Verkehrswende

Grenzen der Elektromobilität: Wo sollen Mieter ihre Elektroautos laden?

Grenzen der Elektromobilität: Wo sollen Mieter ihre Elektroautos laden?

Wo sollen Mieter ihre Elektroautos laden?

shz.de/Birger Bahlo
Husum
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Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Wohnblocks der Gewoba-Nord, davor viele Autos der Mieter – und weder E-Autos noch Ladesäulen. So ist die Lage in der Goethestraße in Husum. Foto: Birger Bahlo/shz.de

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Hauseigentümerinnen und -eigentümer laden E-Autos auf ihrer Auffahrt. Wie sollen das Mietende machen? Die Stadtwerke Husum und Gewoba-Nord erläutern, welche Lösungen sie sehen. Und in Niebüll wurde sogar das Interesse von Mieterinnen und Mietern abgefragt.

Nur einen Tag lang hielt in der letzten Septemberwoche ein neues Förderprogramm des Bundes, um die Elektromobilität anzuheizen. Die Kombi aus Photovoltaikanlage, Stromspeicher und Ladestation fürs E-Auto sollte von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bis zu 10.200 Euro bezuschusst werden. Doch das war blitzschnell überzeichnet. Das mag als Beleg für das große Interesse an E-Autos herhalten.

Hier soll es aber nicht um jene Stromer gehen, die von Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer auf der eigenen Auffahrt aufgeladen werden, sondern um all jene, die ein Elektro-Auto fahren (wollen), aber kein eigenes Haus haben, um es zu laden. So suchen auch Mieter in Nordfrieslands Wohnvierteln nach Lösungen. Betroffen sind aber auch alle Eigentümer-Gemeinschaften.

Zugelassen sind nach aktuellen Angaben des Kreises in Nordfriesland 4.077 Elektrofahrzeuge. Angesichts eines Gesamtbestandes in Nordfriesland von 107.300 Pkw also ein Anteil von knapp vier Prozent.

Streift man in Nordfriesland durch innerstädtische Wohnviertel, fällt auf, dass es bei größeren Wohnanlagen oder Mietshäusern keinen direkten Stromanschluss für Elektroautos gibt. Schließlich wollen die Mieterinnen und Mieter ja nicht aus dem Küchenfenster heraus Kabel quer über den Bürgersteig ausrollen, um ihre Fahrzeuge aufzutanken.

Wohnungsunternehmen in Nordfriesland nehmen E-Mobilität in den Fokus

Offenbar sind aber Wohnungsunternehmen und Verwalter von Immobilien längst aufgewacht und haben sich des Themas angenommen. So berichtet Christoph Ening von den Husumer Stadtwerken, dass er immer wieder Anfragen aus der Wohnungswirtschaft erhalte. Ening ist für den technischen Vertrieb zuständig, erläutert jedem mögliche Lösungen. Er betont dabei aber, „dass jedes Projekt vollkommen unterschiedliche Grundvoraussetzungen hat.“

Er höre aus den Wohnungsunternehmen, dass immer wieder Mieternde ihr Interesse bekunden, ein E-Auto fahren zu wollen und klären wollen, wie sie es in der Nähe der Gebäude aufladen könnten. Grundsätzlich könne jede Ladestation auf Stellplätzen über die Zähler der entsprechenden Wohnung abgerechnet werden. Oder jede Ladestation bekomme ihren eigenen separaten Zähler. Wäre das Laden nur auf etwas entfernten Parkplätzen möglich, könnten sich Halter über Chips identifizieren und somit die persönliche Abrechnung erhalten.

Nehmen wir als Beispiel einen Neubau von vier Mietwohnungen. Auf den Stellplätzen soll eine freistehende Ladestation mit zwei Ladepunkten inklusive Netzanschluss aufgebaut werden. Der Aufbau kostet zwischen 8000 und 10.000 Euro. Abgerechnet werde über die Chips, je nachdem, wer aufgetankt hat.

Mietende in Niebüll haben eher wenig Interesse an E-Ladesäulen

Allen Bauherren, die vermieten wollen, rät das Stadtwerke-Team zumindest Leerrohre zu verlegen, damit später nicht etwa Straßen und Wege aufgerissen werden müssten, falls eine solche Anlage errichtet werden soll.

Wie groß ist denn aber überhaupt das Interesse von Mieterinnen und Mietern, sich E-Autos anzuschaffen und sie vor dem Wohnblock laden zu wollen? Dazu hat die Gewoba-Nord, größter Anbieter von Wohnungen in Nordfriesland mit Hauptsitz in Schleswig, im Jahr 2021 in Niebüll eine Umfrage gemacht, wie shz.de jetzt auf Anfrage erfuhr. Seinerzeit hätten sich zwölf Prozent der Mieter Ladesäulen gewünscht. Weitere zwölf Prozent antworteten mit „Vielleicht“, 49 Prozent sagten Nein.

Sie fügt hinzu, dass sich allerdings die Anfragen zu dem Thema „nicht nennenswert erhöht“ hätten.

Aber das Thema Ladeinfrastruktur sei in der Unternehmensstrategie fest verankert. Im Rahmen von Neubau und Modernisierung werde mindestens das gesetzlich geforderte Maß eingehalten. Sollte es ein schlüssiges Gesamtkonzept für eine entsprechende Zielgruppe geben, werde auch das berücksichtigt.

Eigene Ladesäulen, die Mietern zugänglich sind, habe die Gewoba nicht, teilt Hoffmann mit.

Der Kreis Nordfriesland verfügt nicht über Zahlen, wie viele Ladesäulen an Gebäuden angebracht worden sind. Das liege vor allem daran, dass die nicht anmeldepflichtig seien. Dem Kreis liegen keine Hinweise vor, dass von Elektrofahrzeugen oder Ladeinfrastruktur eine größere Gefahr ausgeht als von Fahrzeugen, die mit Verbrennungsmotor angetrieben werden. Deswegen gebe es auch keine gesonderten Vorschriften dazu. Wie immer seien von Energieversorgern und Elektrikern die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten.

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