Coronavirus

Hausärzte in Husum und Umgebung: Kein großer Ansturm auf die neuen Omikron-Impfstoffe

Husum: Kein großer Ansturm auf die neuen Omikron-Impfstoffe

Husum: Kein großer Ansturm auf die neuen Omikron-Impfstoffe

Stefan Petersen/shz.de
Husum
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Kurz nach dem BA.1-Booster wurde mit dem BA.4/5-Impfstoff schon ein neueres Präparat freigegeben. Foto: Sebastian Kaiser/shz.de

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Die an die Omikron-Varianten BA.1 und BA.4/5 adaptierten Corona-Impfstoffe werden seit kurzem auch in den Praxen der Allgemeinmediziner in der Region verimpft. Manche Patienten fragen gezielt nach bestimmten Präparaten.

Der Omikron-Impfstoff von Biontech ist nun in den schleswig-holsteinischen Impfstellen verfügbar und in den vergangenen Tagen auch bei den Hausärzten in Husum und Umgebung angekommen. „Wir haben schon die erste Runde geimpft“, sagt der Husumer Allgemeinarzt Carsten Philipzig. Ein Ansturm auf den neuen Corona-Impfstoff habe aber nicht eingesetzt: „Das plätschert so vor sich hin, nicht wie im Herbst 2021, als uns die Leute die Bude einrannten. Logistisch ist das dieses Mal keine große Herausforderung.“

Keine neuen Nebenwirkungen beobachtet

Was die Nebenwirkungen angehe, seien das die gleichen, die bei den alten Impfstoffen beobachtet werden konnten. „Der Träger ist ja auch derselbe, nur ein neues Anti-Gen drauf, und damit haben wir ja schon gute Erfahrungen gemacht. Keiner ist uns umgekippt“, sagt Philipzig. Es habe auch keine diesbezüglichen Warnhinweise von der Kassenärztlichen Vereinigung oder dem Hersteller gegeben. Das bestätigt die Tönninger Medizinerin Dr. Frauke Mehret: „Der Impfstoff ist ja nicht neu, nur modifiziert, da gibt es keine Überraschungen.“ Auch wenn die Studienlage zum neuesten BA.4/5-Präparat noch ein bisschen dünn sei und es einige Unterschiede zum BA.1-Impfstoff gebe.

Dr. Nick Merkel aus Viöl findet es „ein wenig unglücklich“ von den Zulassungsbehörden, dass diese beiden Omikron-adaptierten Impfstoffe nacheinander innerhalb von 14 Tagen zugelassen wurden. Das sei „etwas anstrengend“: Kaum sei der neue für BA.1 adaptierte Impfstoff da, wollten die Impflinge den schon nicht mehr haben und auf den für BA.4/5 warten. „Die fragen immer nach dem neuesten Stoff, aber welche Impfung am sinnvollsten ist, wird erst der Verlauf und die Entwicklung der nächsten Monate zeigen.“ Es sei ähnlich wie früher mit Astra und Moderna: „Bei Grippe- oder anderen Impfungen fragt niemand, welcher Subtyp oder welche Charge das ist, aber bei Corona sind alle Impfstoff-Profis.“

Corona-Booster kombiniert mit Grippe-Impfung

Diese Erfahrung musste Philipzig noch nicht machen: „Spezielle Nachfragen nach dem BA.4/5- oder BA.1-Präparat hatten wir bisher nicht, die Impfwilligen wollen einfach den neuen Omikron-Impfstoff haben. Wir haben beide Varianten bestellt und auch beide bekommen, nicht die gesamte Bestellmenge, aber kaum abgespeckt.“ Seine Praxis vergebe weiterhin Impftermine und kombiniere den Corona-Booster mit einer Grippe-Impfung, wenn gewünscht. „Da haben wir auch eine verstärkte Nachfrage.“

Deutliche Zunahme der Infektionen im Herbst

„Die Infektionen haben in diesem Herbst deutlich zugenommen“, hat Frauke Mehret beobachtet. Sie habe alles an Impfstoff bekommen, was bestellt worden sei. „Aber wir haben ja auch nur eine kleine Praxis.“ Empfohlen sei eine dritte Impfung – vorzugsweise mit dem adaptierten Impfstoff – für alle ab zwölf Jahren und die vierte Impfung für Risikogruppen, Über-60-Jährige sowie Personal in medizinischen Einrichtungen. „Die Nachfrage geht so. Nach der vierten Impfung fragen eher Jüngere, die meisten Über-60-Jährigen haben die vierte längst hinter sich. Und Erstimpfungen werden gar nicht mehr nachgefragt.“

Eine Impfmüdigkeit habe er nicht feststellen können, in seiner Praxis nehme die Impfnachfrage seit vier Wochen wieder zu, so Nick Merkel. „Insbesondere im Zuge der Grippe-Impfung steigert sich auch wieder die Nachfrage nach der Corona-Impfung und das ist auch vernünftig und gut so.“ Alle über-60-jährigen Patienten würden nun kontinuierlich das vierte Mal geimpft. „Die Altersgruppe 70plus auch gerne das fünfte Mal. Die sind ja relativ früh mit der vierten Impfung schon durch gewesen, zum Teil schon Ende vergangenen Jahres, so dass bei denen jetzt eine Impflücke von einem Jahr besteht.“

Hochbetagte sollten auf jeden Fall weiter geboostert werden

Auch in der Praxis von Philipzig sind primär die Über-60-Jährigen dran, da die Über-80-Jährigen ihre vierte Impfung schon früher im Jahr bekommen haben. „Wenn einer nun eine fünfte Impfung will, weil die Wirkung der Antikörper nach einem halben Jahr abnimmt, wäre das eine individuelle Abwägung bei dem Patienten.“ Und Merkel ergänzt: „Es gibt auch die Empfehlung, dass man Hochbetagte noch einmal impfen sollte. Auch eine sechste Impfung ist dann möglich. Allerdings immer nach der Regel: Ein halbes Jahr keine Corona-Infektion gehabt und die letzte Impfung ist mindestens sechs Monate her.“

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