„Letj spinris“ in Wittdün

Historisches Handwerk: Wie das Spinnen nach Amrum zurückkehrt

Historisches Handwerk: Wie das Spinnen nach Amrum zurückkehrt

Wie das Spinnen nach Amrum zurückkehrt

Kinka Tadsen/shz.de
Wittdün
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Claudia Martinen-Hönig geht dem Spinn-Handwerk leidenschaftlich nach. Auf Amrum gibt sie jetzt auch Kurse. Foto: Kinka Tadsen/shz.de

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Das Spinnen ist eine der ältesten Techniken der Menschheit. Claudia Martinen-Hönig will zeigen, dass dieses Handwerk keineswegs verstaubt ist. In Kursen erklärt sie, wie jeder selbst eine Strandtasche oder auch Socken häkeln oder stricken...

Was gibt es Schöneres, als sich seinen eigenen Lebenstraum zu erfüllen? Claudia Martinen-Hönig hat das jetzt gemacht. Mit ihrer kleinen Wittdüner Wollwerkstatt „Letj spinris” (Kleines Spinnrad), die jetzt eröffnet wurde. Im Mittelpunkt der Räumlichkeiten und der Geschäftsidee stand das Spinnrad. „Bei Oma Annegret vom Landfrauenverein Grasberg habe ich das uralte Handwerk gelernt“, erzählt die gebürtige Bremerin aus ihren Anfängen von vor 25 Jahren.

Eine Leidenschaft, die Martinen-Hönig auf Mittelaltermärkten intensiviert hat. Dort hatte sie auch einen eigenen Stand, bei dem sie das Handwerk an Kinder und Jugendliche weitergeben konnte. „Auf mein erstes Spinnrad habe ich lange gespart und das, auf dem ich gelernt habe, ist 100 Jahre alt“, berichtet sie begeistert von ihrem Handwerk. Beruflich ging die Wahl-Amrumerin jedoch erst einmal einen anderen Weg: Versicherungskauffrau.

Mit dem Umzug nach Amrum vor rund fünf Jahren hat sich ihr Lebensmittelpunkt verändert, doch die Leidenschaft zum Handwerk blieb. Stricken, häkeln, spinnen: „Wieso nicht die eigene Wolle machen, in der Dicke, Zusammensetzung und Farbe, wie ich sie gerne möchte. Das Spinnen hat mich immer begleitet und der Wunsch, dies anderen näherzubringen blieb“. Mit dieser Geschäftsidee entstand jetzt ihre kleine Wollwerkstatt, in der Martinen-Hönig jahreszeitlich angepasste Strick- und Häkelkurse gibt und in Einzelstunden auch das Verspinnen von Wolle lehrt.

Die Materialien zu den Kursen sind dabei ganz verschieden: West Yorkshire Spinners Wolle, Sockenwolle von Opal, norwegische Wolle von Hillesvag und handgesponnene Wolle. Das notwendige Zubehör wie Strick- und Häkelnadel hat Martinen-Hönig durch einen ganz individuellen Wollabroller, den sogenannten „Amrumer Leuchtturm“, ergänzt. Fast schon ein „Must-have” (dt.: ein absolutes Muss) für jeden Handarbeits- und Amrumfan, findet sie.

„Ich verarbeite auch Rohwolle, wasche, kardiere, verspinne und färbe selbst”, erklärt Martinen-Hönig und freut sich auf rege Beteiligung an Kursen zum Strandtasche häkeln oder Socken stricken.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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