Nach Trauergottesdienst

Husby: Klöppel der großen Glocke stürzt hinab

Husby: Klöppel der großen Glocke stürzt hinab

Husby: Klöppel der großen Glocke stürzt hinab

SHZ
Husby
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Pastor Hans-Christian Gerber zeigt auf den abgestürzten schweren Klöppel. Foto: Friedhelm Caspari Foto: 90037

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Der gut 60 Kilogramm schwere gusseiserne Klöppel der größten der drei Glocken löste sich aus bisher unbekannten Gründen und sauste hindurch die Bretter von zwei Zwischendecken im inneren Kirchturm herab.

Erst vor wenigen Tagen wurde der im November 2020 sturmbedingt abgestürzte, reparierte und neu vergoldete Wetterhahn wieder auf die Spitze der St. Vincentius-Kirche in Husby mit Hilfe eines Spezialkrans installiert.

Nun aber kam es in der Kirche selbst zu einem weiteren Absturz: Der gut 60 Kilogramm schwere gusseiserne Klöppel der größten der drei Glocken löste sich aus bisher unbekannten Gründen und sauste hindurch die Bretter von zwei Zwischendecken im inneren Kirchturm herab. Das geschah am 30. Dezember beim Schlussläuten kurz nach Ende eines Trauergottesdienstes.

„Die Trauergemeinde hatte unsere Kirche zwar bereits verlassen, doch die noch an ihrem Instrument sitzende Organistin erschreckte sich fürchterlich, weil es über ihr richtig laut gepoltert und gescheppert hat“, berichtete Pastor Hans-Christian Gerber. „Und wir draußen Stehenden wunderten uns, denn plötzlich läutete nur noch eine Glocke.“ Nun schweigen Husbys Glocken zunächst gänzlich im neuen Jahr.


Es ist zwar „nur“ der schwere Klöppel gewesen, der sich selbstständig machte. Die gut 400 Jahre alte historische Glocke selbst hätte bei einem Absturz jedoch die Orgel treffen können. Die riesigen Klöppel der drei Glocken – zwei sind kleiner als die von 1610 – hängen mit starken Ledermanschetten und Stahlschrauben befestigt in den Klangkörpern. Jährlich werden die Glocken und das Läutwerk insgesamt vorschriftsmäßig von einer Hamburger Fachfirma gewartet. Zuletzt geschah das in Husby im Frühjahr 2021, wobei keine Mängel festgestellt worden waren.

Pastor Gerber hat den Klöppel-Absturz und den entstandenen Schaden unverzüglich der zuständigen Firma und der Versicherung gemeldet. Nun kündigt er, bis zu einer Reparatur und dem Abschluss der Überprüfung der Glocken, nach dem Glaubensprinzip der Dreieinigkeit mit drei Anschlägen einer kleinen bronzenen Handglocke den Beginn der Gottesdienste an.

Normalerweise läuten in Husby dreimal täglich alle Glocken der St. Vincentius-Kirche: um 8 Uhr zum Arbeitsbeginn, um 12 Uhr zur Mittagszeit und schließlich wird um 17 Uhr das Ende des Tagwerks angesagt. Die Kirchenglocken selbst werden über eine automatische Zeitschaltung von einem Elektromotor „angetrieben“. Früher wurden die Glocken mit Seilzügen und menschlicher Kraft bewegt.

Die Geschichte der drei Glocken

Die Geschichte der drei Glocken von St. Vincentius reicht nachweislich auf das 16. Jahrhundert zurück, als der Turm bereits zwei Glocken barg, eine große und eine kleinere. Im Jahr 1600 brannte der Turmhelm durch einen Blitzschlag ab. Die große Glocke zersprang dabei und stürzte ab. Sie war 1556 von Gerd von Merfeld in Flensburg gegossen worden und trug die Inschrift VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM (Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit).

Auch die kleine Glocke war nach dem Brand nicht mehr zu verwenden. Aus den Resten der größeren Glocke wurde 1610 von Melchior Lucas eine neue gegossen und auf den Ton E gestimmt. Diese Glocke musste im Zweiten Weltkrieg für Rüstungszwecke abgeliefert werden, doch nach Kriegsende wurde sie unbeschadet im Glockendepot in Hamburg aufgefunden und im September 1947 zurückgeholt. Seitdem hängt sie an ihrem alten Platz. 1960 beschloss die Kirchengemeinde, die historische E-Glocke um zwei neue Glocken mit den Tönen G und H zu einem Dreiklang zu ergänzen.

Das Geläut der Kirchenglocken von Husby kann als Ersatz für ihr jetziges Schweigen per Internet angehört werden: www.youtube.com/watch?v=fHCKeDHw7ys

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