Bildung

„Käfighaltung für Schüler“: Schulleiter Christoph Kindl drängt auf Anbau am Alten Gymnasium

Schulleiter drängt auf Anbau am Alten Gymnasium

Schulleiter drängt auf Anbau am Alten Gymnasium

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Das Alte Gymnasium in Flensburg soll einen Anbau bekommen. Seit drei Jahren kann die Schule nicht mehr alle angemeldeten Schüler aufnehmen. Foto: Staudt/shz.de

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Seit Jahren muss das Alte Gymnasium in Flensburg Schüler abweisen. Schulleiter Christoph Kindl sieht den gesellschaftlichen Frieden in der Stadt in Gefahr, wenn der geplante Erweiterungsbau nicht endlich kommt.

„Die Zeit drängt.“ Schulleiter Christoph Kindl wurde deutlich, als jetzt im Gestaltungsbeirat der Stadt Flensburg erstmals über Pläne für einen Erweiterungsbau am Alten Gymnasium gesprochen wurde. Die altehrwürdige Schule platzt aus allen Nähten.

Und in drei Jahren macht auch noch der letzte G8-Jahrgang Abitur. Im Jahr 2026 werden dann neue Fünftklässler aufgenommen, ohne dass gleichzeitig Abiturienten die Schule verlassen. Unmöglich zu wuppen, wenn sich nicht schnell etwas ändert, meint Kindl.

In diesem Jahr musste das Alte Gymnasium einen Aufnahmestopp verhängen. Genau wie in den beiden Jahren zuvor. Auch die Auguste-Viktioria-Schule (AVS) und die Goethe-Schule hatten mehr Anmeldungen als freie Plätze. Nur das Fördegymnasium war nicht ausgelastet. Ihre Kinder dorthin ans andere Ende der Stadt zu schicken, sei für viele Eltern im Westen von Flensburg aber keine Option, so Kindl.

Die Lösung: Das Alte Gymnasium muss größer werden. Überlegungen gibt es schon lange. Als die Planungen 2014 begannen, war aber noch nicht klar, wie dramatisch sich die Lage entwickeln würde. Die Pläne, die das Kieler Architektenbüro AX5 jetzt im Gestaltungsbeirat zur Diskussion stellte, gehen deshalb von sechs neuen Klassenräumen aus. Kindl sagt aber, nötig wären zehn bis zwölf weitere Räume.

Nicht nur die steigenden Schülerzahlen machen dabei Probleme, sondern auch Brandschutz-Auflagen: Im Altbau aus dem Jahr 1912 müssen wahrscheinlich Räume am Übergang zum Neubau einem zusätzlichen Treppenhaus weichen.

„Es ist schon jetzt für die Schülerinnen und Schüler eher Käfighaltung und keine Freilandhaltung“, sagt der Schulleiter. Und er macht sich angesichts der seit Jahren schleppend laufenden Planungen große Sorgen, dass es im Jahr 2026 noch immer keinen Anbau geben könnte.

Doch wo auf dem verwinkelten Schulgelände mitten in der Stadt wäre überhaupt Platz für einen Anbau? Die Architekten von AX5 haben dazu verschiedene Szenarien vorgestellt.

Besonders kontrovers ist dabei der Vorschlag, den Neubau aus den 1960er-Jahren um eine Etage aufzustocken. So etwas könnte den Blick von der Förde aus auf den markant an der Hangkante stehenden Altbau erheblich beeinträchtigen.

Wenig Chancen hat wohl auch die Idee, an der Hanglage am Nordergraben zu bauen. Das wäre eine große technische Herausforderung, und viel Platz ist dort ohnehin nicht.

Eine der Lösungen, die die Architekten bevorzugen, besteht darin, südlich vom Altbau auf dem Schulhof am Lütke-Namens-Weg zu bauen, dort, wo sich jetzt die Fahrradständer befinden. Die Schüler könnten ihre Fahrräder dann im Untergeschoss des Neubaus abstellen. Den Mitgliedern des Gestaltungbeirats – auswärtige Fachleute für Architektur und Städtebau – gefiel dieser Vorschlag jedoch nicht. „Das wäre vielleicht bautechnisch am einfachsten“, sagte der Hamburger Landschaftsarchitekt Peter Köster. Den offenen Hof an dieser Stelle aufzugeben, wäre aber ein großer Verlust.

Bleibt ein Anbau an der Südseite des bestehenden Neubaus, dort, wo sich jetzt Bäume und eine Hausmeister-Garage befinden. Aus dem L-förmigen Bau würde dann ein U-förmiger werden.

Mehr als die sechs zusätzlichen Klassenräume, die 2014 auf der Wunschliste standen, wären hier aber nicht drin. Höchstens noch drei kleinere Differenzierungsräume.

Abreißen und komplett neu bauen?

Als Alternative schlagen die Architekten vor, den 60er-Jahre-Bau komplett abzureißen und an seiner Stelle ein größeres O-förmiges Gebäude zu errichten. Das wäre jedoch mit Sicherheit die teuerste Lösung. Ein Vorteil wäre auch, dass die Verbindung zwischen Alt- und Neubau dann barrierefrei gestaltet werden könnte. Bisher gelangt man über einen Brückengang mit Treppe von einem Teil der Schule in den anderen.

Ein weiterer Vorschlag kommt von Schulleiter Kindl. Es ist eine Abwandlung des Entwurfs, der aus dem L-förmigen 60er-Jahre-Bau ein U-förmiges Gebäude macht. Kindl regt an, die Erweiterung ein Stockwerk höher zu bauen – und zusätzlich das bestehende Gebäude lediglich auf der Südseite um eine Etage aufzustocken. Das würde den Blick von der Förde auf den Altbau weniger beeinträchtigen.

Kindl ist sich sicher: „Wenn wir nur sechs neue Räume bekommen, dann müsste zusätzlich auch noch eine andere Schule einen Anbau bekommen.“

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