Natur
Die Haselmaus: eine Maus, die keine ist
Die Haselmaus: eine Maus, die keine ist
Die Haselmaus: eine Maus, die keine ist
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Die Haselmaus ist eigentlich keine Maus, sondern ein Bilch und damit dem Siebenschläfer verwandt. Ihren Namen hat sie von ihrem Lieblingsessen. Die Haselmaus kommt in Deutschland nur noch sehr selten vor.
Sie ist ziemlich niedlich – leider lässt sie sich so gut wie nie blicken: die Haselmaus. Das kleine, flinke Felltier mit den niedlichen Knopfaugen und den runden Ohren ist scheu, zudem vorwiegend in der Dämmerung und nachts aktiv. Derzeit sogar ganz besonders. Denn die Haselmaus in diesen Tagen ganz besonders, denn sie bereitet sich auf den Winterschlaf vor.
Die Haselmaus ist keine Maus, sondern eine Verwandte der Siebenschläfer
Nur daumengroß und maximal 40 Gramm leicht ist das Tierchen – das im Widerspruch zu seinem Namen gar keine Maus ist. Vielmehr gehört die Art (lateinischer Name Muscardinus avellanarius) zur Familie der Bilche und damit zu den Verwandten von Sieben- und Gartenschläfer.
Die Haselmaus kommt in vielen Bereichen Europas vor, allerdings nur sehr lückenhaft, und ist EU-weit streng geschützt. In Deutschland ist sie vor allem in den Mittelgebirgen anzutreffen, in mehreren Bundesländern allerdings gilt der Bestand als gefährdet, in Sachsen-Anhalt ist die Art nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung bereits ausgestorben.
Haselmaus findet sich in SH zwischen Plön, Bad Segeberg und Hamburg
Schleswig-Holstein liegt nach Informationen des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) „am nordwestlichen Rand des Verbreitungsgebiets“ der Haselmaus in Mitteleuropa. Vorkommen gebe es vor allem östlich einer gedachten Linie Plön – Bad Segeberg – Hamburg, westlich von Neumünster ein weiteres.
Aus einer anderen Region des Bundeslandes weiß die Stiftung Naturschutz von einer positiven Überraschung zu berichten. Nördlich des Nord-Ostsee-Kanals nämlich galt die Haselmaus seit 2013 als verschollen. Acht Jahre später allerdings sei sie „nahe Flensburg wieder aufgetaucht“ – genauer gesagt ein einzelnes Exemplar. Dieses sei in einer Baugrube gefunden, ins Flensburger Tierheim gebracht, dort aufgepäppelt und anschließend wieder freigelassen worden.
Haselmaus in Flensburg und Glücksburg wiederentdeckt
Später seien in Knicks rund um Flensburg und Glücksburg sowie im Stiftungsland Twedter Fels verlassene Haselmausnester gesichtet worden. „Wir können also die Wiederentdeckung der Haselmaus feiern“, zitiert die Stiftung den Ökologen und Haselmaus-Experten Björn Schulz.
Ähnlich wie im Norden Schleswig-Holstein gab es in Mecklenburg-Vorpommern nach Informationen des dortigen Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie über lange Zeit (bis etwa 1998) keine Nachweise für die Haselmaus – und dann eine Wiederentdeckung. Schon zuvor waren Exemplare „nur selten und sehr lokal begrenzt“ beobachtet worden, etwa auf Rügen.
Und von eben dort haben Beschäftigte des Biosphärenreservates Südost-Rügen im Jahr 2017 erstmals wieder Spuren des kleinen Bilches in Form eines Sommernestes gemeldet. In Niedersachsen verlief die Verbreitungsgrenze der Art bis 1980 östlich etwa der Achse Buxtehude – Rotenburg und Steinhuder Meer. Zur aktuellen Besiedlung des Bundeslandes gebe es keine Untersuchung, so der dortige Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Woran es der Haselmaus mangelt
Die aktuellen Fundstellen im Nordosten Schleswig-Holsteins zeigen, was der kleine Bilch braucht und woran es ihm bundesweit vielfach mangelt: an artenreichen Hecken und Gehölzen, die Nahrung und Schutz bieten. „Die Haselmaus gilt als streng an Gehölze gebundene Art“, heißt es beim Bundesamt für Naturschutz (BfN).
Und: Die entsprechenden Lebensräume müssten lückenlos vernetzt sein. Schon Unterbrechungen von nur wenigen Metern könnten die Tiere nicht überwinden, berichtet die Deutsche Wildtierstiftung, die die Haselmaus 2017 zum „Wildtier des Jahres“ gekürt hatte.
Bunt gefärbte Wälder bieten der Haselmaus Schutz
Die bald bunt gefärbten Wälder bieten den Nagern mit dem orangebraunen Fell, zusätzlich zu ihren nachtaktiven Gewohnheiten, Schutz vor neugierigen Blicken. So können sie sich weitgehend ungestört mithilfe von Baumfrüchten und Beeren Speck für ihren Winterschlaf anfressen. Den treten sie im Laufe des Oktobers an, eingerollt in einem dicht gewobenem Nest am Boden.