SG Flensburg-Handewitt

Johan Hansen – der Flügelflitzer von den Färöern

Johan Hansen – der Flügelflitzer von den Färöern

Johan Hansen – der Flügelflitzer von den Färöern

Jannik Schappert/shz.de
Flensburg
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Seit diesem Sommer trägt Johan Hansen die Farben der SG Flensburg-Handewitt. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Handball in Dänemark statt Fußball in Schottland – wie der 28-jährige Johan Hansen zum Profi wurde.

Der Spaß am Sport stand für Johan Hansen in seiner Jugend immer im Vordergrund. „Über die Möglichkeit, das irgendwann mal professionell zu machen, habe ich früher gar nicht nachgedacht“, sagt der Rechtsaußen der SG Flensburg-Handewitt. Mit seinen Freunden spielte er während der ungemütlichen Winter auf den Färöern, wo Hansen herkommt, Handball. Im Sommer ging es raus auf den Fußball-Platz. „Das war eine überragende Zeit für mich“, schwärmt die Nummer 26 der SG.

Alles drehte sich um den Ball

Hansen wuchs in Torshavn auf. Über ein Viertel aller Färinger lebt in der Hauptstadt der autonomen Inselgruppe im Nordatlantik, die zur dänischen Krone gehört und keine 50000 Menschen beheimatet. „Man kennt fast jeden“, sagt Hansen und lacht. Er bewohnte mit seinen Eltern, seiner Schwester und seinem Bruder ein Haus, ging zur Schule, nachmittags drehte sich alles um den Ball – „ich hatte alles, was ich brauche“, erzählt der 28 Jahre alte Flensburger Neuzugang.

Seine Familie ist noch immer auf den Färöern zu Hause, 2020 heiratete Hansen dort seine Frau Astrid. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter. „Nora ist jetzt zweieinhalb Jahre alt und gerade in den Kindergarten gekommen“, sagt der derzeit am Oberschenkel verletzte Handball-Profi. Hansen hadert: „Das ist nervig. Ich will spielen.“

Sein Herz schlug damals auch für den Fußball. Der Fan des englischen Clubs FC Chelsea war Teil der färöischen Junioren-Nationalmannschaft, 2010 flatterte sogar eine Einladung zum Probetraining beim schottischen Profi-Verein FC Aberdeen ins Haus. Da hatte sich der zu der Zeit 16-Jährige aber gerade entschieden, auf die Handball-Karte zu setzen. Ein dänischer Trainer war auf Hansen aufmerksam geworden und hatte ihm nahegelegt, sich an der Akademie von Skanderborg Handbold vorzustellen. Hansen hinterließ dort schnell Eindruck und bekam einen Platz – 1200 Kilometer von der Heimat entfernt. „Wenn meine Mutter heute darüber nachdenkt, kann sie nicht mehr verstehen, wie sie damals Ja sagen konnte“, sagt Hansen mit einem Grinsen im Gesicht.

Der ursprüngliche Plan, nach einer gewissen Zeit in Dänemark auf die Färöer zurückzukehren, zerschlug sich. Der flinke Linkshänder war so gut, dass er in die erste Mannschaft von Skanderborg kam und für die dänische Juniorenauswahl interessant wurde. „Jeder Färinger hat auch einen dänischen Pass“, erklärt der Handballer. Sein Debüt verzögerte sich jedoch wegen einer Sperre von drei Jahren, die der Wechsel der Nationalteams mit sich brachte.

Dafür startete Hansen im Verein durch, was zum nächsten Karriereschritt führte: 2015 holte der dänische Topclub Bjerringbro-Silkeborg den zu der Zeit frisch gebackenen Nationalspieler. Nach einem Lehrjahr war Hansen vier Jahre lang erster Rechtsaußen des Vereins. Nächster Halt: Ausland.

Lasse Svan und Marius Steinhauser besetzten in Flensburg den rechten Flügel. Dafür suchte der THW Kiel, doch der Platz hinter Niclas Ekberg war für Hansen unattraktiv. „Für mich war das Wichtigste, Spielzeit zu bekommen. In Hannover passte das“, erklärt der 28-Jährige seinen Wechsel zur TSV Hannover-Burgdorf im Sommer 2020.

Hansen behauptete sich in der Bundesliga, die SG traut dem Weltmeister von 2019 und 2021 sowie Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2020 nun die Rolle als einziger echter Rechtsaußen im Kader zu. „Ich bin stolz, jetzt hier zu sein“, sagt der Svan-Nachfolger. „Hoffentlich bleibe ich viele Jahre. Aber 14 wie Lasse, das wird schwer“, sagt Hansen mit Blick auf sein Alter.

Mentaltraining bei Lasse Svan

Svan ist nicht nur ein Vorbild Hansens, er ist seit diesem Sommer auch dessen Mentaltrainer. „Als Lasse mir erzählt hat, dass er sich damit selbstständig machen will, habe ich sofort gesagt, dass ich das interessant finde“, sagt Hansen. Alle zwei bis drei Wochen sprechen die beiden miteinander. „Eigentlich denke ich nicht viel über Misserfolge nach. Aber das ist nicht der beste Weg. Mit Lasse versuche ich, bewusst über meine Fehler nachzudenken“, sagt Hansen. Generell sei aber seine größte Stärke, „dass ich keine Angst habe, Fehler zu machen“.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
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