Natur

Kappelner Tierschützer versuchen verölte Vögel zu retten

Kappelner Tierschützer versuchen verölte Vögel zu retten

Kappelner Tierschützer versuchen verölte Vögel zu retten

Rebecca Nordmann/shz.de
Kappeln
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Der Ölfilm im Nord-Ostsee-Kanal belastet die Umwelt. Foto: Patrick Boncourt

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Seit aus einem Leck in einer Pipeline im Nord-Ostsee-Kanal Öl ausgetreten ist, leidet die Tierwelt. Das Team des Tier-, Natur- und Jugendzentrums Weidefeld in Kappeln ist seit Tagen dabei, sich um verölte Wasservögel zu kümmern – jedoch mit überschaubarem Erfolg.

Seit drei Tagen ist das Team um Patrick Boncourt im Einsatz. Seit drei Tagen stehen sie am Nord-Ostsee-Kanal und versuchen zu retten, was der Ölteppich an der Schleuse Brunsbüttel noch nicht erwischt hat. „Und leider“, sagt Boncourt, „sind wir wenig erfolgreich“.

Boncourt gehört zum Kappelner Tier-, Natur- und Jugendzentrum Weidefeld, einer Einrichtung des Deutschen Tierschutzbundes. Verölte Wasservögel wurden dort in der Vergangenheit bereits häufiger behandelt und oftmals wieder aufgepäppelt. Aber jetzt, so scheint es zumindest, schaffen es die Tiere aus dem Kanal gar nicht bis nach Weidefeld.

Pipeline schlägt Leck im Hafen von Brunsbüttel

In dieser Woche waren aus einem Leck in einer Pipeline im Hafen von Brunsbüttel große Mengen Öl ausgetreten. Inzwischen ist das Leck geschlossen, der Ölteppich aber hatte sich zwischenzeitlich auf einer Länge von etwa sechs Kilometern ausgebreitet.

„Heute haben wir fünf tote Vögel aus dem Wasser geholt“, sagt Patrick Boncourt. Gleichzeitig ahnt der Biologe aber auch: „Es hätte noch deutlich schlimmer kommen können.“ Zwar stehe aktuell noch nicht fest, welche Folgen die Fischwelt wird verkraften müssen – die Vogelwelt aber sei doch „relativ glimpflich“ davongekommen.

Am ersten Tag ist das Kappelner Team nach Boncourts Angaben zu viert nach Brunsbüttel gefahren, am Folgetag habe man den Hilfstrupp mit Hilfe des Landesverbands des Deutschen Tierschutzbundes auf zehn Personen aufstocken können – „weil absehbar war, dass wir die Fläche sonst nicht hätten überschauen können“.

Verölte Wasservögel fliehen

Das Problem: Die frisch verölten Wasservögel fliehen in der Regel vor den Menschen, und dann sind sie in einem Radius von bis zu 20 Kilometern nur noch schwer auffindbar. Und wenn sie dann gefunden werden, sind sie meist schon verendet oder aber bereits so angeschlagen, dass ihnen medizinisch nicht mehr zu helfen ist. So beschreibt Patrick Boncourt das Szenario, das sich im am Kanal bietet.

In den vergangenen Tagen habe er verölte Bussarde gesehen, Enten, Teichhühner, Möwen– insgesamt eine Zahl im zweistelligen Bereich, so schätzt er. „Die Tiere versuchen, sich selbst zu reinigen“, erklärt der Biologe. „Dadurch schlucken sie das Öl in ihrem Gefieder und vergiften sich so am Ende selbst.“ Es sei eine schwierige Situation. Am Donnerstag habe man zwar zwei Vögel entdeckt, beide aber waren bereits so stark vergiftet, dass man sie habe einschläfern lassen müssen.

Patrick Boncourt klingt ernüchtert.

So langsam werde das Team daher auch den Kanal wieder verlassen. Das Absammeln des Öls, das hat Boncourt beobachtet, gehe relativ schnell voran. Seine Hoffnung: „Dass ein Großteil der Vögel die Region in den vergangenen Tagen instinktiv gemieden hat.“

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