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Gösta Nissen vertritt die Minderheiten Nordfrieslands in Berlin

Gösta Nissen vertritt die Minderheiten Nordfrieslands in Berlin

Gösta Nissen vertritt die Minderheiten Nordfrieslands

Jan-Christian Petersen/shz.de
Husum
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In froher Erwartung: Gösta Nissen (vorne), dahinter (v. li.) Andreas Behncke, Ellin Nickelsen, Christoph Schmidt (Nordfriisk Instituut), Karl-Peter Schramm (Seelter Buund) und Thomas Otto aus dem Land der Saterfriesen. Foto: Jan-Christian Petersen

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Am Donnerstag war der Bundestag in Minderheitenhand. Zumindest sprachlich. Eine Debatte auf Platt, Friesisch, Dänisch, Sorbisch – ganz nach dem Geschmack von Gösta Nissen, dem Leiter des Minderheitensekretariats mit nordfriesischen Wurzeln.

Gösta Nissen freut sich. Gleich werden Friesisch, Dänisch, Plattdeutsch und Sorbisch im Bundestag zu hören sein. Nissen ist Leiter des Minderheitensekretariats in Berlin. Gegenüber dem Bund und dem Europarat vermittelt er die Interessen der vier alteingesessenen Minderheiten, die in Deutschland derzeit als heimisch anerkannt sind. Zwei von ihnen leben in Nordfriesland: die dänische Minderheit und die friesische Volksgruppe. Des Weiteren sind die deutschen Sinti und Roma sowie die Lausitzer Sorben zu nennen. An diesem 2. März kommen all ihre Vertreter in die Hauptstadt. Anlass ist eine Debatte im Bundestag: 25 Jahre EU-Charta der Regional- oder Minderheitensprachen.

Nissen ist gebürtiger Hamburger. Sein Großvater stammt aus Nordfriesland. „Als ich 1996 ein Praktikum im Nordfriisk Instituut machte, habe ich auf dem Bredtstedter Marktplatz gestanden und Unterschriften für den Erhalt der Friesisch-Professur gesammelt“, erinnert sich der Politologe. „Seit dieser Zeit faszinieren mich unsere einheimischen Minderheiten, die ja immer noch als das bestgehütete Geheimnis Deutschlands gelten.“

Dass deren Belange vielfältig sind, erfährt Nissen mit seinem vierköpfigen Team bei seiner täglichen Arbeit. „Derzeit setzen wir uns dafür ein, dass die Namensgebungskultur der Sorben, Friesen und Dänen bei der anstehenden Änderung des Namensrechtes berücksichtigt wird“, sagt er – und wählt als Beispiel den Namen seines Gegenübers, des Reporters. „Petersen meint Sohn von Peter. Ihr Vorname ist Jan. Sie könnten ihr Kind dann mit Nachnamen Jansen nennen und das auch so im Ausweis eintragen lassen. Auch die dänische Tradition des Mittelnamens, also das Einfügen des Familiennamens der Mutter zwischen Vor- und Nachnamen, soll möglich sein. Außerdem arbeiten wir daran, dass künftig alle unsere anerkannten Minderheiten- und Regionalsprachen auch vor Gericht gesprochen werden dürfen. Bisher gilt das nur für das Sorbische.“

Gegen die Kommerzialisierung der friesischen Sprache

Vor der Debatte im Bundestag gibt es noch eine Aussprache mit Politikern. Nissen hält sich dabei höflich zurück. Seine Rolle als Sekretariatsleiter rückt nun in den Hintergrund. Die Vertreter der Minderheiten bringen nun ihre Kernanliegen vor. Ellin Nickelsen, Vorsitzende des Vereins Nordfriesisches Institut e.V. fordert mehr Schutz vor einer Kommerzialisierung der friesischen Sprache. Es komme immer wieder vor, dass Geschäftsleute versuchten, sich Namen und zentrale Sätze der friesischen Kultur als Marken zu sichern. Institutsleiter Christoph Schmidt wirbt dafür, mehr hauptamtliche Stellen im Nordfriisk Instituut zu schaffen.

Das sind ebenfalls Themen, die Nissen bewegen. Für ihn ginge es nun darum, dass die Sprachen im Bundestag hörbar werden. Das geschieht. Auf der Besuchertribüne verfolgt Nissen zusammen mit den Minderheitenvertretern die Debatte. Die wird von den Politikern teils sehr heiter auf Platt, Friesisch, Dänisch und Sorbisch geführt. Einzig der stenografische Dienst hat nun seine Schwierigkeiten. „Es ist gut, dass die Abgeordneten auch einmal in diesen Sprachen debattieren“, erklärt Nissen, „es zeigt, dass die Minderheiten- und Regionalsprachen lebendig sind und zu Deutschland gehören.“

Anmerkung: Der Artikel war zunächst mit einem falschen Bild versehen. Dies ist korrigiert, wir bitten um Entschuldigung.

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