ARD-Dreiteiler

Gunnar Astrup: Berührende Resonanz auf „Echt“-Doku

Gunnar Astrup: Berührende Resonanz auf „Echt“-Doku

Gunnar Astrup: Berührende Resonanz auf „Echt“-Doku

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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Auch über die Jahre seit der Auflösung der Band haben sich Gunnar Astrup, Florian Sump, Kim Frank, Kai Fischer und Andreas Puffpaff (von links) nicht aus den Augen verloren. Foto: Stephie Braun/shz.de

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Fünf Flensburger Freunde haben in den 1990ern als Band „Echt“ einen Hype ausgelöst. Der lebt wieder auf, seit Frontmann Kim Frank darüber einen ARD-Dreiteiler gemacht hat. Keyboarder Gunnar Astrup erzählt von den Reaktionen.

Die Aufnahmen sind so echt wie der Name der Band. Geradezu visionär haben die fünf Flensburger Jungs von Beginn an ihrer musikalischen Karriere als „Echt“ mit einer Videokamera draufgehalten. Auf kotzende Kerle nach dem ersten Alkohol, auf kreischende und fiese Fans, auf Pickel und Styling fürs Konzert, auf Konflikte und Liebesbekenntnisse.

Aus rund 240 Stunden Videomaterial, darunter von einem Fanclub oder aus der Schule der fünf, damals KGS Adelby, heute KTS, hat Kim Frank eine intime und fesselnde Coming of Age-Story gemacht. Der einstige Frontmann und heutige Filmemacher hat fast zwei Jahre investiert. „ECHT – Unsere Jugend“ ist der Titel der drei Folgen, die in der ARD-Mediathek zu sehen sind.

Gunnar Astrup, ehemals Echt-Keyboarder, dann Radioredakteur und heute Geschäftsführer der Flensburger Hofkultur, nennt das Ergebnis eine „spannende Zeitreise“ und vergleicht die Zeit mit einer „Klassenfahrt, die nie enden wollte“.

2002 löste sich „Echt“ auf, aber die fünf Freunde halten Kontakt und sind weiterhin kreativ: Drummer Flo Sump unter anderem mit seiner Band „Deine Freunde“, Gitarrist Kai Fischer als Kostümbildner, Bassist Andreas „Puffi“ Puffpaff als Webdesigner.

Sämtliche Medien beschäftigt das Phänomen „Echt“

Es scheint, sämtliche Medien von der Bild-Zeitung bis zum Deutschlandfunk haben das Film gewordene Pop-Märchen aufgegriffen. Die Resonanz nach der Premiere Ende November beschreibt Astrup als „unglaublich“ und bisweilen „berührend“. Es sei eine gute Zeit für solche Filme, denn „die 1990er leben wieder auf“.

Einfach „verrückt“, wie viele Menschen schreiben oder vorbeikommen, sagt Astrup. Neulich stand eine „wildfremde Frau“ plötzlich in seinem Büro in der Norderstraße, um zu sagen, „wie toll es ist, eine solche Freundschaft mitzuerleben“.

Zum Teil hätten sich sogar frühere Fotografen der Teenie-Presse gemeldet und entschuldigt, berichtet der 41-jährige Familienvater.

 

Gunnar Astrup
Musik begleitet Gunnar Astrup sein gesamtes berufliches Leben, auch nach der Auflösung von „Echt“. Foto: Antje Walther/shz.de

Verantwortung der Medien gegenüber jungen Menschen

Astrup nennt die Verantwortung der Medien gegenüber jungen Menschen, die man im Alter von 15, 16 Jahren ins offene Messer habe laufen lassen. „Dinge auch mal nicht zu erzählen“, haben die Freunde erst mit der Zeit gelernt. „Da bin ich froh, dass wir immer zu fünft waren“, resümiert der Keyboarder.

„Wir waren damals schon relativ reflektiert und uns der Verantwortung für das Produkt bewusst“, findet Gunnar Astrup. Denn das „Unternehmen Echt“ habe etwa zur „Freischwimmer“-Album-Tour rund 30 Leute beschäftigt. Das Selbstbewusstsein holt die Band auch aus dem Wissen heraus, „dass wir live gut in dieser Kombination sind“. Jedes Wochenende haben die Jungs viel im Studio gearbeitet.

Unterstützung bekamen sie von ihren Lehrern. Selbst sein Deutsch-Lehrer ermutigte Astrup, der einen Internatsplatz ausschlug, die Chance zu nutzen. Heute wohnt der 41-Jährige übrigens bei Flensburg neben dem Schulleiter, der die fünf seinerzeit zunächst für ein Jahr von der Schule beurlaubte.

Was sagen die Eltern über den Sohn auf Aftershowpartys?

Sein 13-jähriger Sohn finde den ersten Teil der Trilogie am besten wegen der „Energie und Unbefangenheit“. Seine eigenen Eltern, erzählt Gunnar Astrup, hätten zwar ein Grundvertrauen gehabt, doch leicht war es für sie nicht, den Sohn auf Aftershowpartys zu wissen.

Die Interviews mit den fünf erwachsenen Bandmitgliedern für das Ende der Trilogie sind in Hamburg bei Kim Frank zu Hause entstanden, erzählt Astrup. Vier, fünf Stunden haben sie sich „eingeschlossen“. Eine Vertraute der Band führte die Gespräche, die allen nah gingen.

Bei Kim Frank, der gut und gern koche, auch für die Freunde, sei bei einer solchen Gelegenheit überhaupt die Idee zum Film entstanden. Allein der Rohschnitt von einer Stunde trieb ihnen Tränen in die Augen. Die Premiere am 22. November in Berlin haben sie gemeinsam gefeiert. Was mit „Echt“ geht, darüber sprechen sie nicht. „Die Filme stehen für sich“, sagt Astrup. „Und wir freuen uns, wenn wir uns sehen.“

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