Kaum ein Tag vergeht, an dem Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) nicht das Energiewende-Wunder heraufbeschwören: Vier bis fünf neue Windmühlen sollen jeden Tag gebaut werden, sagt der Regierungschef. Bei Flächenausweisung und Genehmigungen werden wir viel schneller, verspricht der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminister. Und weil das so kommt, wird der Strom bei uns bald billig wie nie.

Bei Windkraftanlagen Konkurrenz aus China

Die Realität sieht noch anders aus. Einen Beleg dafür liefern die jüngsten Geschäftszahlen von Windturbinenbauer Siemens Energy. Und die Probleme sind mannigfaltig.

Zwar geht es mit den Ausschreibungen endlich voran, aber die Hürden bei der Realisierung der Projekte sind noch viel zu hoch. Mangel an Flächen, Bürokratie-Dickicht, bremsende Behörden, fehlende Fachkräfte, knappe Rohstoffe, teure Energie. Zu allem Übel kann in China deutlich preiswerter produziert werden. Und in den USA fördert Präsident Joe Biden die eigene Industrie mit Milliarden Dollar.

Es wäre fatal, wenn - wie einst bei der Photovoltaik - nun auch die deutsche und europäische Windkraft-Wirtschaft das Nachsehen hat, während außereuropäische Unternehmen Nutznießer der ehrgeizigen Klimapolitik aus Brüssel und Berlin werden.

Um das zu verhindern, braucht es nicht mehr Protektionismus, sondern mehr nationale Spielräume, um eigene Firmen zu stützen. Und es braucht weniger Bürokratie und preiswertere Energie für die Produktion vor Ort. Die Hemmnisse hat die Ampel erkannt. Jetzt muss sie es schaffen, sie aus dem Weg zu räumen.