Fluthelfer Olaf Zimmermann

„Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich zuhause bin“

„Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich zuhause bin“

„Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich zuhause bin“

SHZ
Kappeln/Altenahr
Zuletzt aktualisiert um:
Zurück an die Ahr: Olaf Zimmermann plant vier weitere Monate in der Ortsgemeinde Altenahr in Rheinland-Pfalz zu helfen. Foto: Doris Smit/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Olaf Zimmermann hat seinen Job aufgegeben, um weiter beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe zu helfen. Außerdem versucht er Ferienhausvermieter zu finden, die ihre Unterkünfte den Betroffenen zur Verfügung stellen.

Solange ist er noch gar nicht zurück aus dem Flutkatastrophengebiet in Rheinland-Pfalz, aber die nächste Fahrt ist längst geplant. Und diesmal will er länger bleiben: Olaf Zimmermann hat seinen Job zum Ende des Monats an den Nagel gehängt und plant die nächsten vier Monate in Altenahr zu verbringen. „Es ist das Übliche. Es gibt noch so viel zu tun“, sagt er. Und: „Jedes Mal wenn ich wieder nach Hause komme und hier ist heile Welt, hab ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht helfen kann.“

Als Lkw-Fahrer und Allrounder nach Altenahr

Weiterlesen: Anpacken: Olaf Zimmermann fährt wieder als Helfer ins Hochwassergebiet

In Altenahr werden Lkw-Fahrer und Allrounder gesucht, erzählt er weiter. Er habe eine kleine Anstellung gefunden, wodurch er seine Wohnung hier und Rechnungen bezahlen könne. Wohnen werde er in Altenahr wieder kostenfrei in dem Hotelgebäude, das ebenfalls betroffen ist. „Es sind erstmal vier Monate angedacht“, sagt Zimmermann. Viele Sachspenden kann er dieses Mal nicht mitnehmen, wenn er mit seinem Pkw und Anhänger fährt, aber er bittet um finanzielle Unterstützung, damit er vor Ort die notwendigen Dinge besorgen kann.

Und noch eine Initiative möchte Olaf Zimmermann jetzt anstoßen: „Ich möchte Ferienwohnungs- und Ferienhausbesitzer finden, die ihre Unterkunft für Familien aus Altenahr kostenfrei zur Verfügung stellen“, sagt der Helfer aus Scheggerott. Es werde jetzt deutlich kälter, und die meisten der Häuser seien gerade mal entkernt. „Wenn die Menschen Glück haben, ist vielleicht noch das Obergeschoss mit einem Zimmer erhalten“, beschreibt er.

Weiterlesen: Zweieinhalb Monate nach der Flut: So helfen die Kappelner Spenden in Altenahr

Wer stellt Ferienwohnungen zur Verfügung?

Alle warten nun auf Handwerker, und den Menschen falle inzwischen die Decke auf den Kopf. „Sie müssen dringend mal raus. Und nicht alle können bei Verwandten unterkommen“, so Zimmermann. Er habe schon Kontakt zum Kappelner Touristikverein aufgenommen, aber wenn jemand ein Zimmer, ein Haus oder eine Wohnung anzubieten hat, könne man sich jetzt bereits über seine Facebook-Seite mit ihm in Verbindung setzen – egal, ob die Unterkunft jetzt frei ist oder später. „Das gilt ab sofort und bestimmt bis zum Sommer nächsten Jahres.“

Auch interessant: Nach der Flut im Ahrtal: Tränen und Zukunftssorgen

Handwerker aller Gewerke gesucht

Aber auch Handwerker aller Gewerke ruft er auf: Gebraucht werden Dachdecker und Zimmerleute, Estrichleger, Heizungsbauer, Elektriker, Installateure und eben alle, die handwerklich geschickt sind. Unterkünfte für Helfer zu finden, sei kein Problem. Auch da könne alles vor Ort organisiert werden. Wer Interesse hat, könne sich ebenfalls bei ihm melden. „Das wird bestimmt noch bis Mitte 2022 so bleiben“, schätzt Zimmermann, „es gibt noch immer Häuser, an denen bislang noch gar nichts passiert ist.“

Auch interessant: Ahrwinzer ernten besonderen Jahrgang

Kinderfeste brachten Geldspende von 1445 Euro

Wer die Aktion von Olaf Zimmermann mit einer Geldspende unterstützen möchte, kann ebenfalls über die Facebook-Seite Kontakt aufnehmen. Zuletzt hat er 1445 Euro von einem Campingplatz in der Nähe von Damp bekommen. Zwei Kinderfeste wurden hier auf die Beine gestellt, den Erlös aus der Tombola übergab jetzt Kai-Uwe Schmidt, Kassenwart des dortigen Orga-Teams.

 

Mehr lesen

EU

EU überarbeitet Schengener Grenzkodex: Enttäuschung im Grenzland

Apenrade/Aabenraa Künftig soll bei der Einführung von Kontrollen an den Binnengrenzen unter anderem die Verhältnismäßigkeit geprüft werden, doch dafür dürfen Grenzkontrollen in Zukunft von den Staaten im Schengenraum noch länger aufrechterhalten werden. Die Parteisekretärin der Schleswigschen Partei, Ruth Candussi, und die Grenzlandpolitiker Rasmus Andresen und Stefan Seidler sind deshalb enttäuscht von dem Beschluss.