worden war.

Bilanz des Versammlungsleiters

Organisator Leif Hansen zog ein positives Fazit - „auch wenn weniger Teilnehmer als erhoffe gekommen sind“, sagte er und sah die Gründe dafür vor allem im schlechten Wetter und möglicherweise auch in seiner Person in der Rolle des Organisators.

Während des angekündigten „Offenen Mikrofons“ meldeten sich mehrere Teilnehmer zu Wort und kritisierten vor allem aus ihrer Sicht widersprüchliche Regelungen der Corona-Politik und als zentrales Thema ihren Protest gegen die mögliche Impfpflicht.

Hansen hofft darauf, im Rahmen einer geordneten Demonstration auch einen Kontakt mit Politikern herzustellen und diese zu einem Dialog zu bewegen. Extra dafür hatte er bereits einen Tisch und zwei Stühle mitgebracht. „Das ist mein Plan für möglicherweise zukünftige Veranstaltungen – dass dieser Dialog nicht sofort zu Stande kommt, ist klar“, sagte Hansen.

„Spaziergänger“ greift Fotografin an

Der nicht angemeldete Demonstrationszug spaltete sich hingegen weiter auf – ein Teil der rund 200 Personen großen Gruppe zog in Richtung Neue Straße, eine andere Gruppe durch die Rathausstraße in Richtung Nordergraben. Mit jeder Runde um die Hafenspitze reduzierte sich aber die Teilnehmerzahl.

Zu einem Zwischenfall kam es gegen 16.30 Uhr in Höhe des Willy-Brandt-Platzes. Ein Teilnehmer des Spaziergangs versuchte, einer Fotografin des „Radio Fratz“ ihre um den Hals gehängte Kamera zu entreißen. Dabei soll es zu einer weiteren körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein, in dessen Folge die Frau eine blutende Verletzung an der Hand erlitt.

Gegen 17.45 Uhr hatten sich die Demonstrationen weitgehend aufgelöst und auch die gesperrten Straßen konnten wieder freigegeben werden.

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