Corona-Lage im Kreis Pinneberg

Immer mehr Neuinfektionen – Kreis rät Älteren jetzt zu Booster-Impfung

Kreis rät Älteren jetzt zu Booster-Impfung

Kreis rät Älteren jetzt zu Booster-Impfung

SHZ
Elmshorn
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In den vergangenen Wochen ist die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Pinneberg wieder stärker gestiegen. Seit dem 19. Oktober stieg sie von 32 auf derzeit mehr als 80. Foto: Science Photo Library via www.imago-images.de/shz.de

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Hygieneregeln werden nicht mehr richtig eingehalten, außerdem treffen sich die Menschen wieder mehr in Innenräumen. Allerdings ist die Lage in den Kliniken längst nicht so angespannt wie zu Beginn des Jahres.

Mehr als 500 aktive Infektionen und eine Inzidenz von mehr als 80: Seit dem Ende der Herbstferien hat sich die Corona-Lage im Kreis Pinneberg wieder verschlechtert. Die Region liegt damit im Deutschland-Trend, wo überall steigende Zahlen gemeldet werden. Die aktuelle Entwicklung der Lage sei „sehr besorgniserregend“, schreibt das Robert-Koch-Institut sogar in seiner Analyse zur Bundesrepublik. Gilt das auch für den Kreis Pinneberg?

Inzidenz: In Schleswig-Holstein im Mittelfeld

Mit einer Inzidenz von etwa 88 (Stand: 6. November) liegt der Kreis im landesweiten Vergleich eher im oberen Mittelfeld und nicht in der Spitzengruppe. Deutschlandweit sind Kreise in Bayern, Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg mit Inzidenzen von bis zu 770 noch deutlich stärker betroffen; auch in Hamburg lag der 7-Tage-Wert mit etwa 147 zuletzt deutlich höher.


Und: Das Gesundheitsamt des Kreises Pinneberg meldet, dass die Anzahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken des Kreises sei bei weitem nicht so hoch wie bei gleicher Inzidenz im Frühjahr dieses Jahres, als noch deutlich weniger Menschen geimpft waren.

Laut den Regio-Kliniken befanden sich am Freitag (5. November) zwei Patienten mit bestätigter Corona-Infektion auf einer Intensivstation; vier weitere würden auf normalen Stationen behandelt. Patienten mit Verdacht auf eine Covid-Erkrankung gebe es keine, so Sprecherin Birga Berndsen. Die generelle Auslastung der Intensiv- und internistischen Stationen sei hoch, da es einen großen Zulauf auch von Non-Covid-Patienten gebe.

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Also alles in Ordnung im Kreis Pinneberg? Nicht unbedingt. „Wir beobachten einen deutlichen Anstieg der Neuinfektionen – insbesondere seit dem Ende der Herbstferien. Leider werden nicht immer und überall die Hygieneregeln eingehalten“, teilte Kreissprecherin Irmi Weber auf Anfrage von shz.de mit. So komme es zum Beispiel zu Folgeinfektionen, weil nicht richtig gelüftet worden sei, keine Masken getragen oder die Abstände nicht eingehalten worden seien. Und: Die Menschen träfen sich aufgrund der Wetterlage zudem vermehrt in Innenräumen, was Infektionen begünstige.

Impfdurchbrüche auch im Kreis Pinneberg

Genaue Zahlen zu Impfdurchbrüchen veröffentlicht der Kreis nicht. In der Region hat es laut Sprecherin Silke Linne aber bereits welche gegeben, was erwartbar gewesen und kein Grund zur Sorge sei. Keine Impfung schütze zu 100 Prozent, bewahre aber vor allem vor einem schweren Krankheitsverlauf. Außerdem nehme der Schutz insbesondere bei Älteren mit der Zeit ab, sodass Auffrischungen angeraten seien. Die meisten Geimpften erkrankten aber nicht schwer.


Es komme derzeit dazu, dass Personen mit Covid-Erkrankungen im Krankenhaus behandelt werden müssen – meist Ältere, bei denen die letzte Impfung bereits im Januar oder Februar erfolgte und Ungeimpfte.

Infektionen verbreiten sich in Familien

Die Infektionen im Kreis verbreiteten sich aktuell nach wie vor in Familien schnell, aber auch am Arbeitsplatz und bei privaten Treffen, so Linne. Zudem seien immer wieder Reiserückkehrer betroffen. „Inzwischen sind es aber eher die Folgefälle von Reiserückkehrern, die sich hier angesteckt haben“, ergänzt Weber. Die meisten Neuinfektionen gab es laut Kreis im Vergleich zur Vorwoche in Pinneberg, wo 71 neue Fälle hinzukamen. In Elmshorn waren es 43, in Wedel 37.


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Bei den Altersgruppen sind laut Weber nur Menschen zwischen 50 bis 80 Jahren im Verhältnis zur Größe der Bevölkerungsgruppe weniger betroffen. Am höchsten war die Inzidenz zuletzt bei den 0- bis 12-Jährigen (121,3) und den 19- bis 40-Jährigen. Für Kinder unter zwölf gibt es derzeit noch keinen durch die Europäische Union zugelassenen Impfstoff gegen Covid-19.


Die Situation in den Pflegeheimen im Kreis ist laut Weber stabil. In zwei Einrichtungen habe es Corona-Ausbrüche gegeben, wenige Bewohner hätten in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Vier ältere Menschen seien in diesem Zusammenhang an oder mit Covid19-Infektion verstorben. Bis zum 5. November gab es insgesamt 394 Todesfälle im Kreis, die in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion standen. Die Inzidenz in der Altersgruppe Ü80 lag zuletzt bei 45.


Man stelle fest, dass der Impfschutz geraden bei Älteren mittlerweile nachlasse, so Weber weiter. Deshalb rate der Kreis dringend, den Impfschutz auffrischen zu lassen. Dazu gibt es derzeit im Kreis Pinneberg zahlreiche Angebote in den Kommunen; außerdem hat das ehemalige Elmshorner Impfzentrum an einigen Tagen pro Woche geöffnet.

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