Museum, Shops, Kühlhaus?

Ideen sprudeln: So könnte das Krabbengeschäft in Nordfriesland angekurbelt werden

So könnte das Krabbengeschäft in Nordfriesland angekurbelt werden

So könnte das Krabbengeschäft angekurbelt werden

Arndt Prenzel/shz.de
Nordfriesland
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Amrumer Krabbenfischer Andreas Thaden und sein Kutter Butjadingen an der Dagebüller Mole. Foto: Arndt Prenzel/shz.de

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Beim der Vermarktung von Krabben aus Nordfriesland ist nach Meinung von Fachleuten noch Luft nach oben. Experten kamen zusammen und sammelten Ideen. Auch solche, die auf den ersten Blick absurd wirken könnten.

Bei einem öffentlichen Workshop der Aktivregion Nordfriesland Nord in Dagebüll trafen sich Touristiker, Bürgermeister, Gastronomen und Krabbenfischer aus der Region.

Die lokalen Fischerei-Aktionsgruppe (FLAG) der Aktivregion hatte sich bereits zuvor hohe Ziele gesetzt: „Die Stärkung der touristischen Vermarktung der Fischerei mit mehr Direktvermarktung vor Ort und vor allem der Erhalt der Fischerei.“ Dazu soll eine Strategie für die lokale Entwicklung der Fischereiwirtschaft dienen. Für bestimmte Projekte liegen im Land insgesamt 3,5 Millionen Euro bereit.

Auf der Dagebüller Mole dürfen keine Imbisswagen stehen

Was sich so abstrakt anhört, wurde in der Tischrunde schnell greifbar. Man will vorwärtskommen, schafft es aber nicht immer. So konnte in Schlüttsiel kein Fischbrötchen-Kiosk eröffnet werden, weil der Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN) Einwände hatte. Krabbenfischer Niels Friedrichsen etwa verkauft daher vom Kutter, vermarktet sich über Facebook.

Es gibt Hürden: Auf der gut besuchten Dagebüller Mole dürfen keine Imbisswagen stehen, weil sie bei Sturm weggespült werden könnten. Der Amrumer Krabbenfischer Andreas Thaden beklagte die Bürokratie. Jens Korte, Kümmerer der Krabbenfischer, verwies auf Erfolge der Büsumer Krabbenfischer. „Nicht vergleichbar. Und mir fehlen die Arbeitskräfte, wenn ich weitere Krabbenstände aufmache“, sagte Andreas Thaden, der noch zwei Kollegen in unmittelbarer Nähe hat.

Ein Projekt weckte die Fantasie der anderen Teilnehmer

Einig war man sich, dass nicht nur Urlauber, sondern auch Einheimische gelockt werden sollen. Dagebülls Bürgermeister Kurt Hinrichsen wiederholte seine Idee vom Aufbau eines ausgedienten Krabbenkutters, der als Verkaufsstand eine Attraktion wäre. Dieses Projekt weckte die Fantasie der anderen Teilnehmer. So gab es Vorschläge für ein Fischerei-Museum mit historischer Hafen-Ausstellung für Dagebüll. Auch die Möglichkeit, durch Infotafeln die Besucher der Küste auf die Krabbenfischerei hinzuweisen, wurde erörtert. „In Niedersachsen gibt es bereits küstennahe Lernorte für Schüler“, wusste Jens Korte.

Krabbenpuhl-Kurse oder (Welt-)Meisterschaften in dieser Disziplin wurden ins Spiel gebracht. Andreas Thaden outete sich dabei als zweifacher niedersächsischer Meister.

Alles andere als nachhaltig ist der Krabbenkonsum derzeit auch nicht: Die Schalentiere werden weit entfernt von flinken Fingern behandelt. Leider ist das Krabbenpuhlen extrem aufwändig, so dass auch ein Gastronom eine Kraft vor Ort nicht bezahlen kann. „Lohnt sich nicht“, sagte Andreas Ketelsen vom Hotel Neuwarft. „Der schafft zu wenig.“ So hoffen derzeit alle auf eine maschinelle Ultraschall-Puhl-Lösung, damit der weite Transportweg nach Marokko entfallen kann.

Vorschläge werden gesammelt im Planungsbüro

Die Ideen sprudelten indes weiter: „Indoor-Angebote wie Fischauktionshalle mit einer im Winter nutzbaren Tobe-Halle wäre auch was“, sagte Matthias Hüppauff von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland. Und bei Dagebüller Festen könnte ebenfalls mehr auf die Krabbe hingewiesen werden. Andreas Thaden würde seine Krabben dann gern direkt vom Kutter verkaufen. „Ein Kühlhaus in Molennähe könnte gefördert werden“, machte Regionalmanager Simon Rietz am Ende Mut. Ein Planungsbüro gießt die Vorschläge nun in ein Strategiepapier.

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