Wie haben Chronisten, Einwohner, Reisende die Insel Amrum in der Vergangenheit erlebt und beschrieben? Die Landschaft, die Menschen, den Fremdenverkehr und anderes mehr? In dieser Serie begeben wir uns auf eine literarische Spurensuche. Heute berichtet uns Dr. Rolf Dirksen in seinem 1936 erschienenen Büchlein „Amrum“ von der Vogelwelt und vom Vogelzug auf der Insel.

„Wer im Sommer des Abends in den Dörfern Amrums vor die Tür tritt, der hört vom Himmel laute Rufe. Die ganze Insel ist erfüllt von den den Lauten der Silbermöwen, vom Trillern der Rotschenkel, dem Lachen der Brandgänse, dem Geschrei der Seeschwalben und dem Balzgesang der Austernfischer. Die Vögel sind es, die Amrum erst mit richtigem Leben erfüllen, und der Vogelreichtum der Insel ist groß.“

Im Herbst und Frühjahr zeige sich ein besonderes Schauspiel, das der Autor als „Wunder des Vogelzugs“ beschreibt: „Wie eine große Welle geht dieser über die Insel und das Watt dahin. Wenn wir dann bei aufkommender Flut an der Norddorfer Landungsbrücke stehen, können wir ein schönes Schauspiel beobachten: In langen Reihen fallen unter starkem Brausen und Sausen Austernfischer ein. Auch riesige Schwärme von Strandläufern und Schnepfen sind zu sehen.

Besonders auffällig unter den Zugvögeln ist der große Brachvogel mit seinem langen Schnabel und seinen klangvollen Rufen. Der kleinere Regenbrachvogel ist auf Amrum in kleinen Trupps zu finden, die sich gern in den Dünentälern und auf der Heide aufhalten, wo sie sich an den Krähenbeeren gütlich tun.

Zahlreich bevölkert die Ringelgans das Watt, und auch verschiedene Entenarten sind unter den Zugvögeln. Die Spießenten sind es, die am häufigsten in der Amrumer Vogelkoje gefangen. Zu sagen ist auch noch, dass der Besucher Amrums die verschiedenen Vogelarten erkennen kann, wenn er die im Lesesaal des Gemeindehauses Norddorf aufgehängten Bildertafeln betrachtet.“