Nordfriesland

Hebammen-Notruf: Diese vier Frauen sind auf Sylt aktiv

Hebammen-Notruf: Diese vier Frauen sind auf Sylt aktiv

Hebammen-Notruf: Diese vier Frauen sind auf Sylt aktiv

Martina Kramer/shz.de
Westerland
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Jahrzehntelange Erfahrung in der Geburtshilfe bringen die Hebammen des Sylter Notrufs mit. Foto: Kelly Sikkema via unsplash.com/shz.de

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Zum Ende des Jahres 2022 hatten zwei Hebammen ihre Mitwirkung am Hebammen-Notruf für Sylt gekündigt. Der Kreis hat intensiv nach einer Lösung gesucht – und diese auch gefunden.

Der Hebammen-Notruf für Sylt ist derzeit mit vier Frauen vollbesetzt, die im Wechsel ihren Bereitschaftsdienst auf der Insel ableisten. Das sind gute Nachrichten für die Sylter, aber auch für schwangere Urlauberinnen, nachdem Ende vergangenen Jahres zunächst zwei Hebammen ihre Mitwirkung an dem Dienst gekündigt hatten.

Eine schnelle Lösung musste her. Die intensive Suche des Kreises Nordfriesland nach zwei neuen Hebammen gestaltete sich aus diversen Gründen als schwierig. Doch pünktlich zum Jahresanfang ist das Team wieder komplett. Das hat shz.de zum Anlass genommen, sich ein Bild von den vier Hebammen zu machen. Wer sind sie? Welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Wir haben beim Kreis Nordfriesland nachgehakt.

Neu im Team des Sylter Hebammen-Notrufs ist die 46-jährige Gesine Grabichler aus Rosengarten in Niedersachsen. Sie kann auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken: seit 1998 ist sie in der Geburtshilfe aktiv. Grabichler ist verheiratet, hat eine Tochter und arbeitet seit 2017 als freiberufliche Hebamme des Hebammenkontor in Altona (Hamburg).

Die zweite Neue im Team ist Gudrun Meyer aus Sarstedt (nähe Hannover). Die 58-Jährige ist seit 1990 Hebamme und war bis vor zehn Jahren auch in der Wochenbettbetreuung tätig, wie sie sagt.

Wenn sie nicht gerade für den Notdienst nach Sylt reist, arbeitet Meyer im Diakovere Henriettenstift in Hannover. Dort ist sie seit 1994 angestellt.

Zweites Jahr im Einsatz für Hebammen-Notruf auf Sylt

Auf ihr zweites Jahr infolge im Einsatz für den Hebammen-Notruf auf Sylt freuen sich Julia Bormann (49) und Kerstin Japtok (59). Die Hannoveranerin Bormann arbeitet seit 1998 als Hebamme. Derzeit sind Bormann und Japtok ebenfalls wie Gudrun Meyer im Diakovere Henriettenstift in Hannover tätig. Die Hannoveranerin Japtok hat ihre Laufbahn als Hebamme 1988, vor 35 Jahren, begonnen.

Beim Kreis Nordfriesland ist die Erleichterung groß, dass das Notruf-Team komplett ins neue Jahr starten kann: „Durch den deutlich spürbaren Hebammen-Mangel ist die Suche nach geeigneten Hebammen nicht leicht“, weiß Liane Friedrichsen, Koordinatorin der Geburtshilfe. Fachwissen alleine reiche für diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht aus, auch der Charakter der Hebammen sei bei der Auswahl ein entscheidender Faktor gewesen, so Friedrichsen. Schließlich arbeiten die neuen Team-Mitglieder an einem für sie zu Beginn fremden Ort mit unbekannten Patientinnen. Eine große Herausforderung, auch aus einem weiteren Grund:

Jede der Hebammen, die sich für den Notruf auf Sylt engagiert, benötigt ein gewisses Entgegenkommen des eigentlichen Arbeitgebers, der entsprechende Freiräume schaffen muss. Dies sei, so Friedrichsen, nicht selbstverständlich.

Hebammen reisen eine Woche pro Monat nach Sylt

Durchschnittlich werden die vier Hebammen in diesem Jahr für eine Woche im Monat nach Sylt reisen, um ihren Bereitschaftsdienst zu leisten. Die Arbeitswoche dauert von Sonntag bis Sonntag, inklusive teils langer An- und Abfahrten vom Heimatort. In der freien Zeit die Insel zu erkunden ist theoretisch möglich, die Erreichbarkeit muss jedoch zu jeder Zeit gewährleistet sein. Schließlich kann sich während des wöchentlichen Einsatzes sehr plötzlich ein Notfall ergeben, bei dem zügig gehandelt werden muss, wie die junge Hebamme Sophie Schupp shz.de bei einem Interview im vergangenen Jahr erzählte.

Jede der Hebammen ist während ihres Einsatzes 24 Stunden unter der Nummer 0151/51717172 erreichbar. So wird eine Bereitschaft an 365 Tagen für Notfälle in Zusammenhang mit einer beginnenden Geburt oder drohenden Geburt gewährleistet, und zwar für alle Menschen, die sich auf Sylt befinden: Einwohner sowie Urlaubs- und Tagesgäste.

Lediglich für die Wochenbettbetreuung sowie die Vor- und Nachsorge sind die Hebammen des Hebammen-Notrufs nicht zuständig. In diesen Fällen bittet der Kreis darum, sich an die vor Ort niedergelassenen Hebammen zu wenden. 

Hebammen arbeiten mit Rettungsdiensten zusammen

„Den vier Hebammen gebührt für ihren Einsatz auf Sylt ein großer Dank“, betont Liane Friedrichsen. Ihr Engagement und die Bereitschaft, „über das normale Maß hinaus Belastungen und Anstrengungen in Kauf zu nehmen“, könne gar nicht genug gewürdigt werden. Gleiches gelte für die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes, dem Rettungsdienst des Kreises Nordfriesland, der Rettungsleitstelle, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, der Deutschen Rettungsflugwacht, der Asklepios Nordseeklinik GmbH sowie auch der Deutschen Bahn und der Marschbahn, zählt Friedrichsen auf.

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