Corona in Nordfriesland

Infolge der Pandemie: Tierärzte beklagen Mangel an Impfstoffen

Infolge der Pandemie: Tierärzte beklagen Mangel an Impfstoffen

Tierärzte beklagen Mangel an Impfstoffen

SHZ
Husum/Viöl/Ostenfeld
Zuletzt aktualisiert um:
Mangelware Tierimpfstoff: Unter anderem gibt es Probleme bei der Beschaffung von Impfstoff gegen Zwingerhusten bei Hunden. Foto: Nicolas Armer/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Impfstoffe und Medikamente für Tiere sind seit zwei Jahren nicht mehr so leicht zu bekommen. Das beklagen auch Tierärzte in Husum und Umgebung. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Seit zwei Jahren ist es für Tierärzte schwerer, Impfstoffe und Medikamente für ihre Patienten zu bestellen. Auch die Veterinäre in Husum und Umgebung kennen das Problem. „Das schwankt“, sagt der Husumer Tierarzt Thomas Mill, „mal betrifft es den einen Impfstoff, mal den anderen. Momentan sind die Impfstoffe für Katzen und Kaninchen schwer zu bekommen.“

Lesen Sie auch: So wollen Tierärzte und Vereine unkontrollierte Vermehrung der Katzen verhindern

Er vermute, „dass die Pharmaindustrie sich derzeit auf die Produktion von Impfstoffen für Menschen konzentriert und der für Tiere hintenan gestellt wird. Aber das ist wirklich nur eine Vermutung.“ So dramatische Konsequenzen wie in anderen Praxen in Deutschland, wo die Ärzte mittlerweile entscheiden müssen, welches Tierleben durch eine Impfung erhalten werden kann und welches nicht, hat Thomas Mill noch nicht erlebt. „Wir haben einen klugen Einkauf. So bekommt jedes Tier, dessen Besitzer es möchte, auch seine Impfung.“

Die Konsequenz des Problems, die er und sein Team am stärksten spüren, ist der gestiegene Aufwand bei der Bestellung. „Der organisatorische Aufwand, den wir betreiben müssen, um die Praxis medikamentell ausgeglichen betreiben zu können, hat sich in den vergangenen geschätzten fünf Jahren stark erhöht.“ Die erschwerten Bestellungen beträfen nämlich nicht nur die Impfstoffe, sondern auch Medikamente.

Auch interessant: Tierärztekammer Heide: Keine Ansteckungsgefahr bei Katzen und Hunden durch Corona

Das kann Gabriele Petersen, Tierärztin in Viöl, bestätigen. „Antibiotika, Zusatzpräparate, Salben, Hormone. Das geht quer durch“, listet sie auf. Auch bei ihr gibt es ein Auf und Ab bei den Möglichkeiten der Bestellungen. „Ganz lange war der Impfstoff gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen schwer zu bekommen. Aktuell ist es der gegen Zwingerhusten bei Hunden.“ Lieferzeiten von sechs bis acht Wochen waren phasenweise die Regel.

In den Zeiten, in denen es für die Katzen eng wurde, hat sie eine Warteliste geführt. „Die dringenden Fälle, etwa die Jungtiere, die ihre vollständige Grundimmunisierung brauchten, haben wir zu Kollegen weitergeschickt, die noch Dosen hatten. Das waren zum Glück aber nur Einzelfälle“, erinnert sich Petersen.


Seit der Corona-Pandemie seien die Lieferzeiten deutlich länger geworden, sagt sie. Besonders groß sei das Problem zu Lockdown-Zeiten gewesen. „Es gab keine Fahrer und gleichzeitig ein hohes Paketaufkommen, weil die Menschen viel bestellt haben.“ Damals kam hinzu, dass mehr Tiere angeschafft wurden. „Entweder haben wir neue Patienten mit neuen Besitzern bekommen oder bereits bei uns registrierte Besitzer haben sich weitere Tiere dazu geholt.“

Nach wie vor, so teilten es ihr ihre Firmen mit, gebe es Mangel an Rohstoffen und Ausgangstoffen für Impfstoffe. „Und auch die Ampullen für die Präparate sind rar, weil die ja auch für die Corona-Impfstoffe gebraucht werden“, so Petersen.

Gabriele Petersen muss vorausschauend bestellen

Als Konsequenz, dass ihr derzeit der Impfstoff gegen den Zwingerhusten nicht geliefert werden kann, muss sie improvisieren. „Dieser Wirkstoff ist eigentlich ein Einzelimpfstoff. Nun greife ich auf Mehrfachimpfstoffe zurück, in denen die Impfung gegen den Zwingerhusten mit drin ist.“

Sie hat sich den Gegebenheiten bei den Bestellungen anpassen müssen. „Wir bestellen mittlerweile deutlich früher und mehr, damit wir auch mal eine Lieferfrist von drei oder vier Wochen überbrücken können“, sagt Gabriele Petersen.

Nur noch wenig Vorrat

Bei Luise Dircks in Ostenfeld fehlt es dagegen an Impfstoff gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen. Zwar könne sie noch impfen. Aber der Vorrat ist nicht mehr groß. „Aktuell kann meine Firma liefern, aber nur in geringer Menge“, sagt Dircks.

Wie lange der Vorrat noch reichen wird, könne sie nicht sagen. „Manchmal impfe ich 20 Katzen im Monat, manchmal keine.“ Sie urteilt: „In den letzten zwei Jahren hat sich die Suche nach Firmen, die liefern können, erschwert, aber in den vergangenen zwei Monaten ist es besonders schlimm geworden.“ Dennoch sei es ihr gelungen, die Impfungen maximal nur um eine Woche verschieben zu müssen.

Mehr lesen