Husum

Hafenbetriebe fordern tiefere Fahrrinne: Nun soll Staatssekretärin helfen

Husumer Hafenbetriebe fordern tiefere Fahrrinne

Husumer Hafenbetriebe fordern tiefere Fahrrinne

Birger Bahlo
Husum
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Abenteuer Trockendock: Staatssekretärin Julia Carstens schaut sich die WDR-Fähre Uthlande von unten an – mit Michel Deckmann, Hans von Wecheln, Erik Dettmann, Oliver Kühl und Julia Thiesen. Foto: Birger Bahlo/shz.de

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Endspurt im Werben um Landesmittel für die Vertiefung des Hafens: Am Donnerstag kam auch noch Staatssekretärin Julia Carstens nach Husum. Der Bund hat eine Hälfte der Kosten zugesagt. Vom Land wird die zweite erhofft.

Die Spitzen des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus haben sich in letzter Zeit in Husum quasi die Klinke in die Hand gegeben: Im Dezember Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU), Anfang Januar Minister Claus Ruhe Madsen (parteillos) und am Donnerstag Staatssekretärin Julia Carstens (CDU). Warum dieser Auflauf hochkarätiger Gäste in so kurzem Abstand? Allen drei wurde von Sprechern der Hafenwirtschaft detailliert vor Augen geführt, wie wichtig es ist, die Fahrrinne westlich des Sperrwerks zu vertiefen – von zurzeit etwa 4,20 auf 4,70 Meter.

Seit Jahrzehnten kämpfen die Betriebe am Hafen um eine tiefere Fahrrinne. Inzwischen sei die Hälfte der Gesamtkosten im Bundeshaushalt verankert. Nun hoffen die Firmensprecher und zahlreiche Unterstützer in Politik und Wirtschaft auf die zweite Hälfte vom Land. Offenbar sehen sich die nordfriesischen Lobbyisten kurz vor dem Ziel, anders lässt sich der enge Takt neuer Besucher nicht erklären. Treibende Kraft dabei war auch dieses Mal der CDU-Landtagsabgeordnete Michel Deckmann, der die Besuche vorbereitet hatte. Zu hören war, dass auch die nordfriesischen Abgeordneten anderer Parteien eingeweiht seien und dahinter stünden.

Der wichtigste Grund für eine tiefere Fahrrinne ist leicht erklärt. Vor allem der ATR-Landhandel (heute: BAT Agrar), die Werft Husumer Dock und Reparatur (HDR) und die Firma Wilhelm E.F. Schmid sind darauf angewiesen, in dem tideabhängigen Hafen ein etwas größeres Zeitfenster für Ein- und Auslaufen nutzen zu können. So könnten die an den europäischen Küsten gängigen Schiffe der 3000-Tonnen-Klasse gar nicht mehr vollbeladen Husum anlaufen. Dabei würden die Aufgaben eher schwergewichtiger, denn Kessel, Transformatoren und Teile von Windkraftanlagen würden teils zwangsläufig auf Schiffe verladen, weil sie sich für den Straßentransport von den Maßen her gar nicht eignen.

Erik Dettmann, Eigner und Geschäftsführer der HDR, erklärte Julia Carstens, dass in dieser Jahreszeit vor allem Ausflugsschiffe und Fähren in den Docks lägen. Der Rundgang führte sie schließlich tief in ein Trockendock unter den Rumpf der Fähre „Uthlande“ der Wyker Dampfschiff-Reederei. Die „weiße Flotte“ zähle zu den 80 Prozent Stammkunden seines Unternehmens. Für jeden Kunden sei eine möglichst kurze Werftliegezeit von „elementarem Interesse“.

Wirtschaft will größeres Zeitfenster erreichen

Die Eigner von Frachtschiffen koste nicht nur der Aufenthalt bei HDR, sondern sie verlören jeden Tag, den sie nicht mit Ladung auf See unterwegs sein könnten, Einnahmen von 4.500 bis 30.000 Dollar. Auch darum sei es notwendig, durch die Vertiefung der Fahrrinne mehr zeitlichen Spielraum fürs Ein- und Ausdocken zu haben.

Julia Carstens zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass es klappen könnte, die Landesmittel bewilligt zu bekommen:

Während des Rundgangs war sie in Gespräche mit Hans von Wecheln vertieft. Für die Interessengemeinschaft nordfriesischer Häfen erläuterte er ihr, dass dort nicht gebaggert werde, sondern mit starkem Wasserstrahl („Injektionen“) zwei dickere „Hubbel“ aufgelockert werden müssten. Die hätten sich im Laufe der Jahrzehnte dort abgesetzt und verfestigt.

Nationalparkgesetz erlaubt die Arbeiten

Skeptikern, die auf den Schutz des Nationalparks hinweisen, halte er, so von Wecheln, den Paragrafen sechs des Nationalpark-Gesetzes entgegen. Der erlaube die „Räumung der Priele, die der Binnenentwässerung oder der Hafenzufahrt dienen, mit technischem Gerät.“

Julia Carstens erkundigte sich bei Dettmann schließlich noch nach dem Bedarf an Fachkräften. Er antwortete, dass „Landmaschinenschlosser nicht nur Trecker, sondern auch eine Ruderanlage“ reparieren könnten. Generell suche er auch im Ausland nach Schiffbauern, beschäftige aktuell beispielsweise Polen, Esten und Letten. 30 Mitarbeiter sind es auf Dauer, in Hochzeiten seien es mehr als hundert, die sich auf dem Gelände aufhielten.

Kreis Nordfriesland und das Land werben gemeinsam um Fachkräfte

Das Thema Fachkräfte war vor dem Besuch der Werft Thema bei der Wirtschaftsförderung (WFG-NF) Dort hatten Landrat Florian Lorenzen und Dr. Matthias Hüppauf als Geschäftsführer der WFG-NF Julia Carstens vor Augen geführt, dass sowohl der Tourismus als auch die Windkraftbranche stabile Faktoren in der heimischen Wirtschaft seien. Anknüpfen wolle man an das Konzept des Landes, das Welcome-Center für ausländische Fachkräfte vorsehe. Es gelte, sie nach Ankunft besser zu begleiten.

Gemeinsamkeiten von Kreis und Land sahen die Gesprächspartner auch hinsichtlich der Strategien, Unternehmen zu einer Ansiedlung in Nordfriesland zu gewinnen. „Das passt wie die Faust aufs Auge“, zeigte sich Julia Carstens beeindruckt. Als ein Beispiel nannte Dr. Hüppauff Hightechfirmen, die sich im Raum Leck ansiedelten. Und er wies auf des große Angebot an Gewerbeflächen in Nordfriesland hin – die im Raum Hamburg besonders knapp seien.

Auch Landrat Lorenzen für Vertiefung der Fahrrinne

Auch in dieser Runde kam die Vertiefung der Fahrrinne vor Husums Hafen zur Sprache, bevor Julia Carstens zur Werft aufbrach. Landrat Florian Lorenzen erklärte, es gehe darum, die ursprüngliche Tiefe wieder zu erreichen. Der Kreis stehe dahinter, und die Stadt Husum sei Projektträger, bei der die Bundes- und Landesmittel am Ende zusammengeführt werden könnten.

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