Öko-Landwirt aus Hürup

Henning Knutzen baut Hanf an – und will damit die Klimawende voranbringen

Henning Knutzen baut Hanf an – und will damit die Klimawende voranbringen

Hanf soll Klimawende voranbringen

SHZ
Hürup
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Henning Knutzen hat seit drei Jahren bei der Bewirtschaftung seiner Felder den Nutzhanf fest in die Fruchtfolge mit aufgenommen. Foto: Annika Kühl / SHZ

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Die Legalisierung von Cannabis könnte möglicherweise auch positive Auswirkungen auf den Anbau von Nutzhanf haben. Und dieser sei ein Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel, ist sich Henning Knutzen aus Hürup sicher.

Ein Dezembertag in Hürup auf dem Acker. Es schneit, die Luft ist eisig kalt. Kaum vorzustellen, dass hier an Ort und Stelle im Sommer normalerweise meterhohe Hanfpflanzen wachsen. Frei zugänglich. Wie geht das? Schleicht sich da keiner mal nachts aufs Feld? „Nein. Da müsste man schon einen halben Hektar rauchen, um etwas zu merken“, sagt Öko-Landwirt Henning Knutzen und lacht. Mit einem THC-Gehalt von 0,02 Prozent ist in seinen Pflanzen so gut wie nichts von den berauschenden Cannabioiden enthalten.


Knutzen gehört zu den größten Nutzhanfbauern in Norddeutschland und engagiert sich als stellvertretender Vorsitzender im Verein Bobenop in verschiedenen Projekten, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen. „Da wird die Landwirtschaft eine Riesenrolle spielen“, ist er sich sicher.

Wie das geht, demonstriert Knutzen auf seinem Feld: Für gewöhnlich steht in dieser Jahreszeit nach langem Regen überall das Wasser – hier jedoch nicht. Der Landwirt gräbt ein tiefes Loch in die Erde. Ganz anders als bei der nassen Witterung zu erwarten, ist das Feld nicht schlammig: Im Gegenteil, die Erde ist locker und durchlässig. Fast 70 Zentimeter tief buddelt er, bis zum ersten Mal das Wasser sichtbar wird. „Ziemlich cool!“, sagt Knutzen begeistert.

Nutzhanf für den Humusaufbau

Seit knapp drei Jahren hat Knutzen den Nutzhanf fest in die Fruchtfolge auf seinen Feldern integriert. Auch andere, sogar konventionelle Landwirte in der Region konnte er davon bereits überzeugen. Die Pflanze hat einen entscheidenden Vorteil: Mit ihr lässt sich der Humus anreichern. Und der wiederum kann enorme Mengen CO2 speichern, bis zu zehn Tonnen pro Hektar. An sich sei die Pflanze beim Anbau relativ anspruchslos, sagt Knutzen. Nur Nässe mag sie nicht so gern.

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Auch sonst ist Hanf eine kleine Wunderwaffe: Aus den Samen gewinnt Knutzen nach dem Trocknen Körner, die in Oeversee zu einem Bio-Öl gepresst werden, das regional vermarktet wird. Daraus ist für den Landwirt in kurzer Zeit ein Business geworden: Im Bio-Bereich lasse sich das wirtschaftlich darstellen, sagt er. Aus den Fasern ließe sich unter anderem Kleidung und Seile herstellen, aber dafür gebe es in Deutschland noch keine Industrie.


Das Problem: „Hanf ist immer stigmatisiert worden“, sagt Knutzen. Und das trotz des vielfältigen Nutzen, auch für das Klima. „Wenn wir den Hanf so etablieren könnten, dass daraus Papier gemacht wird, bräuchte man die ganzen Wälder nicht abzuholzen“, so der Landwirt. Aber ganz so leicht ist es mit dem Anbau von Hanf in Deutschland (noch) nicht, die Auflagen sind streng. „Man darf es anbauen, aber es gibt spezielle Regularien.“

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Die Sorten, die angebaut werden dürfen, sind vorgeschrieben. Auch der Beginn der Blüte muss gemeldet werden. Der THC-Gehalt wird streng kontrolliert; er dürfe höchstens bei 0,2 Prozent liegen, erklärt Knutzen. Hinzu kommen die Eigenschaften der Pflanze, die sich beim Ernten als äußerst hartnäckig erweist. Die langen Fasern sind extrem widerstandsfähig und wickeln sich um alles, was sich dreht – „und machen so jede Maschine kaputt“, sagt Knutzen, der inzwischen über einen speziellen Mähdrescher-Aufsatz verfügt.

Nutzhanf von Betäubungsmittel-Auflagen ausnehmen

Die von der neuen Bundesregierung angekündigte Legalisierung könnte jedoch einen positiven Effekt auf den Nutzhanf-Anbau haben: „Für uns Nutzhanfanbauer ist es ganz wichtig, dass die Pflanze aus dem Betäubungsmittelgesetz rauskommt und die THC-Werte europaweit angeglichen werden“, sagt Knutzen.

Bislang ist es beispielsweise noch nicht möglich, aus den eigenen Pflanzen das inzwischen auch in Deutschland vielfach verkaufte CBD-Öl (mit einem nicht-berauschenden Cannabinoid der Pflanze) herzustellen und zu vertreiben. Denn bei der Extraktion entsteht das noch nicht legale THC als Abfallprodukt. Bis es soweit ist, konzentriert sich Knutzen also weiter auf die Körner – und den für die Landwirtschaft und das Klima so wichtige Humus-Aufbau.

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