Flensburger Flugplatz

Hauptberuflich Feuerwehrmann, privat Pilot: Traum erfüllt

Hauptberuflich Feuerwehrmann, privat Pilot: Traum erfüllt

Hauptberuflich Feuerwehrmann, privat Pilot: Traum erfüllt

SHZ
Flensburg
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Flugschüler Florian Thiele betankt das Cessna-Flugzeug vor dem Start. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Florian Thiele hat sich einen Wunsch erfüllt: Seit Kurzem darf er auf dem Flensburger Flugplatz ohne Begleitung Motorflugzeuge fliegen.

Die Sonne scheint über das Rollfeld, während die ersten Flugzeuge starten. Es ist einer der wenigen Novembertage, an denen das Wetter in Flensburg ideal zum Fliegen ist – kaum Wolken und gute Sicht. Darüber freut sich besonders Florian Thiele, der mit seinem Motorflugzeug ebenfalls eine Runde drehen möchte. Der Berufsfeuerwehrmann ist schon oft geflogen, ohne Aufsicht allerdings erst vier Mal.

Nach knapp zwei Jahren Ausbildung hat Thiele im Herbst seine Privatpilotenlizenz erhalten. Hinter ihm liegen 120 Theoriestunden in den Fächern Luftrecht, menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Grundlagen des Fliegens, Flugleistung und Planung, betriebliche Verfahren, allgemeine Luftfahrzeugkunde und Navigation, verteilt auf zwei bis drei Abendtermine pro Woche mit zusätzlichem Selbststudium des Lernmaterials.

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Es war zeitintensiver als er dachte, trotzdem hat er es durchgezogen. „Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Man entscheidet sich ja für dieses Hobby bewusst. Es zwingt einen keiner dazu, also interessiert man sich für die Sache und das erleichtert das Ganze ungemein.“

Prüfung wegen Corona verschoben

Um sich im deutschen Luftraum bewegen zu können, musste der gebürtige Flensburger außerdem eine Sprechfunkprüfung bei der Bundesnetzagentur in Bremen ablegen. Der theoretische Teil der Ausbildung wird mit einer Prüfung abgeschlossen, coronabedingt wurde der angesetzte Termin bei Thiele jedoch einen Tag vorher abgesagt. Erst im Sommer 2020 konnte er den Test nachholen und in die Praxis starten.

Langsam ziehen Thiele und Ausbildungsleiter Peer Heppner die Cessna 172 mit einer Schleppstange von Hand aus der Halle. Vor dem Start kontrolliert der Pilot noch, ob die Maschine intakt ist, die Beleuchtung funktioniert und wie der Flüssigkeitsstand von Öl und Tank ist. Damit genug Treibstoff vorhanden ist, fährt er das Motorflugzeug über den feuchten Rasen zur Tankstelle und achtet beim Befüllen darauf, dass der Flüssigkeitsgehalt in beiden Tragflächentanks ausgeglichen ist.

So sieht die Praxis aus

Der praktische Teil der Ausbildung umfasst etwa 45 Flugstunden, davon 15 ohne Fluglehrer, meint Thiele. Zunächst beginnt man mit Rollübungen auf dem Platz, dann kommen die ersten Start- und Landeübungen. Wenn das funktioniert, kann man Solo-Platzrunden drehen und später längere Strecken fliegen.

Der Fluglehrer bleibt dann am Platz, während der Schüler verschiedene Flugplätze anfliegt und mit den jeweiligen Towerlotsen bei der Landung Kontakt aufnimmt. „Wenn die auf eine große Solostrecke gehen, dann sind die schon richtig weit und gut“, erklärt Heppner.

Ein Gefühl der Freiheit

Der Flugleiter gibt über Funk die Startfreigabe. Das ohrenbetäubende Röhren des Motors ist unter den Headsets zu einem dumpfen Klang verschwommen. Die Maschine bewegt sich zum Ende der 1200 Meter langen Asphaltbahn und wendet. Dann rollt sie los, wird immer schneller und lauter und steigt deutlich vor Ende der Piste wackelig in die Höhe.

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Unterhalb der Wolken stabilisiert sich das Flugzeug. Weiter hoch geht es nicht, da die Piloten auf Sicht fliegen. Der 39-Jährige ist begeistert. „Das ist dieses Gefühl der Freiheit, du bist oben und alle Probleme sind weg, wenn du so auf die Stadt, auf die Welt runterguckst. Es wirkt alles so friedlich.“

Die nordfriesischen Inseln stehen auf jeden Fall auf seiner Liste für die nächsten Reisziele. „Das ist ja Freiheit und fast Luxus pur, wenn man einfach mal in ein Flugzeug steigen kann und zum Eis essen oder zum Baden nach Föhr fliegen kann.“ Für den Flensburger ist klar: jede Minute der Ausbildung war es Wert.

Nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Flugprüfung ist Thiele schon vier Mal geflogen. Zuerst hat er einen Rundflug mit seiner Frau gemacht. Das habe er ihr versprochen. „Ich bin ihr da auch sehr sehr dankbar für, dass sie das so mitgemacht und unterstützt hat.“ Auch mit seinen zwei kleinen Kinder konnten die Eltern schon einen Probeflug machen, der ihnen gut gefallen habe.

Besonders für Heppner war das ein emotionaler Moment: „Als er das erste Mal mit seiner Familie geflogen ist – da krieg ich schon wieder Gänsehaut – ist er vorbeigerollt, ich stand hier und mir ist echt eine Träne runtergelaufen. Das macht einen so stolz. Er hat die wertvollste Fracht an Bord, die man haben kann und das mit dem Wissen, das man ihm beigebracht hat, das ist schon wow.“

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Für die Ausbildung im nächsten Jahr gibt es noch freie Plätze. Anfang März bekommen die Schüler die Lehrbücher zum Selbststudium ausgehändigt bevor es dann voraussichtlich im Herbst mit den Theoriestunden losgeht. Interessenten können sich bei motorflugausbildung@luftsportverein-flensburg.de melden.

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